Hand in Hand helfen

Trierweiler · Überlebenstraining Firmvorbereitung: Jugendliche aus der Pfarreiengemeinschaft Trierweiler helfen bedürftigen Menschen - und leben drei Tage von dem so verdienten Geld oder Gutscheinen.

 Die Firmlinge Leonie und Melissa säubern in einem Projekt der Firmvorbereitung bei Marga Grundheber den Hof. Foto: privat

Die Firmlinge Leonie und Melissa säubern in einem Projekt der Firmvorbereitung bei Marga Grundheber den Hof. Foto: privat

Trierweiler. "Ich gehe Rasenmähen!", ruft ein Junge. "Wir werden das Unkraut rausrupfen", werfen zwei weitere Jugendliche in die Runde, in der sie im Trierweiler Pfarrheim zusammensitzen. Insgesamt 14 Aufträge hat die Gruppe gesammelt, die aus acht Jugendlichen besteht. Und sie haben drei Tage Zeit, sie zu erledigen.
Ausschließlich von dem Erlös ihrer Arbeit werden sie in dieser Zeit leben. Die Auftraggeber können bezahlen, was sie für richtig halten - egal ob Geld oder einen Brötchengutschein. Der Überschuss soll gespendet werden. Zudem helfen sie mit ihrer Arbeit vor allem Menschen, die die Tätigkeiten oft nicht mehr selbst oder nur unter Mühen verrichten können. Das "Hand in Hand"-Projekt ist Teil der Firmvorbereitung der Pfarreiengemeinschaft Trierweiler in Kooperation mit dem Dekanat Schweich-Welschbillig.
"Ich finde es schön, dass wir helfen können", sagt die 14-jährige Mara aus Sirzenich. Sie sehe an ihrer eigenen Oma, dass Hilfe im Alltag gerade bei älteren Menschen gebraucht werde. "Außerdem lernen wir, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Essen auf dem Tisch steht." Mara steht vor einem Flipchart im Trierweiler Pfarrheim und legt mit den anderen den Plan fest. "Zwei müssen nach Sirzenich", sagt sie in die Runde. Leonie und Melissa, beide 14, übernehmen den Auftrag.
Einige Minuten später stehen sie vor der Tür von Marga Grundheber. "Schön, dass ihr da seid", begrüßt die 83-Jährige die Jugendlichen. Sie gibt ihnen Eimer und Besen, und die beiden Firmlinge machen sich an die Arbeit: Laub vor dem Haus zusammenkehren. Die Seniorin habe nicht lange gezögert, sich zu melden, als sie den Handzettel der Firmlinge in ihrem Briefkasten fand. "Solange ich noch kann, arbeite ich selbst am Haus. Aber ich sage nicht ‚Nein\', wenn mir jemand Hilfe anbietet." Leonie kehrt das Laub auf einen Haufen. Melissa packt es in den Eimer. "Macht es doch nicht so hundertprozentig. Das ist schon in Ordnung", sagt Marga Grundheber. Aber die beiden Firmlinge lassen sich nicht abhalten. "Komm, wir machen noch die Blätter auf der Seite weg. Sonst, wenn der Wind kommt, ist wieder alles voll", sagt Leonie.
Am Ende ist der Weg vor dem Haus sauber. "Wenn man sieht, was man geleistet hat, ist das ein gutes Gefühl", sagt Melissa. Marga Grundheber bittet die Mädchen noch auf ein Getränk ins Haus. Sie unterhalten sich ein wenig. Dann müssen die Jugendlichen zum nächsten Auftrag. "Ich habe mich sehr gefreut, vielen Dank", gibt Marga Grundheber den beiden, neben einem Geldschein, noch mit auf den Weg. Eine Firmbegleiterin aus Schweich habe eine Art Überlebenstraining im Fernsehen gesehen, erklärt Roland Hinzmann vom Dekanat Schweich-Welschbillig. "Dann haben wir die Idee weitergesponnen", sagt er.
Und das Team um die Firmvorbereitung verband die Aktion mit dem Gedanken hinter dem Hilfsnetzwerk "Hand in Hand" des Pflegestützpunkts Welschbillig und dem Jugendring Trier-Land. Dabei sollen jüngere Menschen ältere unterstützen. Zehn Firmlinge in Ralingen-Edingen sowie acht in Trierweiler haben sich für das Firmprojekt - eines von mehreren Angeboten für die 95 Jugendlichen - gemeldet. Hinzmann hofft, dass sich aus "Hand in Hand" auch langfristigere Projekte entwickeln können.
Niklas (14) und Matthias (15) aus Trierweiler haben schon mit dem Heckenschneiden bei der nächsten Auftraggeberin begonnen. "Gut, dass ihr da seid", sagt Matthias scherzhaft zu Leonie und Melissa, die zu den beiden dazukommen. "Es ist ein großer Segen, dass sie da sind", sagt Hedi Mayer (52). Die verwitwete Frau hat einen gebrochenen Zeh. Die Arbeit hätte sie daher selbst nicht erledigen können. "Ich bin total begeistert von dem Projekt."
Am Nachmittag wird Melissa noch einen Hasenstall säubern, Leonie wird sich um einen kranken Hund kümmern. Aber davor freuen sich die Mädchen auf das gemeinsame Mittagessen im Pfarrheim mit den anderen Firmlingen. Es gibt belegte Brötchen, gekauft vom selbst verdienten Geld. Und auch von ihren Erfahrungen können die Firmlinge wohl noch lange zehren. red
Weitere Infos: Roland Hinzmann, Telefon 06502/9371600, E-Mail: Roland.Hinzmann@bistum-trier.de

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