Hering holt Kuh vom Eis

TRIER. Das Erscheinungsbild des Petrisberg-Südhangs oberhalb des Amphitheaters weckt Befürchtungen. Das Land wolle seine Weinberge verkaufen und ebne möglicherweise damit privaten Bauprojekten den Weg, wird gemunkelt. Wirtschaftsminister Hendrik Hering verspricht nun das Gegenteil: Mainz werde seine Flächen behalten, um die einmalige Einheit aus Amphitheater und Kulturlandschaft dauerhaft zu sichern.

Oben hui, hinten pfui. Dem guten Eindruck, den der Petrisberg im Landesgartenschau-Bereich macht, wird er am Südhang nicht gerecht. Die Weinbergslandschaft präsentiert sich wie ein riesiger Flickenteppich. Drei große Flächen liegen seit geraumer Zeit brach und bilden einen unansehnlichen Kontrast zu den bewirtschafteten. Wenn schon keine Reben mehr wachsen, so sprießen die Spekulationen. Das Land Rheinland-Pfalz, das sich zwecks Sanierung der Staatskasse in großem Stil von Ländereien und Immobilien trennt, wolle sich auch von der Traditionslage Trierer St. Maximiner Kreuzberg an den südlichen Hängen des Petrisbergs trennen, wird gemutmaßt. "Die Aufgabe dieser Weinberge wird diskutiert", bestätigte Hubert Heimann, Chef des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), kürzlich auf TV-Anfrage. Aber es gebe noch keine Klarheit, geschweige denn eine Entscheidung. Diese Aussage ist inzwischen überholt. Landwirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) erklärt das Gegenteil: "Wir werden diese Weinberge nicht verkaufen, sondern sie lediglich verpachten. Unser Ziel ist es, die einzigartige Einheit aus Baukultur und Weinlandschaft auf Dauer zu schützen und zu erhalten." Die Landesregierung habe großes Interesse an der Profilierung Triers als Weinkulturstadt, versicherte Hering gegenüber dem TV. Gespräche mit potenziellen Maximiner-Kreuzberg-Pächtern seien noch nicht geführt worden. Diese Bestandsgarantie beinhaltet weitaus mehr als "nur" den Erhalt und die Wiederbewirtschaftung von Rebflächen. Sie entkräftet auch die Befürchtung, am Petrisberg-Südhang könnten - obwohl 1999 als Denkmalzone ausgewiesen - private Bauprojekte entstehen. Spekulationen um Wirtschaftsgebäude

Als "Achillesferse" gilt das von der Sickingenstraße aus zu erreichende Wirtschaftsgebäude oberhalb des Weinlehrpfad-Beginns. Die Befürchtungen, der 44 Meter lange, anderthalbgeschossige Bau könnte - trotz einer im vergangenen April vom Stadtrat beschlossenen Veränderungssperre - nach Verkauf der Weinberge abgerissen werden und an seiner Stelle und mit gleichem Volumen ein Wohnhaus entstehen, dürften nach dem Mainzer Pro-Weinberg-Bekenntnis vom Tisch sein. Triers Baudezernent Peter Dietze begrüßt Herings Zusicherung, stellt aber auch klar, er habe "nichts anderes erwartet. Es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet, in dem keine anderen Nutzungen als die bisherigen möglich sind". Nach Dietzes Einschätzung trage das Land nun "seiner besonderen Verantwortung" für das Weltkulturerbe Amphitheater Rechnung: "Bei einem Verkauf wäre es schwierig gewesen, das Landschaftsbild auf Dauer, sprich: über mehrere Generationen, zu sichern." Die geplante Verpachtung der Weinbergsflächen wird neben einer Wiederbewirtschaftung der brach liegenden Teile auch das Ende einer archäologischen Grabungskampagne mit sich bringen. Am Petrisberg-Südhang hatte das Landesmuseum vor fünf Jahren Teile eines römischen Gräberfeldes freigelegt und unter anderem einen Steinsarkophag geborgen. Die Grabungen wurden aber wegen dringender anderer Projekte eingestellt und nicht wieder aufgenommen. Seither stören notdürftige Abdeckungen das Petrisberg-Bild. "Wir wollen die Funde sichern und im Boden lassen", erklärt Landesmuseums-Grabungskoordinator Joachim Hupe mit Blick auf die unverändert angespannte Personalsituation: "Die Forschungsaufgabe am Petrisberg ist stadtgeschichtlich sehr wichtig, aber wir können uns derzeit nicht darum kümmern." Derweil beschreitet die Landeseinrichtung Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA) Neuland in Trier. Sie will den Wingert zwischen Amphitheater und Sickingenstraße in den Bering der von ihr verwalteten Römer- Arena einbeziehen und bewirtschaften. "In einigen Jahren lesen und vermarkten wir Amphitheater-Riesling", kündigt BSA-Chef Thomas Metz an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort