Hier spricht Kinski

Mit viel Emotion und ganz minimalistisch rezitierte Nikolai Kinski am Sonntag Abend die Gedichte seines Vaters im Trierer Chat Noir, die zwar bereits 1952 geschrieben, jedoch erst 2001 veröffentlicht wurden.

 Einfach und schlicht, aber wirkungsvoll: Nikolai Kinski liest. Foto: Thorsten Heinze

Einfach und schlicht, aber wirkungsvoll: Nikolai Kinski liest. Foto: Thorsten Heinze

Trier. (MRA) Ein Mann, eine Bühne. Alles ist schwarz. Dann erklingt eine ausdrucksstarke Stimme: "Ich weiß nicht, wer ich bin und wer ich war." So beginnt die Rezitation der Kinski-Gedichte, die dessen Sohn Nikolai Kinski vorliest. Er macht sich gut im minimalistisch angelegten Szenario, wo er mal zarte Verse in sein Mikrofon haucht oder brüllend die in den Gedichten steckende Wut ins Publikum schleudert. "Mucksmäuschenstill" ist es im Zuschauerraum, und auch während der kurzen Pausen zwischen den verschiedenen Gedichten trauen sich alle nur verhalten zu applaudieren. "Sehr viel Sexualität, Aggression war dabei. Er hat sich mit den Emotionen eines Menschen auseinandergesetzt", meint Zuschauer Sascha Kettern beeindruckt. Silke Heinen erkennt in den Texten Weltschmerz, Wut auf die Kirche und das Thema Prostitution wieder. Doch nicht nur der Inhalt fasziniert, auch die Darstellung. Klaus Kinski arbeitet in den bereits 1952 geschriebenen, aber erst 2001 veröffentlichten Gedichten mit blumigen Gegensätzen. Seine Texte sind poetisch, bildhaft, provokativ. Er spielt mit der Sprache auf sehr hohem Niveau, findet auch Silke Heinen. Etwa eine Stunde lang präsentiert Kinski junior gekonnt die "anspruchsvolle Kost" und beschließt den Abend mit dem Gedicht "Kinski", einer Collage von gesammelten Kritiken, die Kinski senior als das beschreiben, was er schon zu Lebzeiten war - eine Mischung aus Genie und Wahnsinn.

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