Helfen, bevor es zu spät ist

Trier/Schweich · In den Verbandsgemeinden Schweich und Konz erprobt der Kreis ein Konzept zur "Sozialraumorientierten Jugendhilfe". Ziel ist es, die rasant steigenden Kosten in diesem Bereich auszubremsen und Problemfälle in Familien früher zu erkennen.

Trier/Schweich. Der Kreis möchte den ambulanten und teilstationären Bereich der Jugendhilfe nach saarländischem Vorbild reformieren und effizienter machen. Auf Beschluss des Kreistags werden die Verbandsgemeinden Schweich und Konz zu Piloträumen für eine "Sozialraumorientierte Jugendhilfe". Die VG Schweich weise sowohl städtische als auch ländliche Strukturen auf, hieß es, während die Stadt Konz größter sozialer Brennpunkt im Kreis sei. Mit dieser Umstellung will der Kreis einerseits die Kostenexplosion in der Jugendhilfe (siehe Extra) eindämmen, zum anderen soll auffälligen Kindern und Jugendlichen möglichst früh geholfen werden. Wenn Problemfälle rechtzeitig bemerkt werden, so Bürgermeister Berthold Biwer (VG Schweich), ließen sich teure Therapien und Heimunterbringungen vermeiden.
Auch heute schon erhielten alle Betroffenen Hilfe, meint Sozialdezernent Joachim Christmann. Durch die Reform bekomme der Träger über den Einzelfall hinaus freie Ressourcen an die Hand, um präventiv tätig zu werden, beispielsweise könne er in Kitas und Schulen gehen. Bestehende Netzwerke, wie das Bündnis für Familie in Schweich, der hauptamtliche Jugendpfleger, Schulsozialarbeiter oder Beratungsstellen, sollen eingebunden werden. Der Träger habe die Sicherheit von garantierten Stundenleistungen. Brauche er weniger Stunden, so Christmann, könne er sie in der Präventivarbeit einsetzen.
Im Kreistag stimmten alle Fraktionen bis auf die Grünen für das neue Konzept. Grünen-Sprecherin Heide von Schütz lobte zwar das Vorhaben an sich, Konzept und Ausführung seien jedoch "übereilt, unvollständig und mangelhaft". Sie kritisierte, dass die angekündigte Anhörung der Träger vor der Beschlussfassung im Kreistag nicht erfolgt sei. Ferner forderte sie, die Auswertung der Pilotphase müsse ergebnisoffen und neutral erfolgen. Dem Unterausschuss, der das Konzept erarbeitet hat, gehörten neben Vertretern von Kreisausschüssen und Verwaltung fünf Repräsentanten von freien Jugendhilfe-Trägern an.
Man werde darauf achten, dass die Umsetzung nicht zu Lasten der kleineren Träger gehe, sagte Ingeborg Sahler-Fesel (SPD). Norbert Jungblut (CDU) ist zuversichtlich, dass das in den Kreisen St. Wendel und Merzig-Wadern (Saarland) erfolgreich praktizierte Konzept auch in Trier-Saarburg funktionieren wird. "Wir sehen das als Chance", bemerkte FWG-Sprecher Bernhard Busch, "nur zu jammern, dass uns die Sozialkosten davonlaufen, hilft uns nicht weiter."
Für das Haushaltsjahr 2011 hat der Kreis rund 50 Millionen Euro für die Jugendhilfe bereitgestellt, inklusive Kindertagesstätten und Kinder in Tagespflege. Die Leistungen für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe betragen 12,3 Millionen Euro, wobei darin die Vollzeitpflege und die Eingliederungshilfe für behinderte Kinder einbezogen ist. Den größten Anteil bildet die Heimunterbringung, für die 6,7 Millionen Euro aufgewendet werden. Für die ambulante Hilfe (Pädagogen in Familien) und teilstationäre Hilfe (Tagesgruppen, meist nach dem Schulbesuch bis abends) sind 2,35 Millionen Euro veranschlagt. Hier setzt die neue, sozialraumorientierte Jugendhilfe mit den Piloträumen VG Konz und VG Schweich an. Das Budget dafür beträgt 800 000 Euro. alf

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