Haftbefehl für das Prinzenpaar

TRIER. Sie kamen gerne und genauso gerne zogen sie auch wieder von dannen. Die mehr als 200 "Bewohner" hätten Letzteres auch gerne getan. Doch das war (verständlicherweise) nicht möglich: Das Trierer Stadtprinzenpaar besuchte die Justizvollzugsanstalt in der Gottbillstraße.

Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder soll ja einst am Zaun des Bundeskanzleramtes gerüttelt und gefordert haben, er wolle rein. Fast genauso erging es dem Trierer Stadtprinzenpaar, Niki I. und Gabi I., nur waren die äußeren Vorzeichen hier doch etwas anders. An einer Örtlichkeit, wo alle raus wollen, wollten Prinz und Prinzessin partout rein: Durch das Haupttor der Trierer Justizvollzugsanstalt (JVA) in der Gottbillstraße.Richterin Schrecklich ist unerbittlich

Der Besuch kam wie gerufen, denn die ersten Repräsentanten der Fünften Jahreszeit bekamen völlig überrascht einen "Haftbefehl" unter ihre Nasen gehalten. Richterin Gerlinde Schrecklich vom Amtsgericht Trier hatte einen Haftbefehl gegen beide erlassen und für sogleich vollstreckbar erklärt. Das Prinzenpaar habe die allgemeine Volksdisziplin in der Absicht, anderen Fröhlichkeit zu verschaffen, in gröbster Weise beschädigt. So lautete einer von gleich fünf Vorwürfen.

Ohne einen Hauch von Widerstand zu leisten, traten die Hoheiten ein und ließen sich von Vollzugsanstalt-Chefin Elena Deliargyris hinter dem Stacheldraht zunächst mal alles zeigen. "Was, zwei Mann in so einer kleinen Zelle? - und dann noch die Tür zusperren." Prinz und Prinzessin wechselten die Gesichts-Farben. "Ab sofort bezahle ich meine Knöllchen sofort", gelobte Prinzessin Gabi Besserung.

Doch Scherz beiseite: Die rund 300 Verpflichtungen in der Session führten sie nicht ausschließlich zu karnevalistischen Veranstaltungen. Einige Besuche, so in Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen und eben auch im Gefängnis sähen sie unter einem sozialen Aspekt, betont das Stadtprinzenpaar.

Feuer frei für Gäste-Fragen: Die Anstaltschefin bleibt keine Antwort schuldig: Trier sei ein reines "Männergefängnis" mit in Spitzenzeiten bis zu 240 Gefangenen. In Trier säßen Gefangene mit Haftstrafen bis zu zwei Jahre. Einmal im Monat dürften Angehörige eine Stunde zu Besuch kommen.

Am Tag gebe es eine Stunde "Hofgang". Den Rest verbringe der Häftling in der Zelle. Prinzessin Gabi: "Da wird mir mulmig!" Wieder gefasst: "Stimmt es, dass es im Trierer Gefängnis ein Schwimmbad gibt?" Elena Deliargyris: "Definitiv nicht." Und auch Fernseh-Serien wie "Frauen hinter Gittern" hätten rein gar nichts mit der Realität zu tun. Mit einer Ausnahme, so die JVA-Chefin: "Die Bettwäsche hat die gleiche Farbe wie unsere. Er vermisse den Speisesaal, fragt ein Prinzenpaar-Gefolgsmann. Den gebe es ebenfalls nur in Film oder Fernsehen. Fragestunde beendet.

Fünfzehn Gefangene erhalten in der Aula Gelegenheit, mit dem Prinzenpaar samt Gefolge zu sprechen. Zum Schluss gibt es dann noch zwei Büttenreden von den Parade-Rednern Franz Wanninger und Hans-Karl Meunier. Die Gefangenen lachen herzlich.

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