Heimische Angler züchten Äschen

Der Angel-Sport-Club (ASC) Pfalzel versucht mit Unterstützung der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Äschen in der Kyll wieder heimisch zu machen. Infolge von Umwelteinflüssen und der Jagd durch Kormorane sind die Süßwasserfische selten geworden.

 Günter Krahl zeigt ein ausgestopftes Exemplar des Fischs des Jahres 2011. TV-Foto: Gabriela Böhm

Günter Krahl zeigt ein ausgestopftes Exemplar des Fischs des Jahres 2011. TV-Foto: Gabriela Böhm

Pfalzel. Vor Jahrzehnten galt die Kyll noch als Äschenparadies. Mittlerweile ist der forellenartige Süßwasserfisch mit der markanten Rückenflosse vor dem Aussterben bedroht. "Die letzte habe ich vor drei Jahren gefangen", sagt Günter Krahl, Vorsitzender des ASC Pfalzel.

Kormorane, die in großer Zahl in der Region überwintern, aber auch Umwelteinflüsse hätten dazu geführt, dass in den letzten Jahren der Bestand an Äschen kontinuierlich zurückgegangen sei. Der Verein versucht nun, Äschen zu züchten. Dabei gelten Äschen als äußerst empfindlich. Beispielsweise das Aussetzen von schwedischen Zuchtäschen in der Kyll mache keinen Sinn. "Die vertragen sich nicht mit heimischen Stämmen", sagt Krahl. Zudem verlören Äschen durch die Zucht 80 Prozent ihrer genetischen Fähigkeiten, wie beispielsweise die Freund- und Feinderkennung.

Um der Population in der Kyll nachzuhelfen, wälzte der passionierte Angler Literatur und schrieb an zahllose Betriebe, bis er auf eine Fischzucht in der Eifel stieß, die Äscheneier anbietet. "Dass jemand Äscheneier verkauft, ist sehr selten", sagt Krahl.

Mit 2500 Eiern hat der ASC Pfalzel ein ehrgeiziges Projekt ins Leben gerufen. Der Verein entwickelte ein eigenes Fisch-eier-Brutsystem, das im seichten Wasser der Kyll bei Ittel/Kyll installiert wurde. Ein ähnliches System sei bereits bei Bachforelleneiern erfolgreich gewesen. Unterstützt wird der ASC von der SGD Nord, die den Kauf der Äscheneier finanzierte. "Die Äschenproblematik mit ihrem rapiden Bestandsrückgang ist bundesweit bekannt, schließlich hat die Äsche den Rote-Liste-Status", berichtet Lothar Jörgensen von der SGD Nord. Das Äschenprogramm vom ASC ist bisher das einzige in Rheinland-Pfalz.

Ob sich die Äschen in der Kyll behaupten, steht erst nach einem komplizierten Verfahren fest. Auch Umwelteinflüsse wie Gewässer- und Außentemperaturen spielen eine Rolle. Sollte sie wieder heimisch werden, wäre dies ganz im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der Gewässer ökologisch verbessert werden sollen. "Es soll wieder wie vor 100 Jahren werden", bekräftigt Krahl.

Extra Die Äsche (Thymallus thymallus) ist Fisch des Jahres 2011. "Die Äsche gehört zu den schönsten Fischen unserer Flüsse", teilte der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) am Freitag mit. Die Tiere mit kleinem Kopf und spitzem Maul werden bis zu 70 Zentimeter lang, der Rücken schimmert graugrün oder bläulich grau, Flanken und Bauch silberweiß bis messingfarben. Auf Umweltverschmutzung reagieren die sensiblen Fische besonders empfindlich, berichtete der Verband. Die Gewässer seien zwar sauberer geworden, aber Entwarnung könne noch nicht gegeben werden. Eine der Gefahren für die Äsche sei der Kormoran, der Vorteile von menschlichen Eingriffen habe. Flussbegradigungen bescherten ihm optimale Voraussetzungen für seine Beutezüge. Uferabschnitte, an denen keine Bäume und Büsche wachsen, machten es den Äschen schwer, Schutz gegen den Kormoran zu finden. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres soll auf die Gefährdung der Bestände in heimischen Gewässern hingewiesen werden. (dpa)

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