Haussammler als Seelsorger

Trier-Pfalzel · Seit dem ersten November läuft die Haussammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Im Rahmen der Initiative pro Pfalzel sammeln zwölf Pfalzeler Geld und wollen an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern.

 Horst Fries (rechts) sammelt in Pfalzel Geld für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Horst Fries (rechts) sammelt in Pfalzel Geld für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Trier-Pfalzel. "Das, was ich hier mache, ist Friedensarbeit und Sozialarbeit in einem", erklärt der 64-jährige Horst Görgen. Ein bisschen Seelsorge sei immer mit dabei. Dies sei das Wichtige an den Haussammlungen.
Mit der Kriegsgräberfürsorge soll an das Leid des Zweiten Weltkriegs erinnert werden. Gleichzeitig geht eine Ermahnung mit einher, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. "Ich sehe den Menschen nicht als böse. Der Mensch ist gut. Man muss auch die inneren Werte sehen."
Görgen ist in Pfalzel geboren und kennt die Leute. Gerne unterhält er sich während seiner Haussammlung mit ihnen. "Vor allem ältere Menschen haben das Bedürfnis nach Kommunikation", sagt er.
Bei der Haussammlung hat er viele Deutsche mit Migrationshintergrund kennengelernt. "Nicht alle verstehen mich, aber sie bemühen sich, und viele geben eine kleine Spende." Das Wichtigste an solch einer Spendensammlung sei der Kontakt zu den Menschen. "Man muss aus vollem Herzen dabei sein. Sonst ist man einfach unglaubwürdig", erklärt er.
Im Auftrag des Bürgermeisters von Gutweiler, Günther Jakobs (Geschäftsführer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge), sammelt die Initiative pro Pfalzel dieses Jahr zum ersten Mal. Das Geld wird für die Anlage und Pflege der Kriegsgrabstätten im Ausland , die Betreuung Angehöriger sowie die Jugend- und Bildungsarbeit an Schulen verwendet. "In Russland hat man ein Massengrab mit 20 000 Soldatenleichen gefunden. Diese werden ausgegraben und identifiziert", sagt Bernd Strieker (70). Es sei wichtig, den Opfern Namen zu geben.
Häufig bleibt die Tür zu


Im Durchschnitt spenden die Pfalzeler fünf Euro. "Gestern habe ich bei einer Frau geklingelt. Sie war etwa Mitte dreißig. Freundlich und bestimmt hat sie eine Spende abgelehnt. Ich habe nicht nachgehakt", erklärt Görgen. Seine Art sei es aber eher, die Menschen aufzuklären wofür sie spenden. Er erzählt, dass einige Menschen nichts für Tote spenden wollen. Die Lebenden seien ihnen wichtig.
Auch Horst Fries, 73, ist als Haussammler in Pfalzel unterwegs. "Meist sind es die jungen Leute, die nichts spenden. Der Krieg ist für sie einfach schon zu weit weg." Am schwierigsten sei es, die Menschen zu Hause anzutreffen, erklärt Görgen. "Wir gehen um 17 Uhr los. Aber auch dann treffen wir viele nicht an."
Görgen selbst war seit dem ersten November schon vier Mal als Haussammler unterwegs. "Ich schätze, dass jeder von uns 20 Stunden sammelt", sagt er. ass

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