Hausaufgaben für die Eltern

TRIER. Das Handy als Tatwaffe: Selten, aber manchmal nutzen Jugendliche das Handy dazu, ihre Mobbing-Attacken gegen andere zu filmen und später zu veröffentlichen. Um dies zu verhindern, sind Eltern gefragt, die wissen, welche Medien sie ihren Kindern in die Hand geben.

Das Pausenbrot klauen, an den Zöpfen ziehen oder einem anderen ein Bein stellen. "Mobbing an Schulen war schon immer da", sagt Carsten Lang, Jugendschutzbeauftragter für die Kreise Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm und die Stadt Trier. Doch es erkennen sowohl er, als auch Experten in Sachen Gewaltprävention unter Jugendlichen neue Entwicklungen des auffälligen Verhaltens von Minderjährigen. Immer mehr spielen die neuen Medien auch in diesem Zusammenhang eine wichtige, wenn auch negative Rolle. Laut der Jim-Studie 2005 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest besitzen 92 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein Handy. Und wenige unter ihnen nutzen diese Geräte nicht nur zur einfachen Kommunikation, sondern auch, um Gewaltszenen aufzunehmen und später im Internet weiterzuverbreiten. "Der neue Kick dabei ist die Veröffentlichung", sagt Rechtsanwalt Constantin Mock, ebenfalls Gründer des Trierer Bündnisses gegen Gewalt. "Trend ist noch nicht da"

Er beschäftigt sich auch mit dem Thema "Happy Slapping": Meist jugendliche Täter suchen sich wahllos ihre Opfer aus und demütigen sie auf verschiedenste Weisen. Dabei nehmen sie das Geschehen mit einer Kamera auf und stellen das Video anschließend ins Internet. Mock vermutet den Grund für diese Gewalttaten in der Realitätsnähe vieler Filme. "Früher konnte man noch zwischen dem Western im Fernsehen und der Wirklichkeit unterscheiden", sagt er. "Heute sind die Szenen im Kino sehr real und damit eins zu eins nachstellbar." Während dem Rechtsanwalt nach eigenen Angaben einige Fälle in der hiesigen Region bekannt seien, geben Jugendschutzbeauftragter Lang, Uwe Konz, Beauftragter für Jugendsachen bei der Polizeidirektion Trier, und die Trierer Stadtjugendpflegerin Susanne Schmitz Entwarnung. "Der Trend ist in Trier noch nicht angekommen", bemüht sich Konz zu beruhigen. Dennoch sei es wichtig, die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren. Sein Kollege bei der Polizeidirektion Wittlich, Hubert Lenz, pflichtet ihm da bei: "Happy Slapping ist kein großes polizeiliches Thema." "Noch ist ,Happy Slapping' nicht chic", sagt Konz. Und auch seinem Kollegen Lang ist bei Befragungen in Schulen der Region kein Fall bekannt geworden. Damit das auch so bleibe, müsse jedoch ein größeres Medienbewusstsein und -verständnis vermittelt werden, sind sich die Experten einig. "Lehrer, Eltern, Institutionen, also eigentlich alle sollten den Jugendlichen zeigen, wie man kreativ mit Medien umgehen kann", rät Stadtjugendpflegerin Schmitz. Eine besondere Aufgabe käme auch den Eltern zu. "Kinder sind den Erwachsenen oft weit voraus, was die Technik und die damit verbundenen Möglichkeiten anbelangt", sagt Schmitz. Da müssten auch Eltern erst einmal ihr Wissen auffrischen, um überhaupt zu wissen, was sie ihren Kindern mit dem Handy in die Hand geben. Workshops gegen Gewalt

Bei den Kindern selbst setzt dagegen Constantin Mock an. Er bietet mit seinem Bündnis gegen Gewalt unter anderem Workshops für Schüler an, in denen sie ihr Selbstvertrauen stärken und lernen, sich selbst zu verteidigen. Denn Prävention ist in solchen Fällen das A und O. Weitere Informationen und Hilfestellungen geben Rechtsanwalt Constantin Mock (Telefon 0651/9991969), Jugendschutzbeauftragter Carsten Lang (Telefon 0651/715389), Stadtjugendpflegerin Susanne Schmitz (Telefon 0651/718-1541) und der Beauftragte für Jugendsachen bei der Polizeidirektion Trier, Uwe Konz (Telefon 0651/9779-3020).

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