Konzert Harmonie mit Weichspülfaktor

Trier · Bernd Begemann und Kai Dorenkamp liefern im Mergener Hof eine Show der Superlative. Inklusive der schlechtesten Ansagen und dem besten Konzert, das eine Frau im Publikum seit langem gehört hat.

 Kai Dorenkamp (links) und Bernd Begemann unterhalten das Publikum im Mergener Hof aufs Beste.

Kai Dorenkamp (links) und Bernd Begemann unterhalten das Publikum im Mergener Hof aufs Beste.

Foto: TV/Clemens Sarholz

Mit Temperament erhebt sich Bernd Begemanns Stimme dann, wenn er ihr ekstatischen Ausdruck verleihen kann, gefühlvoll und sentimental gibt es aber auch in seinem Repertoire. So ist der Abend stets eine ausgeglichene Mischung aus tiefgründiger Melancholie und nachdenklichem Humor – mit einem Hang zum Zynismus. Manchmal stellt man sich die Frage, ob er nun ein sensibler Softie ist oder ein begnadeter Schauspieler. Oder beides. Auf jeden Fall kokettiert er mit der Rolle des Chansonniers.

Das zeigt sich im neuen Album der beiden Musiker Begemann und Kai Dorenkamp. Mit Begemann in der Hauptrolle behandelt es die Entwicklung einer jungen Frau, die sich in urbanen Gefilden neu finden muss. Mit den Liedern des Albums „Die Stadt & das Mädchen“ eröffnen sie den Abend. Eine Platte mit klarem Konzept. Dabei spielen sich die beiden vornehmlich in weibliche Herzen.

In der zweite Hälfte der Show zeigen sich Begemanns Schalk und Nachdenklichkeit vereint. Er habe von seinem Hotel aus Blick auf die Rückseite der Porta Nigra. Und er freue sich über Besuch. „Ihr könnt die Gänge umherwandern, bis dass ihr mich gefunden habt“, sagt er mit einem Augenzwinkern in das mehrheitlich weibliche Publikum. In Gedanken schaut er kurz in die Luft des Kellergewölbes des Mergener Hofs. „Das war die ekligste Ansage, die ich je gemacht habe“, sagt er. „Aber ich lerne ja noch.“

Begemann ist einfach für die Bühne gemacht. Er fühlt sich wohl, wenn er dem Auditorium eine Show liefern darf. Das Duo lässt keinen Zweifel daran, dass ihm der Applaus eine der liebsten Gagen ist. Weniger Zuhörer habe er bei dieser „sogenannten Tour“ bisher noch nicht gehabt, sagt Begemann halbironisch, aber musikalisch sei es ein großartiges Konzert, folgt es ganz unironisch. Das verdanke er der „Kameraderie des trierischen Auditoriums“: „Lieber vor zehn Gerechten spielen als vor 500 Snobs.“

Bernd Begemann ist ein geborener Entertainer, Geschichtenerzähler, Sänger, Bühnenmensch – mit unverkennbarem Timbre. Und Kai Dorenkamp ist ein Pianist, der die Begleitung nicht lediglich als musikalische Unterlegung des Gesangs versteht. Er weiß genau, wann was der Stimmung angemessen ist. Ob es leise, unaufdringliche Töne zur Untermalung der Stimmung sind oder ob leidenschaftliches Pomposo angesagt ist.

Silvia Mayer-Stenzel ist eine der Konzertbesucherinnen. „Es war super, großartig, grandios“, sagte sie nach der Zugabe. Nach dieser applaudiert die kleine Zuhörerschaft nachdrücklich. Eine andere Frau raunt leise: „Das war das beste Konzert, das ich seit langem gehört habe.“

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