Handgemacht und gut verständlich

TRIER. (len) Liedermacher-Abend mit unerwartetem Ende: Während sieben Gruppen bei dem alljährlichen Treffen in der Tufa einen professionellen Auftritt hinlegten, verärgerten zwei jugendliche Gruppen den Techniker derart, dass er ihnen den Strom abdrehte.

Handgemacht muss es sein, mit gut verständlichen Texten und am liebsten mit Gitarrenbegleitung: Bei "Liedermacher 6", dem sechsten Treffen von Liedermachern aus der Region stand der Gesang im Mittelpunkt. Ob deutsche Lieder und Balladen, Folk Pop oder irische Songs: Die Gruppen boten das, was das Publikum eines Liedermacher-Abends erwartet.Zwei irische Stücke spielte das Trio "Celtic Express", ein von der Liedermacherin Bettina Wegner gecovertes Lied und das selbstgeschriebene Stück "Armstrong und Adam" - das einen etwas skurilen Vergleich zwischen dem ersten Mann auf dem Mond und dem ersten Mann auf der Erde anstellt.Zum ersten Mal allein auf der Bühne stand Gerd Babin, der deutschsprachige und schottisch-keltische Lieder vortrug.Sicherlich einer der Höhepunkte des Abends war der Auftritt von Dorle Schausbreitner aus Igel. Von ihrem Mann Florian am Bass begleitet, trug sie Balladen vor. Etwa die Geschichte von einem kleinen Jungen, der seinen Vater, einen Opernstar, bewundert und ihm nacheifern will.Stimme eines jahrelangen Alkoholikers

Deutschsprachige Lieder mit Gitarrenbegleitung präsentierte Solist Achim Weinzen aus Bitburg.Einen witzigen Auftritt mit verqueren, schrägen Liedern zum Schmunzeln brachte Patric Ludwig aus Saarburg zustande. Mit der Stimme eines jahrelangen Alkoholikers erzählte er Musikerwitze - und erntete Lachsalven vom Publikum. Den Besuchern bestens aus dem Vorjahr bekannt, forderten sie ihn per Zwischenruf auf, auch seine alten Witze zu wiederholen.Einen besonderen Leckerbissen hatte die Trierer Kultband Woltähr vorbereitet. In den Carmina Burana, einer Liederhandschrift aus dem 13. Jahrhundert, hatte der geistige Kopf der Gruppe, Walter Liederschmitt, einen Text über Trier aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Die Gruppe trug das Lied auf Latein vor. Für der antiken Sprache Unkundige fand sich auf der Rückseite des Programms die deutsche Übersetzung von "Trevir ... per dulzor!"Stärker an der Musik orientiert als die vorangehenden Gruppen war "Why Didn't They Ask Evans?". Mehrstimmigen Gesang präsentierten die fünf, Deutsch, Englisch und Französisch war die Sprache ihrer Texte. Mit begeistertem Applaus dankten die Besucher - eine Zugabe war fällig.Eigentlich hätte der Abend mit dem Auftritt zu Ende sein können - denn die beiden nachfolgenden Gruppen verärgerten viele der knapp 100 Zuschauer so sehr, dass sie den Saal verließen. Als Folk-Punk zum Ablachen war die Gruppe "Stasi/Disi" angekündigt. Mit Titeln wie "Grillparty und Samenerguss", "Vernichtungsmaschiene" und "Pickelgesicht" vergraulte das Duo aber viele der Besucher. War den meisten im Saal nach den ersten Stücken wirklich noch zum Lachen zu Mute, leerten sich zunehmend die Reihen im Saal, als die beiden Musiker auch nach vier geplanten Titeln kein Ende finden konnten. Vor der Bühne allerdings versammelten sich die meist jugendlichen Fans der Provokateure.Provokation oder Faustschlag

Nachdem klar war, dass auch von der nachfolgenden Gruppe "Behrlinger & Söhren" kein anderer Stil zu erwarten war, gab es auch für die meisten der noch gebliebenen Besucher kein Halten mehr. Die beiden auf der Bühne indes schafften es, den Techniker der Tufa mit Beschimpfungen derart zu verärgern, dass er ihnen schlichtweg den Strom abschaltete. Es blieb ein Grüppchen von Besuchern und Akteuren, das heftig diskutierte, ob diese Art der Musik ein "Faustschlag für die Liedermacher" oder eine "gelungene Provokation" sei.

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