Hauptsache Musik

Das bemalte Klavier für die Grundschule Biewer bildet nur den Anfang für das Projekt "Hauptsache Musik", das Georg Kern (59) angegangen ist. Ein weiteres Tasteninstrument hat in der Jugendstrafanstalt (JSA) Wittlich Einzug gehalten. Nach jahrelangem Engagement rund um den Beruf kümmert sich der Chef von Reisser Musik nun verstärkt um die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Trier. Filigrane Noten schweben über die Blumenwiese, Trompeten senden einen bunten Regenbogen übers Land. Das von Schülerinnen des Leistungskurses Bildende Kunst am Friedrich-Spee-Gymnasium in Trier-Ehrang kindgerecht bemalte Klavier ist für die Grundschule Biewer bestimmt. Gestiftet hat es Georg Kern vom Musikhaus Reisser. Wenn er am Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert, sammelt er Spenden für sein ehrgeiziges Projekt: "Hauptsache Musik".

Der Name könnte gleichzeitig Lebensmotto des 59-Jährigen sein. Denn Musik ist nicht nur Hobby, sondern auch Beruf des gelernten Musikalienhändlers Kern, der 1977 als Geschäftsführer von Reisser-Musik von Ulm nach Trier kam. 1983 übernahm der Schwabe das Geschäft. Dass ihr lernfauler Bub einmal Karriere machen sollte, hatte selbst seine Mutter nicht geahnt, prophezeite sie ihm doch: "Du wirst einmal Fähnles-Träger vor der Dampfwalz." Und tatsächlich ist aus ihm ein Vorreiter geworden.

In seiner neuen Heimat hat Kern sich von Beginn an engagiert, in IHK, dem Einzelhandelsverband, und er war Mitbegründer und erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft Trier, heute City Initiative. Im Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte (GDM), dessen Präsident er fünf Jahre lang war, setzte er sich in verschiedenen Fachverbänden für Neuerungen ein, wie die ISMN-Nummer, das einheitliche Nummerierungssystem bei Musikalien. Für sein Engagement erhielt er 2003 den Ehrenbrief der Stadt Trier, das Bundesverdienstkreuz (2004) und 2003 den selten verliehenen Preis des Deutschen Journalistenverbands (DJV) in der Region Trier, "Der kurze Draht".

Den hat er nicht nur zu Presse und Einzelhandel, sondern auch zu den Musikschulen. Vor rund zehn Jahren ließ Kern bei "Trier spielt" ein Piano bemalen. Das steht nun in der städtischen Musikschule. Die unterstützt er regelmäßig, so können Schüler auch Konzerte im Haus geben. Vorbei sind die Zeiten, als das Musikhaus eine eigene Musikschule hatte, besonders für die damals populäre Heimorgel. "In Spitzenzeiten hatten wir bis zu 500 Schüler", erinnert sich Kern. Inzwischen bestehe ein solcher Bedarf nicht mehr, den decken städtische und private Schulen ab.

Und doch will er sich nun um das kümmern, was ihm wirklich wichtig ist: die Kinder. Denn alle seien musikalisch, man müsse sie nur fördern, sagt Kern. Sein Ziel: "Wir wollen eine gute Breitenförderung", betont er, "und Kinder und Jugendliche erreichen, die sagen, Musik geht mich nichts an. "Das Biewerer Klavier ist Teil des Modells, das er gemeinsam mit dem Trierer Musiker Martin Folz sowie der Kulturstiftung Trier startet.

Ein anderes Klavier steht in der JSA Wittlich. Hier erhalten jugendliche Häftlinge Unterricht. Die Klavierlehrerin sei angetan von der Begeisterung, mit der sie bei der Sache sind. Durch Musik werde gesellschaftliches Verhalten verbessert. "Musik kann viel reparieren. Wir nutzen das viel zu wenig für die Prävention", sagt Kern, der das Projekt begleitet. Was ihn daran reizt? "Wenn es gelingt, solche Problemfälle auf den richtigen Weg zu bringen, muss es bei normalen Kindern auch klappen."

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