Herbst der Freiheit

TRIER. Mutig haben sich die Ungarn 1956 gegen das sowjetische Regime erhoben. Der Kampf galt der Freiheit und Souveränität des Landes. Moskau schlug zurück, der Westen handelte nicht. 50 Jahre später beging auch die Ungarisch-Deutsche Gesellschaft Trier den Jahrestag dieser zukunftsweisenden Revolution mit einem Festakt im Kurfürstlichen Palais.

Tief berührt waren die Ungarn, aber auch die deutschen Gäste, die auf Einladung der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft Trier der geschichtsträchtigen Ereignisse im Herbst 1956 in Ungarn gedachten. Zu Beginn der Veranstaltung ließ Generalmusikdirektor István Dénes die Melodie der ungarischen Nationalhymne erklingen. Danach zeigte er auf interessante musikalische Weise die Nähe und Verbindung der beiden Länder Ungarn und Deutschland in einem freien Europa, indem er die Nationalhymnen beider Staaten kombinierte. Zeitzeuge berichtet

Auch die folgenden musikalischen Beiträge von Dénes und Opernsänger László Lukács wie auch die Ansprachen der geladenen Redner, darunter der Botschafter der Republik Ungarn, Sándor Peisch, Peter Spary, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft Deutschland, Bürgermeister Georg Bernarding und Christoph Böhr, selbst Gründungsmitglied der Trierer Gesellschaft, bewegten die Gäste. Besonders der Bericht von Georg Bajor (69), Ordinariatsdirektor des Bischöflichen Generalvikariats Trier, der als 19-jähriger Student in Budapest die Ereignisse im Herbst 1956 miterlebte und den Kampf für die Freiheit mitkämpfte, ließ Geschichte lebendig werden. In einer Studentenversammlung an der technischen Universität sei am 22. Oktober bis in die Nacht diskutiert worden und der Demonstrationszug am nächsten geplant worden. Am nächsten Morgen habe er in der Straßenbahn einigen Kommilitonen davon berichtet, immer mehr Fahrgäste hätten zugehört und Beifall bekundet. Bis auf einen seiner Professoren, der bat und warnte: "Ihr seid unsere Hoffnung, ihr könnt euch nicht über den Haufen schießen lassen", erinnerte sich Bajor. Der 23. Oktober, ein Dienstag, sei ein sonniger, warmer Oktobertag gewesen. "Wie bitter wäre es, an diesem Tag sterben zu müssen, ging es mir durch den Kopf."Persönliche Erinnerungen

Auch István Stefka, Journalist bei der Zeitung Magyar Nemzet, zur Zeit der Revolution 13 Jahre alt, verbindet mit diesem Datum der Weltgeschichte auch ganz persönliche Erinnerungen. Drei seiner Schulkameraden seien während der Kämpfe umgekommen, als die sowjetischen Panzer nach Budapest rollten. Er selbst habe diese Zeit im Keller bei seiner Großmutter verbracht. "Als Geschichtslehrer in Budapest musste ich später jahrelang eine beschönigte Version der Geschichte weitergeben", sagte Stefka. Allerdings zeitigte der Herbst 1956 auch zukunftsweisende Entwicklungen für ein freies und vereintes Europa. "Ohne die Revolution hätte es kein 1989, keinen Zerfall des Ostblocks und keinen Fall des eisernen Vorhangs gegeben", sagte Margit Zeimet, Vorsitzende der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft Trier.

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