Hast du etwas Zeit für mich?

Feierabend, ein langer Tag liegt hinter mir, und ich habe Hunger. Meine Frau ruft zum Abendessen, ich werfe noch einen kurzen Blick auf den Anrufbeantworter. Er blinkt. Neugierig, wie ich bin, höre ich die Nachricht ab.

Eine Freundin bittet um Rückruf.

Sogleich wähle ich die Nummer in der Annahme, es handele sich um eine kurze Terminklärung.

Doch schnell wird nach den ersten Sätzen des Gesprächs klar: Das dauert länger! Da stehen Probleme im Raum und sie braucht jemanden zum Reden.

"Kein Problem; ich habe Zeit", lasse ich schnell in das Gespräch einfließen, während ich meiner Familie ein Zeichen gebe, sie sollen schon mal ohne mich anfangen zu essen.

Aufmerksam höre ich meinem Gegenüber zu, versuche, was ich von der Situation verstehe, in Worte zu fassen, und gemeinsam suchen wir nach Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen.

Einige Ansätze werden im Laufe des Gespräches deutlich, aber vieles bleibt auch verzwickt. Es gibt keine direkte Lösung, so wie wir Menschen das aber meistens per Knopfdruck gerne hätten.

Fazit: Nach einer guten Stunde lege ich den Hörer auf, die Freundin bedankt sich noch mit den Worten: Ich wusste doch, warum ich bei dir angerufen habe.

Das Abendessen ist längst beendet. Mein Brot steht alleine in der Küche. Es schmeckt mir trotzdem, habe ich doch das Bewusstsein gewonnen, einem Menschen, einer guten Freundin, geholfen zu haben. Denn dazu sind Freunde doch schließlich da, oder?

Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Gemeindereferent

der Pfarreiengemeinschaft Hermeskeil-Gusenburg-Züsch-Damflos

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