"Hei isset quant" - Film soll Nicht-Trierern die Angst vor der Region nehmen

Trier · Wie schrecklich ist die Region? Gar nicht! Zumindest wenn man dem Film von Bettina Leuchtenberg und Harald Günzel glauben schenken mag. Die beiden (zugezogenen) Trierer nahmen mit ihrem Clip "Willkommen bei den Treveri" am ersten Mitl-Kurzfilmwettbewerb teil.

Ein junger Mann traut seinen Augen kaum. Er wird versetzt, von seiner Firma in Hannover nach Wasserbillig. Das kommt einer Strafe gleich. Immerhin war der Opa doch dort im Krieg, und hat nur Schauermärchen von der Region an der Mosel zu erzählen: von schlimmen Erlebnissen, von fiesen - oder eher Viezen - Getränken, von Rock-Anbetern und einem Dialekt, dass es einem die Schuhe auszieht. Mit Tränen wird der junge Ehemann verabschiedet, bevor er ins Hinterland aufbricht.

Dort angekommen wird schnell klar, in Trier und Luxemburg ticken die Uhren etwas anders, die Sprache ist fremd für die Ohren und die heimische Küche alles andere als fettreduziert. Wenn man nur erstmal wüsste, was Teerdisch, Krumperschnittcher und Flieten sind? Gut, dass es sich hier um einen Film handelt, im Film geht die Geschichte des Helden ja meistens gut aus. Bettina Leuchtenberg und Harald Günzel haben die Geschichte rund um den "Einwanderer" mit Integrationsschwierigkeiten geschrieben und gefilmt. Die Schauspieler kennen sie aus Tufa-Produktionen. "Willkommen bei den Treveri" entstand im Rahmen des 1. Mitl-Kurzfilm-Wettbewerbs zum Thema "Leben und Arbeiten in der Region Trier-Luxemburg".

Die Region zu stärken und bekannter zu machen, sei das Ziel, sagt Bianca Roth von der Geschäftsstelle des Medien- und IT-Netzwerks Trier-Luxemburg (Mitl). Deshalb werden sie die eingereichten Videos für passende Aktionen , wie etwa die Vorstellung einer neuen Firma im Internet, auch weiterverwenden, eine entsprechende Klausel haben alle Teilnehmer bei Einreichung des Films unterschrieben. "Wir wollen über verschiedene Herangehensweisen zeigen, wie facettenreich die Region sein kann, wie vielseitig sie ist und was sie alles zu bieten hat", erklärt Roth.

"Hier ist eben alles ein bisschen anders," sagt Bettina Leuchtenberg, die 46-Jährige ist 1992 zum Hauptstudium von Bamberg nach Trier gezogen. Geboren ist sie in Würzburg, aufgewachsen in Krefeld, zum Grundstudium dann nach Bamberg. Damit sei sie in ihren ersten Lebensjahren im "hochdeutschen Raum" unterwegs gewesen. "Die Sprache hier ist schon etwas Besonderes." Aber Leuchtenberg und Günzel werfen durchaus ein liebevolles Auge auf die Region. "Es ist am Anfang etwas komisch hier in Trier, aber es wird immer besser," meint Leuchtenberg, die in Trier als freie Redakteurin oft mit dem Filmemacher Günzel zusammenarbeitet.

Günzel selbst ist auch kein gebürtiger Trierer, fühlt sich aber "zu 80 % Prozent" als solcher. Der Koblenzer kam ebenfalls in den 90ern zum Studium hierher: "Es ist eine alte, schön gewachsene Stadt, aber am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings glaube ich, dass es jedem in einer neuen Stadt so geht." Auch die Leute seien ein bisschen eigen: "Man braucht etwas um die Mentalität zu begreifen, um Land und Leute kennen und lieben zu lernen."

Das Drehbuch sei von beiden durchaus an der eigenen Biographie angelehnt. Und an dem französischen Film "Willkommen bei den Sch'tis". In der Komödie geht es ebenfalls um eine Versetzung eines Beamten nach Nordfrankreich, der nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell eine lieb gewonnene Heimat in der Fremde findet.

Günzel hätte vor zehn Jahren selbst die Koffer packen und für seine Stelle als Video-Journalist bei der Deutschen Telekom nach Darmstadt ziehen können, doch die Region war ihm zu sehr ans Herz gewachsen. Mit dem Video-Wettbewerb nutzten er und Leuchtenberg die Chance etwas Werbung für die Region zu machen. "Die Leute sind nett, das Klima ist gut," sagt Leuchtenberg. "Hier gibt es richtig gute Firmen, auch in den kleinen und mittelständigen Unternehmen. Einfach mal herkommen und Trier genießen," lautet Günzels Botschaft an Außenstehende. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: "Der provinzielle Touch könnte abgelegt werden. Trier könnte viel näher ans Großstädtische treten, wenn es denn wollte. Aber dafür müsste an einigen Stellen etwas passieren", sagt Günzel.

Dem jungen Mann, gespielt von Stephan Vanecek, gefällts auf jeden Fall in seiner neuen Heimat. Am Schluss bleibt da natürlich nur eines zu sagen: "Hei isset quant"

Extra: "Willkommen bei den Treveri" war nicht der einzige Film, der bei dem Mitl-Wettbewerb eingeschickt worden war. Insgesamt 13 Filme standen zur Bewertung durch eine Online-Abstimmung und das Urteil einer Jury. Gewonnen hat der Film "Fundgrube" von Schülern des Humboldt-Gymnasiums Trier. Die 3000 Euro Preisgeld kamen der Schule zugute.

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