Harte Worte über "Trier spielt" und Co.: Händlergemeinschaft diskutiert kontrovers über Veranstaltungen

Trier · In der Jahreshauptversammlung der City-Initiative Trier (CIT) haben die Regularien nur eine Nebenrolle gespielt. Weitaus mehr Raum nahm eine Debatte über die Aktivitäten der Händlergemeinschaft ein. Sie wurde zum Teil sehr kontrovers geführt.


Es waren erstaunlich harte Worte, die Michael Müller wählte: "Ich kann Trier spielt und Fashion Days nicht mehr sehen. Diese immer gleichen Veranstaltungen sind langweilig", erklärte der Besitzer des Bekleidungshauses Zur Blauen Hand in der CIT-Jahreshauptversammlung in der Alten Färberei (Bobinet-Quartier) und kündigte an, dem Jahresetat 2016 nicht zuzustimmen, "weil mir da die Innovation fehlt."

Müllers Bewertung entpuppte sich in ihrer Schärfe letztendlich als Einzelmeinung, und der Etat und damit auch das Jahresprogramm wurden bei nur einer Gegenstimme (Müller) akzeptiert. Dennoch löste sie eine große Diskussion auch über andere CIT-Aktivitäten aus. Buchhändler Richard Leuckefeld beispielsweise bat eindringlich darum, keine weiteren verkaufsoffenen Sonntage im Januar zu organisieren. Der Kundenzuspruch sei in diesem Jahr "sehr bescheiden" gewesen, viele kleine Läden hätten auch gar nicht erst mitgemacht. Franz Josef Fries (Spielwarengeschäft Rappelkiste) forderte ein Umdenken nicht nur bei Veranstaltungen und regte an, wiederverwertbare Trier-Tragetaschen einzuführen und gegen Pfandgebühr auszugeben.

Der CIT-Vorsitzende Gerd Guillaume zeigte sich gesprächsbereit, verwies aber auch auf das finanzielle Dilemma des Vereins: "Wir brauchen mehr Geld." Ein Hinweis nicht nur an die Adresse der Stadt, die einen gleich bleibenden jährlichen Zuschuss von 64.000 Euro zahlt, sondern auch an die eigene Mitgliedschaft: Man müsse über das "sensible Thema Beitragserhöhung" nachdenken. Denn die Tarife für die aktuell 180 Mitgliedsbetriebe sind seit 1998 unverändert, während die Verbraucherpreise seither um 27 Prozent gestiegen sind. Außerdem orakelte Guillaume, Trier komme auf lange Sicht nicht ohne ein professionelles City-Management aus: "Wir Ehrenamtlichen sind jetzt schon bis über die Hutschnur belastet." Schuhhändler Rudolf Berg pflichtete bei: "Professionelles Stadtmarketing ist wichtiger denn je."

Neuer Vize, neuer Beisitzer

Die Regularien waren schnell abgehakt. Zum neuen Vizevorsitzender wurde Benno Skubsch gewählt. Der 34-jährige Center Manager der Trier-Galerie löst Sabine Clabbers (Geschäftsführerin des Kaufhofs in der Simeonstraße) ab, die Ende 2015 aus persönlichen Gründen ausgeschieden war. Den Beisitzer-Posten, den Skubsch mit seiner Wahl zum Vize freigemacht hat, übernimmt Knut Werle. Der 56 Jahre alte Geschäftsführer des Karstadt-Warenhauses machte sich gleich beliebt bei den Versammlungsteilnehmern. Er kündigte an, mit darauf zu achten, dass künftige CIT-Jahreshauptversammlungen nicht mit Champions-League-Spielen kollidieren - so wie es am Dienstagabend der Fall war. Die Amtszeit des nun wieder kompletten Vorstands dauert bis Frühjahr 2018.
City-Initiative am Scheideweg

 Gruppenbild ohne Dame: Nach dem Ausstieg der Vizevorsitzenden und Nachwahlen besteht die City-Initiative-Führung ausschließlich aus Männern. Von links: OB Wolfram Leibe, Georg Stephanus (Beisitzer), Benno Skubsch (neuer Vize), Wolfgang Sturges (Beisitzer), Knut Werle (neuer Beisitzer), Gerd Guillaume (Vorsitzender), Jürgen Poss (Schatzmeister). TV-Foto: Roland Morgen

Gruppenbild ohne Dame: Nach dem Ausstieg der Vizevorsitzenden und Nachwahlen besteht die City-Initiative-Führung ausschließlich aus Männern. Von links: OB Wolfram Leibe, Georg Stephanus (Beisitzer), Benno Skubsch (neuer Vize), Wolfgang Sturges (Beisitzer), Knut Werle (neuer Beisitzer), Gerd Guillaume (Vorsitzender), Jürgen Poss (Schatzmeister). TV-Foto: Roland Morgen

Foto: Roland Morgen

Jährlich grüßt das Murmeltier: In allen CIT-Hauptversammlungen geht es um (fehlendes) Geld. Diesmal zeigte sich die Stadt spendabel: OB Leibe überreichte dem Vorsitzenden Guillaume feierlich einen Umschlag. Inhalt: ein Scheck zur Unterstützung der von der City-Initiative organisierten Weihnachtsbeleuchtung. Die Höhe der Summe blieb geheim, ebenso, ob es sich bei der milden Gabe um die finanzielle Besserstellung der CIT handelt, die Wirtschaftsdezernent Egger bei gleichem Anlass 2015 in Aussicht gestellt hat. Klar, die Stadt ist arm. Aber der jährliche Zuschuss von 64?000 Euro ist eindeutig zu wenig als Gegenleistung für das, was die CIT für Trier leistet. Aber möglicherweise gibt es einen Hoffnungsschimmer. In ein, zwei Jahren kann die Stadt einen Tourismusbeitrag erheben. Das so zusammenkommende Geld darf nur für touristische Zwecke ausgegeben werden. Warum nicht für einen City-Manager?
r.morgen@volksfreund.de

EXTRA Aktionen 2016
Zwei von vier verkaufsoffenen Sonntagen sind bereits vorbei. Folgende Aktivitäten plant die City-Initiative in der zweiten Jahreshälfte:
Elfter Tag der Luxemburger am Samstag, 9. Juli; vierte Trierer Fashion Days am 2. und 3. September (Freitag/Samstag); 19. Familienfestival Trier spielt am Samstag; 10. September, sowie verkaufsoffene Sonntage am 30. Oktober (Mantelsonntag) und 27. November (1. Advent). rm.

Gruppenbild ohne Dame: Nach dem Ausstieg der Vizevorsitzenden und Nachwahlen besteht die City-Initiative-Führung ausschließlich aus Männern. Von links: OB Wolfram Leibe, Georg Stephanus (Beisitzer), Benno Skubsch (neuer Vize), Wolfgang Sturges (Beisitzer), Knut Werle (neuer Beisitzer), Gerd Guillaume (Vorsitzender), Jürgen Poss (Schatzmeister). TV-Foto: Roland Morgen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort