Hier herrscht der Schimmel

TRIER. Schwarzer Schimmel hat in Euren offenbar einen gesamten Straßenzug fest im Griff. Die Mieter von 15 Wohnungen der Häuser 2 bis 8 in der Straße "Im Geimersfeld" berichten über gefährliche Gewächse an Wänden und Decken. Die Häuser gehören dem Bund – doch der behauptet, die Mieter verursachten den Schimmel durch falsches Heizen und Lüften selbst.

Markus und Heike Bohr gehörten zu diesen Mietern. Jahrelang kämpfte die Familie gegen den Schimmel und den Hausbesitzer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Schließlich kapitulierten die Bohrs und zogen doch um, vor allem die Sorge um die Gesundheit der Kinder Dennis, Lisa, Janek und Kilian war zu groß. Heute wohnen sie in einem eigenen Häuschen. "Und kein Kind hustet mehr", betont Markus Bohr. Der Familienvater hat den Rechtsstreit gegen den Bund verloren und muss die einbehaltene Miete zurückzahlen (der TV berichtete mehrmals). "Wir haben die Miete gekürzt, denn der Schimmel wird eindeutig durch Baumängel verursacht", sagt Bohr. Das Urteil stützt sich auf ein Gutachten, das die Ursache des Schimmels zu 15 Prozent Baumängeln zuschreibt, an 85 Prozent sei die Familie selbst schuld. Die Urteilsbegründung sorgte für Aufruhr in Mieterkreisen. Bereits bei der Wohnungsübergabe sei festgehalten worden, dass sich Schimmel in der Loggia und im Kinderzimmer befindet. Damit, so sieht es das Gericht, habe die Familie bei Vertragsabschluss den Mangel der Mietsache gekannt. "Offenbar ist Justitia der Ansicht, dass man Schimmel, den man beim Einzug vorfindet, als Bestandteil des Wohnumfeldes akzeptiert und danach kein Recht mehr auf Mietminderung hat", sagt Markus Bohr. "Ein Skandal", meint auch Eurens Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz (UBM). "Die vom Schimmel betroffenen Stellen sind doch vor dem Einzug geweißt worden, man konnte sie gar nicht sehen." Schmitz steht auf der Seite der Mieter. "Es ist völlig inakzeptabel, wie der Bund mit diesen Menschen umgeht." "Ich will vor dem Verwaltungsgericht weiter kämpfen und auf Schadenersatz wegen entgangener Lebensqualität klagen", sagt Markus Bohr. Außerdem wurde er zum Sprecher vieler Betroffener im Geimersfeld. Nach dem ersten TV-Artikel über den Schimmel-Streit von Euren vor zwei Jahren haben sich 15 Mieter gemeldet und über ähnliche Schäden berichtet."Niedriger Wärmeschutzstandard"

Die Wohnblöcke in der Straße "Im Geimersfeld" wurden nach dem Abzug der französischen Streitkräfte 1995 vom Bund übernommen. Ein Gutachten des Trierer Büros Isstas bestätigt, die Wohnung der Bohrs sei "nur mit erheblichem Aufwand" schimmelfrei zu bewohnen. Außerdem wird ein "niedriger Wärmeschutzstandard" bescheinigt. "Der Bund kratzte immer an den Symptomen herum, anstatt das Problem zu beheben und eine effektive Wärmedämmung einzubauen", sagt Markus Bohr. Das Trierer Büro der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sieht die Sache anders. "Die Baumängel sind minimal", sagt Fachgebietsleiter Lothar Hermes. "Hauptursache ist das falsche Heizen und Lüften." Den Vorwurf der Untätigkeit will Hermes nicht akzeptieren. "Wenn wir Meldungen über Schimmel-Befall erhalten haben, sind wir immer tätig geworden." In welcher Form? "Beispielsweise wurde in solchen Fällen eine spezielle Farbe aufgetragen."

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