Heißer Wahlkampf und wachsende Ungleichheit

Trier · Es bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Auch Klaus Scherer, früherer USA-Korrespondent der ARD und Buchautor, wagt keine Prognose, wer neuer Präsident der Vereinigten Staaten werden wird. Mit rund 450 Gästen diskutierte er an der Universität Trier über den Wahlkampf. Harte Kritik äußerte er an seinen amerikanischen Kollegen.

 Klaus Scherer. Foto: privat

Klaus Scherer. Foto: privat

Trier. Wer gewinnt die Präsidentschaftswahl in den USA: Barack Obama oder Herausforderer Mitt Romney? In der aktuell brennendsten Frage zu Amerika wollte sich Klaus Scherer nicht festlegen. Der frühere USA-Korrespondent der ARD und Buchautor diskutierte an der Universität Trier mit Moderator Hanns W. Maull, Professor für Internationale Beziehungen und Außenpolitik, und rund 450 Besuchern.
"Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass Barack Obama der sichere Sieger der Wahl sein wird", sagte Scherer, der nach aktuellen Prognosen ein knappes Wahlergebnis erwartet. Wen er lieber als Sieger sehen würde, darüber ließ der Fernsehjournalist die Zuhörer im Audimax nicht im Zweifel.
Romney stellt Scherer als den sprunghaften "Flip-Flopper" dar, der nicht sage, wofür er steht. Obama hingegen werde vorgeworfen, er sei an vielen seiner Ziele gescheitert. "Er hat aber auch vieles erreicht, was nun nicht mehr zählen soll."
Obama habe wohl den Fehler begangen, in seiner ersten Amtszeit zu viele Ziele auf die To-do-Liste zu schreiben und zu viele Probleme anzupacken. "Andere tun das erst in der zweiten Amtsperiode." Das politische Programm der Republikaner habe hingegen darin bestanden, Angst vor der Regierung zu schüren und Gerüchte gegen Obama zu streuen.
Der ARD-Journalist ging mit amerikanischen Kollegen hart ins Gericht. Die "durchkommerzialisierten Medien, aber auch das Internet", so Scherer, seien für die verstärkte Polarisierung in den USA mitverantwortlich, weil in großen Teilen der Berichterstattung nicht zwischen Nachricht, Kommentar und Gerücht unterschieden werde. Außenpolitik spielt nach übereinstimmender Meinung von Maull und Scherer im US-Wahlkampf eine untergeordnete Rolle.
Moderator Maull schwenkte auch den Fokus auf die amerikanische Gesellschaft und die wachsende soziale Ungleichheit, die "schockierende Ausmaße" annehme. Da blieb Professor Maull zum Abschluss nurmehr die Aufgabe, dem Gast für die "Einschätzungen und Eindrücke aus diesem merkwürdigen Land" zu danken. red
Weitere Termine:
Mittwoch, 7. November:
"6. ZfG Symposium", Professor Dr. Andreas J.W. Goldschmidt. 10 Uhr, Max-Planck-Straße 6, Seminarraum D (über Monte Petris).

"Die Juden im byzantinischen Süditalien (6.-11. Jahrhundert)", Vortrag von Professor Dr. Vera von Falkenhausen (Rom) im Rahmen des 15. Arye Maimon Vortrags. 18.15 Uhr, Raum HS10.

"Skin Bleaching among African American Women (1945-1970)", Vortrag von Rahab Njeri (Köln) im Rahmen der Vortragsreihe des Centrum für Postcolonial und Gender Studies. 18.15 Uhr, Raum B 12.
Samstag, 10. November: "Trimedialität - Mode oder Perspektive mit Zukunft?" , Vortrag von Stefan Raue (Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks) im Rahmen des Tages der Medienwissenschaft 2012. 16 Uhr, Bischöfliches Priesterseminar. red

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