Hart arbeiten, Kompromisse suchen

KONZ-FILZEN. (mö) Claus Piedmont, FDP-Direktkandidat für den Wahlkreis 24, steht in einer festen Familientradition. Und doch ist er alles andere als rückständig.

Würde da nicht gelegentlich einer der modernen, knallroten Bahn-Triebwagen vorbeifahren, dann breitete sich hier ein Lebensgefühl aus wie im vorvergangenen Jahrhundert. Vom repräsentativen und doch klassizistisch schlichten Gebäude der Piedmonts am Ortseingang von Konz-Filzen geht der Blick über die Saar auf die Weinberge in Könen. Und drinnen, im Hauseingang, empfangen den Besucher Jagd-Trophäen in stattlicher Zahl. Spielt da ein herrschaftliches Lebensgefühl mit? "Das ist eine große Illusion. Die Romantik geht im Alltagsgeschäft unter", sagt Claus Piedmont. Der FDP-Direktkandidat für den Wahlkreis 24 (Schweich/Trier-Land) geleitet den Besucher hinauf in den ersten Stock, in großzügige, sorgfältig und eher sparsam möblierte Wohnräume. Tisch, Vertiko, Schrank, Sitzgarnitur, Flügel, wieder der freie Blick hinüber nach Könen. Aber auch diese Räume in dem Haus, das 1698 erbaut wurde und seit 1881 im Familienbesitz ist, sind Kulisse. Die Piedmonts wohnen ein Stockwerk höher. Und hier unten sollen sich Kunden und Gäste wohlfühlen und teilhaben am angenehmen, historischen und großbürgerlichen Ambiente. An einem Wunschbild. Claus Piedmont steht geradezu exemplarisch für Menschen, die in einer festen Tradition aufgewachsen sind, die diese Tradition pflegen und die genau darum zu höchst modernen Mitteln greifen müssen. Als Sohn eines Weingutbesitzers ist er in den Weinbau hineingewachsen, absolvierte ganz selbstverständlich eine Winzerlehre, schloss sein Studium an der Weinbau-Fachhochschule in Geisenheim als Diplomingenieur für Weinbau und Kellerwirtschaft ab, ging dann freilich nicht ins elterliche Weingut zurück, sondern wurde Referent für Berufsbildung im Weinbau. "Das war ein typischer Generationenkonflikt", sagt Piedmont heute. Und auch als er nach dem Tod des Vaters 1989 das Weingut übernahm und im selben Jahr sein politisches Engagement in der FDP begann, blieb Piedmont in staatlichen Diensten. Seit September 1992 ist er Leiter der Prüfstelle Wein in Trier, der Stelle, die Prüfnummern für Qualitätswein vergibt.Immer neue Runden um das Thema Wein

Der Wein besetzt im Leben von Claus Piedmont einen wichtigen Platz. Nicht die Genuss-Stimmung und nicht die romantische Kulisse der Weinseligkeit, sondern die nüchterne und manchmal harte Auseinandersetzung mit der Materie - und all ihren Vorzügen und Tücken. So kreist das Gespräch bald in immer neuen Runden um das Thema Wein. Um Rebschutz und Kellertechnik, um den Zuckerzusatz, die Blüte und den günstigsten Lese-Zeitpunkt. Um die richtige Vermarktung. Um die Echtheit des Produkts. Ein Satz klingt wie ein Credo: "Ohne die Zwänge des Markts und die notwendige Anpassung an den Markt verliert der Wein sein Authentisches". Will heißen: Wirklich echt ist Wein nur, wenn er nicht zum Spielzeug von Hobby-Winzern herabsinkt, sondern vor den Geschmacksnerven der Käufer und Kenner bestehen kann. Nur wenn er im Verkauf erfolgreich ist, hat er auch Substanz. Da zeichnet sich noch einmal ab, was bei Piedmont auffällt. Es verbinden sich Tradition und Gegenwartsnähe, Romantik und nüchterner Realismus, die Liebe zu einer historischen Lebenskultur und das Bewusstsein, dass diese Lebenskultur kein Selbstläufer ist. "Man muss die Kompromisse suchen und hart arbeiten", sagt er. Das klingt fast wie ein politisches Programm.

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