Hauptmarkt, Schock und Dialekt: Trier aus der Sicht von zwei Türkinnen

Trier · Die Türkinnen Ilke Babayiðit (23) und Selver Bener (21) studieren derzeit in Trier. Im TV-Interview mit Gereon Schloßmacher erzählen sie von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.

 Ilke Babayiðit (links) und Selver Bener (rechts) auf dem Trierer Uni-Campus. TV-Foto: Gereon Schlossmacher

Ilke Babayiðit (links) und Selver Bener (rechts) auf dem Trierer Uni-Campus. TV-Foto: Gereon Schlossmacher

Trier. Ilke Babayiðit (23) und Selver Bener (21) sitzen auf ihrem Balkon in Trier-Süd bei Filterkaffee und Käsekuchen. Für die beiden türkischen Anglistik-Studentinnen ist ihre Heimat Istanbul weit weg. TV-Mitarbeiter Gereon Schloßmacher sprach mit den jungen Frauen.

Sie sind als Austauschstudentinnen in Trier, und das schon zum zweiten Mal. Wie kam es dazu?
Selver Bener: 2008/2009 war ich als Erasmus-Stipendiatin das erste Mal hier. Als ich nach dem Jahr zurück in Istanbul war, stand für mich sofort fest, dass ich wiederkommen möchte.
Ilke Babayiðit: Bei mir war es ähnlich. Wir studieren in Istanbul an der gleichen Universität. Ich war ein Jahr später in Trier und furchtbar traurig, als die Zeit vorbei war. Als wir uns in Istanbul wiedergesehen haben, überlegten wir direkt, wie wir in Trier weiterstudieren können. Die Stadt ist einfach schön. Die Menschen hier sind nicht nur alle sehr zuverlässig und verbindlich, sondern auch alle sehr freundlich und hilfsbereit. Überall ist es grün, man kann an der Mosel spazieren gehen, Ausflüge machen. Es ist einfach toll hier.
Bener: Nur Trierer Dialekt können wir noch nicht.

Warum sind Sie das erste Mal nach Deutschland gekommen? Und warum ausgerechnet nach Trier?
Babayiðit: Ich wollte ins Zentrum von Europa, da kamen vor allem Trier und Brüssel infrage. Ich hatte aber gehört, dass in Brüssel viele Türken leben, was mir nicht gefiel. Und so bin ich in Trier gelandet.
Bener: Ich hab mich bewusst für Trier entschieden. Ich hatte gehört, dass es eine alte, historische Stadt ist. Das fand ich sehr reizvoll.

Wie waren die erste Tage nach ihrer Ankunft in Trier?
Bener: Der erste Tag war komisch. Eigentlich fing alles gut an. Ich kam mit dem Zug vom Köln/Bonner Flughafen nach Trier. Erst am Rhein, dann an der Mosel entlang. Wunderschön! Dann kam ich am Bahnhof an und dachte: "Oh mein Gott, wo bin ich hier gelandet?". Am nächsten Tag war ich dann das erste Mal auf dem Hauptmarkt und direkt völlig begeistert!

Verglichen mit der Weltmetropole Istanbul ist Trier nicht ganz anders für Sie, oder?
Babayiðit: Istanbul ist zu chaotisch und kompliziert. Man kann keine Verabredungen einhalten, weil der Verkehr unberechenbar ist. Es ist immer hektisch und laut. Hier kann man sich einfach auf sein Fahrrad setzen und irgendwohin fahren. Und überall sieht man die Natur.

Hatten Sie organisatorische Probleme? Mit der Uni oder mit den Visabestimmungen?
Bener: Ja, leider. Es ist nicht leicht, ein Visum für Deutschland zu bekommen. Ich musste unzählige Male in das deutsche Generalkonsulat in Istanbul laufen.
Babayiðit: Da haben es die deutschen Studierenden einfacher. Ein Personalausweis genügt, um für drei Monate in die Türkei einzureisen. Aber jetzt haben wir ja unsere Aufenthaltsgenehmigungen und können erst mal bis Februar bleiben. Wenn es klappt, verlängern wir.

In Ihrem Land ist im Moment viel im Umbruch. Gibt es Unterschiede in der politischen Kultur der Türkei und Deutschland?
Babayiðit: Die Leute in Deutschland, vor allem die jungen Menschen, gehen bewusster mit Politik um. Mein Eindruck ist, sie sind interessierter daran. Es ist alles etwas liberaler, man kann leichter über alles reden.

Was vermissen Sie denn an Istanbul und der Türkei?
Bener: Türkisches Essen und das Wetter. Und Fährenfahrten. In Istanbul fährt man gezwungenermaßen regelmäßig mit der Fähre.
Babayiðit: Das Meer vermisse ich ein bisschen. Und Sonntagsfrühstücke in Cihangir. (Ein Stadtteil direkt am Bosporus (Anmerkung der Redaktion)).

Können Sie sich auch vorstellen, später in Deutschland zu leben und zu arbeiten?
Babayiðit: Absolut! Nach dem Bachelor werde ich erst mal versuchen, einen Masterstudienplatz in Deutschland zu bekommen. Und dann mal sehen.
Bener: Ich auch! Zuerst möchte ich hier gerne regulär weiterstudieren. Und später in Deutschland zu arbeiten, kann ich mir sehr gut vorstellen.

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