Heiße Debatte bei kühler Witterung

TRIER. Bei der TV-Brennpunkttour diskutierten engagierte Bürger vor dem Südbad mit den Landtagskandidaten von SPD, FDP, CDU und Grünen über die bevorstehende Sanierung des maroden Bades und die Rolle der Landespolitik dabei.

"Für alles gibt's Geld vom Land, fürs Theater, für den Fußball, für die Sanierung von Museen - nur für das Südbad soll kein Geld da sein? Das ist nicht zu verstehen!" Heftig erregte sich gleich zu Beginn der Brennpunkt-Diskussion ein älterer Mann über die ursprüngliche Ankündigung, das Land könne vor 2012 keine Zuschüsse für die Sanierung des maroden Bads bewilligen. Dabei hatte die Landesregierung aus SPD und FDP vor einigen Wochen ein "Sonderprogramm zur Sanierung maroder Bäder" vorgelegt, nach dem 40 Prozent der Kosten sofort vom Land übernommen werden sollen. "Zufällig kurz vor der Wahl", bemerkte Reiner Marz, Landtagskandidat der Trierer Grünen und Mitglied im Mainzer Parlament, mit süffisantem Unterton und brachte damit Schwung in die Gesprächsrunde mit Malu Dreyer (SPD), Stefanie Lejeune (FDP), Christoph Böhr (CDU) und Marz. Die Kandidatin der WASG/Linke, Katrin Werner, war nicht erschienen. Ihr Argument: Der TV habe zu wenig über sie berichtet, deshalb boykottiere sie diesen Termin. Die übrigen Kandidaten nutzten an dem kalten Wintertag die Chance, sich den Fragen der Bürger direkt vor dem Südbad zu stellen. "Niemand hat sich für die Erhaltung des Bads eingesetzt, bevor unsere BI kam!", warf Rüdiger Rauls, Sprecher der Bürgerinitiative, die im vergangenen Sommer rund 22 000 Unterschriften für die Sanierung gesammelt hatte, den Kandidaten vor. Das wollte so niemand auf sich sitzen lassen, schließlich hatten SPD und Grüne in den vergangenen Jahren mehrere diesbezügliche Anträge gestellt und die CDU zwei Tage vor der entsprechenden Stadtratssitzung ebenfalls noch schnell ihre Haltung in einem Antrag auf Erhaltung kundgetan. Dreyer bemängelte allerdings die Verzögerungen in der Verwaltung: "In Mainz liegen bereits etliche konkrete Anträge anderer Städte auf Zuschüsse zu Schwimmbadsanierungen vor. Nur aus Trier ist noch nichts bekannt - wenn das Südbad in den Genuss von Fördermitteln kommen will, muss die Verwaltung Dampf machen!" Auch Lejeune kritisierte, dass noch keine konkreter Kostenplan vorliege: "Erst danach kann man schließlich definitive Aussagen darüber machen, wie viel Geld vom Land fließen muss." TV-Redakteur Frank Giarra hakte bei Böhr nach: "Ihre Partei stellt die größte Fraktion im Stadtrat, der zuständige Dezernent Georg Bernarding ist ebenfalls von der CDU, was sagen Sie dazu?" Böhr verteidigte seine Parteikollegen: "Eine gute Planung braucht eben Zeit!" Es sei eine "Schnapsidee" zu fordern, die Stadt müsse bereits auf Heller und Pfennig ausgerechnet haben, was das ganze kosten soll. Weil die Landeszuschüsse nur fließen, wenn die Planungen angemessen sind - das heißt weder zu kostspielig noch zu großzügig - , erinnerte Anwohner Hans Schulz an die Interessen der Schwimmer: "Eine Insel im Schwimmerbecken, um die Wassermenge zu reduzieren, wäre absoluter Unsinn! Wir brauchen kein Planschbecken, sondern ein Bad für alle, so, wie es bisher war!" Marz bestätigte: "Die Planung muss sich unbedingt nach dem Bedarf richten, eine größere Umgestaltung würde Tausende enttäuschen." Susanne Bull, Vorsitzende des Fördervereins Südbad, schlug vor, im Sommer eine Umfrage unter den Badegästen zu machen, um deren wirklichen Wünschen auf die Spur zu kommen. Außerdem brachte sie ein weiteres, spannendes Thema auf: "Die Landesdenkmalpflege hat das Bad unter Schutz gestellt, wie will diese Behörde zum Erhalt beitragen?" Diesmal war es Dreyer, die kleinlaut zugeben musste: "Vom Denkmalamt werden nur sehr geringe Zuschüsse fließen." Böhr half ihr zahlenmäßig auf die Sprünge: "15 000 werden das nur sein!"

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