Hauptbahnhof - Zewen in zehn Minuten

Ein Bild wie in alten Tagen: Ein roter Schienenbus fährt vorbei an Zewen, Trier-West und Pallien, macht "Kopf" in Ehrang und fährt im Trierer Hauptbahnhof ein. Organisiert hat die Rundfahrt "um den Dom" der Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität.

 Eine Schnupperfahrt auf der Weststrecke mit einem Schienenbus: Ein Test für das Regionalbahn-Konzept des Verkehrsclubs Deutschland. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Eine Schnupperfahrt auf der Weststrecke mit einem Schienenbus: Ein Test für das Regionalbahn-Konzept des Verkehrsclubs Deutschland. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier/Karthaus. Swingende Klänge des Trierer Jazz-Trios "Rhythm-A-Nink" begrüßen die Fahrgäste im Bahnhof Konz-Karthaus. Leben ist eingekehrt am ehemaligen Bahn-Gebäude, das zusehends verwahrlost. Speisen und Getränke werden gereicht, die Kinder erhalten bunte Luftballons, können malen oder spielen. Große Pläne hängen an den Bahnhofswänden: Der Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Trier-Saarburg, informiert über das Regionalbahn-Konzept. Im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität möchte der Club den Bürgern das Projekt und insbesondere die Reaktivierung der Weststrecke näher bringen.

"Wir haben sehr viel positive Resonanz erhalten für das Konzept", berichtet der VCD-Vorsitzende Christian Weber. Das beträfe sowohl die Nutzung der Weststrecke von der Moselbrücke bei Konz bis Ehrang für den Personenverkehr als auch die geplanten Bahnhöfe, die das bestehende Netz verdichten sollen. "Selbst mit dem alten Schienenbus sind wir in zirka zehn Minuten vom Trierer Hauptbahnhof in Zewen", sagt der VCD-Chef. Kein Vergleich zu heute: Mit dem Bus braucht man mindestens doppelt so lange.

"Mich interessiert das Projekt Stadtbahn", sagt Johannes Mirbach aus Trier-Heiligkreuz. "Ein neuer Halt am Mäusheckerweg wäre attraktiv für meinen Sohn, der dort zur Schule geht." Er selbst sei noch nie auf der Weststrecke gefahren, doch die andere Perspektive habe ihn gereizt, bei den Rundtouren vom Hauptbahnhof über Konz-Karthaus, die Moselbrücke bis Ehrang und zurück nach Trier mitzufahren.

Was im Nahverkehr an einem Sonntagnachmittag nicht üblich ist: Die Züge sind voll, alle 156 Sitzplätze belegt. Teilweise stehen die Fahrgäste - so lässt sich auch besser fotografieren und filmen. Nicht nur im Zug, auch auf den Brücken stehen die "Pufferküsser", um den roten Schienenbus der Pfalzbahn, Jahrgang 1956, zu fotografieren. Viermal tourt er "rund um den Dom", nimmt knapp 600 Fahrgäste mit. Eine von ihnen ist Hildegard Huberti aus Butzweiler. Die Tour im Schienenbus erinnert sie an die früheren Fahrten in die Stadt. Damals seien sie vom Heimatort zum Haltepunkt bei Burg Ramstein gelaufen. "Das war die einzige Möglichkeit, in die Stadt zu kommen." Das Erlebnis, mit dem alten Zug zu fahren, teilt sie mit Ehemann, Schwiegersohn und zwei Enkeln. Der Älteste sei Eisenbahnfan, sagt die 72-Jährige.

Katharina Rascopp aus Mehring hat mit Eltern und Bruder einen Platz ganz vorne im Waggon ergattert. "Ich fahre gerne Zug, viel lieber als Auto", sagt die Neunjährige. "Ich bin hier sogar schon mit einer Dampflok gefahren." Aus Nostalgiegründen fährt Jonas Beller mit. "Ich wollte mal in dem Zug sitzen, mit dem meine Mutter, Onkel und Tanten von Waldrach aus nach Trier gefahren sind." Auch die Weststrecke hat den 25-Jährigen aus Trier gereizt.

Als der Zug aus Karthaus abfährt, wird er mit Jazzklängen verabschiedet.

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