"Harakiri-Fahrerei" geht weiter

Kell/Schillingen · Mit Unverständnis reagieren Bürgermeister im Kreis auf Einsparungen im Baustraßenprogramm des Landes (TV vom Mittwoch). Insbesondere im Hochwald und im Saargau ist die Enttäuschung groß, weil dringend erforderliche Sanierungen geschoben werden.

 Die Landesstraße L 143 zwischen Kell am See und Schillingen fällt dem Sparkurs des Landes zum Opfer. Der Ausbau kommt statt 2012 voraussichtlich erst ab 2014. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Landesstraße L 143 zwischen Kell am See und Schillingen fällt dem Sparkurs des Landes zum Opfer. Der Ausbau kommt statt 2012 voraussichtlich erst ab 2014. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kell/Schillingen. Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, ist sauer. Die Ortsdurchfahrt von Freudenburg (L 133), seit Jahren dringend sanierungsbedürftig und eigentlich für 2012 auf dem Ausbauplan, fällt der Sparliste des Landes zum Opfer. Im aktuellen Baustraßenprogramm, das dem TV vorliegt und Bestandteil der laufenden Haushaltsberatungen im Landtag ist, ist das mit 1,3 Millionen Euro veranschlagte Projekt erst wieder für die Jahre 2013 und 2014 gelistet.
Noch im September sei man nach einem Gespräch mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) davon ausgegangen, der Ausbau laufe 2012, sagt Lauer. Nun erfahre man vom Aufschub aus der Zeitung. Für die Bewohner Freudenburgs sei das frustrierend, sagt Lauer, Straße und Kanal seien in sehr schlechtem Zustand.
Auch der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden ist verärgert. Unter anderem soll der Ausbau zweier wichtiger Straßenachsen von der Saar Richtung Mosel aufgeschoben werden: die L 138 zwischen Krettnach und Ober emmel sowie die L 136 zwischen dem Temmelser Berg und Fellerich. Für beide Projekte (Kostenvolumen jeweils rund 1,1 Millionen Euro) werde es jedoch höchste Zeit, so Frieden. Die auch von vielen Luxemburg-Pendlern benutzten Straßen seien schmal, kaputtgefahren und unfallträchtig. Erst im Sommer habe man Innenminister Lewentz bei dessen Rundreise mit dem Bus Eindrücke der "Harakiri-Fahrerei" im Saargau vermittelt. Umso unverständlicher sei es nun, dass die Serpentinenstrecke bei Temmels nicht an den bereits erfolgten Ausbau des Höhenteilstücks drangehängt werde.
20 Jahre vergeblich gekämpft


Auch der Hochwald bekommt den Mainzer Rotstift zu spüren. So wird der Ausbau der L 143 zwischen Kell und Schillingen (390 000 Euro) wohl erst ab 2014 ins Rollen kommen und nicht wie erhofft 2012. Der Streckenabschnitt ist eine sogenannte Unfallhäufungsstelle. Nach Angaben der Hermeskeiler Polizei wurden dort seit Anfang 2010 bis heute 21 Kollisionen ereignet.
Neu aufgenommen ins Bauprogramm wurde dagegen die Fortführung dieser Straße Richtung Heddert (650 000 Euro in den Jahren 2013 und 2014). "Ein kleiner Lichtblick", meint Bürgermeister Werner Angsten (VG Kell am See). Seit mehr als 20 Jahren kämpfe man parteiübergreifend darum, dass der desolate Zustand der L 143 von Kell bis Pluwigerhammer behoben werde - vergeblich. Alle Appelle, Resolutionen und Initiativen hätten beim Land nicht gefruchtet. Angsten: "Der Ausbau dieser wichtigsten Verbindung Richtung Oberzentrum ist enorm wichtig für die Entwicklung unseres Raums."
In der Verbandsgemeinde Schweich ist nur eine Maßnahme im Landesbauprogramm vermerkt: der Ausbau der Ortsdurchfahrt Fell. 300 000 Euro sollen 2013 dafür aufgewendet werden, 2014 weitere 360 000 Euro. In der Verbandsgemeinde Ruwer soll zum gleichen Zeitraum die Sanierung der Ortsdurchfahrt Holzerath (L 146) über die Bühne gehen. In der VG Hermeskeil wird der Straßenausbau zwischen Bescheid und Büdlicherbrück (Landesstraße 148, 1,33 Millionen Euro) zeitlich gestreckt.Extra

Kreisverkehr Fruchtmarkt Saarburg: geplanter Ausbau 2012, Kosten 260 000 Euro, Ortsdurchfahrt Konz, Tälchen-Strecke: 2012, 310 000 Euro, Ortsdurchfahrt Konz-Oberemmel: 2013, 230 000 Euro, Ortsdurchfahrt Schillingen: 2012, 382 000 Euro, Ortsdurchfahrt Holzerath mit Anbindung A 1/Reinsfeld: 2013/2014, 700 000 Euro. alf

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