Happy End im Weinkeller
Kasel/Trier · Happy End im Wingert: Nach einer meteorologischen Zitterparty haben sich die Trauben an Mosel, Saar und Ruwer hervorragend entwickelt. Der Weinjahrgang 2015 werde toll, hat der Verein Moselwein kurz nach Ernteende auf seiner Herbstpressekonferenz im Pauliner Hof in Kasel verkündet.
Kasel/Trier. Dass die Weinwerbung ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., ihre Bilanz verkündet, ist kein schlechtes Omen. Im Gegenteil: Wenige Wochen nach Beendigung der Riesling ernte steht fest, dass der Jahrgang, der jetzt in den Kellern heranreift, eine sehr gute Qualität haben wird. "Die Jungweine probieren sich aromatisch, fruchtig und mit einer harmonischen Säure", sagt Weinbaupräsident Rolf Haxel.
Von Kabinett bis Trockenbeerenauslese könnten alle Prädikatsstufen angeboten werden, sagt Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbands Mosel. Ein Fragezeichen steht nur noch hinter dem Eiswein. Um diese Trauben zu lesen, muss es mindestens sieben Grad unter Null kalt sein. 45 Betriebe hätten auf zehn Hektar Eiswein angemeldet, berichtet Moselwein-Geschäftsführer Ansgar Schmitz.
Ein kleines Manko ist die Erntemenge. Sie beläuft sich an Mosel, Saar und Ruwer insgesamt auf knapp 800 000 Hektoliter, das sind 100 000 Hektoliter weniger als im Jahr 2014. Grund ist die langanhaltende Trockenheit im Sommer. Dank des guten Gesundheitszustandes der Trauben - es gab kaum Ausfälle durch Schädlinge und Pilzbefall - ist die Erntemenge in vielen Weingütern unter dem Strich sogar größer als im vergangenen Jahr.
Während die Direktvermarkter nach wie vor gute Absatzmöglichkeiten haben, insbesondere im Premiumsegment, lässt sich der Moselwein im Einzelhandel nicht einfach vermarkten. Andere Weinbaugebiete wie Baden oder die Pfalz haben größere Mengen und können aufgrund der Flachlagen billiger produzieren. 75 Prozent aller deutschen Weine gehen in den Lebensmittelhandel. "Die Discounter werden immer stärker", sagt Henning Seibert, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Moselland eG. "Da spielt die Musik zwischen 3,50 und fünf Euro."Zuwächse im Tourismus
Veränderungen gibt es nicht nur am Markt, auch der Kunde wandelt sich. Die Zeiten, in denen sich Leute aus dem Ruhrgebiet alle drei Monate an der Mosel den Kofferraum mit Wein gefüllt haben, seien vorbei, sagt Thomas Ludwig, Winzer aus Thörnich. Stattdessen nähmen die Internetbestellungen zu. Mut machen Ludwig die Zuwächse beim Moseltourismus, die unter anderem auf den neuen Premiumwanderweg Moselsteig zurückzuführen sind: "Da ist in den letzten Jahren verdammt viel Gutes passiert." Eine tolle Landschaft und hervorragende Rad- und Wanderwege reichten aber nicht. Der Gast erwarte auch gewisse Standards in der Gastronomie und bei der Beherbergung.
Florian Lauer, Winzer aus Ayl (Saar) und kürzlich vom Weinführer Gault-Millau für die beste Rieslingkollektion 2014 ausgezeichnet, sieht das Weinbaugebiet Mosel (siehe Extra) im Aufwind. An der Saar wachse die Rebfläche. "Die oberen Riegel werden zunehmend wieder bepflanzt, durch den Klimawandel wird der Weinbau auch in den Seitentälern attraktiver." Auch an der Obermosel nimmt die Zahl der Weinberge zu. Der Trend gehe von der klassischen Rebsorte Elbling und dem Müller-Thurgau zu den Burgundersorten, sagt Winzer Matthias Walter (Wincheringen).
Während der Pressekonferenz ist auch der neue, noch im Aufbau befindliche Internetauftritt des Weinanbaugebiets Mosel vorgestellt worden ( www.weinland-mosel.de ). Im Logo wird auf die Krone verzichtet, Winzer werden zu "Helden" und kraxeln voller Dynamik mit ihrem Arbeitsgerät schieferbedeckte Steilhänge hoch. Mit einfacher Menüführung soll alles Wissenswerte über den Moselwein und seine Produzenten abgreifbar sein.Extra
Rebfläche: 8803 Hektar, davon sind 91 Prozent mit weißen Sorten bestockt; neun Prozent mit roten; Betriebe: rund 2500, durchschnittliche Betriebsgröße: 3,5 Hektar; wichtigste Rebsorten: Riesling (61 Prozent), Müller Thurgau (12,2 Prozent), Elbling (6 Prozent), Blauer Spätburgunder (4,4 Prozent), Dornfelder (3,6 Prozent), Weißer Burgunder (3,6 Prozent), Kerner (3 Prozent), Grauer Burgunder (1,5 Prozent); Produktion 2015: 795 000 Hektoliter (geschätzt) alf