Hand in Hand für elternlose Flüchtlinge

Trier · Wenn minderjährige Flüchtlinge ohne Verwandtschaft nach Deutschland kommen, stellt das die Kommunen vor eine besondere Herausforderung. In Trier arbeitet der Palais e.V. nun mit dem Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg zusammen. Im Trierer Gartenfeld eröffneten die beiden Träger ein gemeinsames Kompetenzzentrum, in das im Sommer auch bis zu 18 Jugendliche einziehen könnten.

Hand in Hand für elternlose Flüchtlinge
Foto: Sebastian Klipp (sek), Sebastian Klipp ("TV-Upload Klipp"

Trier. Mehr als 250 minderjährige Flüchtlinge leben zurzeit ohne Verwandtschaft in Trier. Viele haben ihre Eltern auf der Flucht verloren oder wurden aus Geldnöten alleine auf die Reise ins Unbekannte geschickt. In Deutschland stellen diese Kinder und Jugendliche die Behörden und freien Träger vor eine komplizierte Herausforderung. Die Jugendlichen haben einen besonderen Bedarf an Schulbildung und leben nicht in normalen Flüchtlingsunterkünften, sondern in betreuten Wohngruppen oder bei Gastfamilien.
Bevor die Jugendlichen die Schulbank drücken können, durchlaufen sie ein sogenanntes Clearing-Verfahren. Dort wird festgestellt, welche Erfahrungen der Jugendliche hat, wie sein Gesundheitszustand ist und was er selbst möchte.
Eine neue Stelle für das Clearing haben das Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg und der Trierer Verein Palais nun in der Gartenfeldstraße in Trier eröffnet. Neun Mitarbeiter sollen dort künftig die Anliegen junger Flüchtlinge aufnehmen, Angebote koordinieren und auch Anlaufstelle für Gastfamilien und Fragen aus der Bevölkerung sein.
Carsten Lang, pädagogischer Leiter des Jugendhilfezentrums Don Bosco, schätzt die Lage in Trier als entspannt ein. Laut einer neuen Gesetzesregelung müsste Trier knapp 50 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen. Damit leben zurzeit also etwa 200 Jugendliche mehr in Trier, als der Gesetzgeber verlangt. Das liegt vor allem an der alten Regelung. Die besagte nämlich, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dort betreut werden müssen, wo sie ankommen. Und das war wegen der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) eben besonders oft in Trier. Dennoch mahnt Lang dazu, sich jetzt nicht auszuruhen. "Wir müssen weiter Wohnraum schaffen."
Einen Schritt in diese Richtung soll das neu geschaffene Kompetenzzentrum im Gartenfeld machen. Noch vermutlich bis Mitte des Jahres werden weitere Räume in dem ehemaligen Laden- und Bürokomplex renoviert. Sind die Arbeiten abgeschlossen, sollen dort zwei Wohngruppen mit je neun Jugendlichen einziehen.
Unter den Gästen bei der Eröffnung war auch Ortsvorsteher Dominik Heinrich. Und der kündigte gleich seine Unterstützung an. "Wir haben im Ortsbeirat noch Budget, das wir verteilen müssen."
Auf Heinrichs Frage, wie Bürger sich eventuell auch ehrenamtlich engagieren können, kann Carsten Lang keine konkrete Antwort geben. Ehrenamt bei Jugendlichen sei sehr aufwendig, sagt Lang. "Wir müssen jeden Helfer genau überprüfen." Die Gefahr sei einfach zu groß, dass sich jemand unter die Helfer mische, der etwas anderes als Flüchtlingshilfe im Sinn habe.
Einen Wunsch hat Lang dann aber doch. "Pensionierte Lehrer können wir immer gebrauchen." Jeder Jugendliche bekomme ab dem ersten Tag in Trier eine Sprachförderung. Und das durchaus mit Erfolg. Knapp 60 Prozent der Jugendlichen, die an einem Berufsvorbereitungsjahr teilnehmen, gelinge innerhalb von 18 Monaten ein regulärer Hauptschulabschluss.

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