Halle bald fertig - Windräder geplant

Osburg · Die Gemeinde Osburg will ins Windenergiegeschäft einsteigen: Acht Großanlagen im Osburger Wald sollen maximal rund 27 000 Watt erzeugen (TV vom 19. Mai). Der Ortsgemeinderat Osburg hat sich jetzt für die norddeutsche Jade NaturEnergie GmbH & Co KG als Vertragspartner entschieden. Richtfest für die neue Sporthalle wird am 9. Juni gefeiert.

 Thema im Rat neben der Windkraft: die neue Sporthalle am Osburger Ortsrand. Nach der Montage der Dachelemente stehen jetzt die Dachabdeckung und die Fassadengestaltung an. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Thema im Rat neben der Windkraft: die neue Sporthalle am Osburger Ortsrand. Nach der Montage der Dachelemente stehen jetzt die Dachabdeckung und die Fassadengestaltung an. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Osburg. Die Windenergiepläne der Gemeinde stoßen im Hochwaldort Osburg auf großes Interesse. Auch bei der Ratssitzung am Dienstag, an der Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer teilnahm, lockte das Thema ungewöhnlich viele Zuhörer in den Saal der Walzburgschänke. Ungewöhnlich viele Zuhörer

"So viele Besucher habe ich in meiner 28-jährigen Praxis noch nicht erlebt", staunte Ortsbürgermeister Werner Mergens, bevor er in die Tagesordnung einstieg und mitteilte, dass der Windkraft-Bericht im TV vom 19. Mai zahlreiche weitere Interessenten auf den Plan gerufen habe. Nach umfangreicher Prüfung verschiedener Anbieter werde die Jade NaturEnergie als Vertragspartner vorgeschlagen. Mergens: "Der Entwurf des Nutzungsvertrags mit Jade für die Gemeindeflächen wurde von den Beigeordneten und mir geprüft. Auch die Kommunalaufsicht und die Verbandsgemeindeverwaltung haben geprüft und zugestimmt, alle wichtigen Aspekte sind berücksichtigt."Einige Zuhörer schauten jedoch skeptisch, was den FWG-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Geib zu einer Anmerkung veranlasste: "Dieses Thema und die Frage nach dem richtigen Vertragspartner ist natürlich nicht neu für diesen Rat. Es wird in dieser öffentlichen Sitzung nicht erstmals behandelt. Darüber haben wir schon seit Wochen ausgiebig diskutiert." Nachdem Ortsbürgermeister Mergens den Vertragsinhalt im Wortlaut verlesen hatte, rief er zur Abstimmung auf. Die Entscheidung zugunsten Jade NaturEnergie fiel einstimmig. Auf den Beschluss folgten Wortmeldungen aus dem Publikum. Normalerweise haben Zuhörer in Ratssitzungen kein Rederecht, aber in Osburg, so Ortsbürgermeister Mergens, sei es üblich, auch sie zu Wort kommen zu lassen. Die Fragen der Osburger waren kritischer Natur. Tenor: Wird es auch eine Bürgerbeteiligung geben? Und hat die dann noch einen Sinn, wo doch schon alles entschieden ist? Die Antwort kam von VG-Bürgermeister Busch: "Es wird Bürgerbeteiligungen in allen Orten im möglichen Umkreis der Windräder geben." Entschieden sei noch nichts. Der Osburger Rat habe lediglich den Vertrag mit einem Partner beschlossen, mit dem er gegebenenfalls die Windräder später bauen wolle. Ob dies möglich sein werde, sei nicht entschieden. Zunächst müsse sich der Verbandsgemeinderat im August mit dem Projekt befassen und das Genehmigungsverfahren eröffnen. Weitere Fragen - etwa nach dem LKW-Verkehr in der Bauphase - blieben vorerst offen. Mit klarem "Ja" beantwortet wurde die Frage, ob sich auch Bürger als Investoren beteiligen könnten. Außerdem informierte Ortsbürgermeister Mergens über den Stand der neuen Halle, die bald fertig ist. Richtfest ist am 9. Juni. Meinung

Verzichten wäre unsinnigDer Osburger Plan, acht riesige Windmühlen in den Gemeindewald zu pflanzen, hätte vor zehn Jahren noch zu einem Aufschrei der Gegner geführt. Inzwischen bleibt es merkwürdig still, wenn immer mehr und immer größere Windkraftwerke in die Landschaft gesetzt werden. Denn sie dienen nach höchst offizieller politischer Lesart einem guten Zweck, retten uns vor der Klimakatastrophe und vor der atomaren Apokalypse. Zumindest tun sie das in Deutschland - unsere Nachbarn links und rechts sehen das anders und bauen lieber noch ein Atomkraftwerk auf Vorrat. Mit Sicherheit retten die Rotorgiganten aber die Haushaltslage der Ortsgemeinden, auf deren Boden sie stehen. Und das ist der Punkt: Es geht um Geld - sogar um viel Geld. Erfüllt eine Gemeinde die Voraussetzungen für einen Windpark, wäre sie mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie verzichten würde. Zumal dann die Nachbarn am Ball wären. So gesehen folgt Osburg der wirtschaftlichen Logik in Richtung einer nachhaltigen Einnahmequelle. Aufhalten lässt sich die Entwicklung ohnehin nicht mehr. f.knopp@volksfreund.deDie Jade NaturEnergie GmbH und Co. KG ist ein Unternehmen der erneuerbaren Energiebranche mit Sitz in Varel/Niedersachsen. Das Unternehmen ist auf den Gebieten Windkraft und Solarenergie tätig und betreibt Niederlassungen in ganz Deutschland. Nach eigenen Angaben legt Jade NaturEnergie besonderen Wert auf individuelle Kooperationsmodelle, die auf die besonderen Verhältnisse bei den jeweiligen Vertragspartnern - in dem Fall auf die Ortsgemeinde Osburg - abgestimmt werden. Darüber hinaus sollen die Bürger an der Energieproduktion teilhaben können. In dem Vertrag der Gemeinde Osburg mit Jade wird die Nutzung von gemeindeeigenem Grund für Windkraftanlagen vereinbart. Noch offen ist, ob dies an den angedachten Stellen möglich ist. Zur Klärung dieser Frage sind zunächst Umweltverträglichkeitsstudien erforderlich (etwa zur örtlichen Vogelpopulation). Die Kosten für die Gutachten trägt allein der Vertragspartner Jade. Dies gilt auch für den Fall, dass die Expertisen gegen den Bau der Anlagen sprechen sollten. Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans durch die VG Ruwer ist eine weitere Voraussetzung. Dies dürfte aber in der nächsten VG-Ratssitzung am 10. August beschlossen werden.

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