Heavy Metal als Herzensangelegenheit

Trier · Laut und professionell: Die vier Mitglieder der Trierer Band Human Remains gehen unbeirrt ihren Weg. Dabei haben sie gar keine Zeit für Musik. Eigentlich.

 Metaller aus Überzeugung (von links): Niko Conrad, Joe Rettig, Raphael Müller und Christoph Rieff von Human Remains. TV-Foto: Krishna Ghosh

Metaller aus Überzeugung (von links): Niko Conrad, Joe Rettig, Raphael Müller und Christoph Rieff von Human Remains. TV-Foto: Krishna Ghosh

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Trier In Zeiten, in denen das Wacken Open Air Kulturgut ist und im Fernsehen live ausgestrahlt wird, ist Heavy Metal zur Modeerscheinung geworden. Dabei war diese Musikrichtung immer schon Protest gegen alles Massentaugliche, gegen die vorherrschende Meinung in der Gesellschaft. Musiker und Bands stehen aus Überzeugung auf der Bühne.
Human Remains aus Trier sind das perfekte Beispiel hierfür. Die Mitglieder sind Maler, Elektriker, Heilerziehungspfleger und Promotionsstudenten der Mathematik: Sänger Joe Rettig, Gitarrist Christoph Rieff, Schlagzeuger Raphael Müller und Gitarrist Nico Conrad. Sie leben und arbeiten in Trier, Saarburg, Ludwigsburg und Paderborn.
Da ist es nicht einfach, Zeit für gemeinsame Proben, Aufnahmen und Konzerte zu finden. Hinzu kommt, dass die Aufnahme eines Albums eine kostspielige Angelegenheit ist.
Ein weiteres Problem: Seit der Gründung der Band im Juni 2007 - damals noch unter dem Namen Suffer the Children, die Umbenennung in Human Remains erfolgte 2009 - hat es zahlreiche Ausstiege gegeben. Seit zwei Monaten stehen Human Remains erneut ohne Bassisten da. "In der Trierer Metalszene ist alles verknüpft", umreißt Gitarrist Christoph Rieff die Schwierigkeiten. Mögliche Kandidaten seien oft schon in mehreren anderen Bands gebunden.
Überhaupt lässt die Szene in der Region Heavy-Metal-Fans seufzen: Sie sei nahezu nicht existent, klagen sie. Mit dem Summerblastfest und dem Death Shall Rise Open Air, dessen Zukunft zudem mangels Zuschauerzahlen offen sei, gebe es gerade einmal zwei große Veranstaltungen im Jahr. Hinzu komme, dass die Trierer Szene vor zehn bis 15 Jahren ihre Hochphase erlebt habe - sprich: die Szene langsam überaltere.
Umso wichtiger sind da Bands wie Human Remains. Christoph Rieff und Raphael Müller sind Söhne von Kirchenmusikern. Dies prägt das Leben der Jungs - und die daraus resultierende Akribie erschwertdie Findung des Stils. So dauerte es vergleichsweise lange, bis die Band ein Album aufnahm: Während das erste Konzert von Human Remains am 15. August 2009 im Exhaus stattfand, erschien das erste Album mit dem Titel "Depths of Hades" erst am 15. Oktober 2016. Inhaltlich verhandeln Human Remains auf ihrem Album eine Vielzahl an Themen - von Demenz über Krieg bis Despotismus.
Die Einflüsse auf Human Remains reichen von klassischem amerikanischem Death Metal über Heavy-Metal-Klassiker wie AC/DC bis zu klassischer Musik. Der technisch-schnelle, aggressive Stil der Band ist alles andere als starr, immer wieder gibt es melodische Parts. Human Remains folgen nicht stur dem Sound eines bestimmten Genres, sie stellen künstlerische Freiheit über kommerziellen Erfolg.
Der ist sowieso für kleine Bands kaum erreichbar, das Interesse der Plattenlabels verschwindend gering. "In jedem Keller, in jedem Land der Welt spielen Bands - wie willst du dich da noch künstlerisch hervortun?", sagt Christoph Rieff. Doch diese Frage beschäftigt Human Remains allenfalls am Rande. Die Musiker gehen unbeirrt ihren Weg: Sie werden neue Songs aufnehmen und neue Konzerte spielen.

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