"High Wheels": Auf Rollen durch Beziehungslandschaften

Beziehungen sind wie unwegsames Gelände; schwer begehbar, ob zu Fuß oder mit dem Rollstuhl. Durch die verschiedenen Bereiche des sozialen und kulturellen Miteinanders haben die multi-abled Tanzgruppe "BewegGrund" und "ExisTanz" in ihrem Tanzwanderstück "High Wheels!" das Publikum in der Trierer Tuchfabrik geführt.

 Oberflächliche Beziehungslandschaften: Die Ensembles der multi-abled Tanzgruppe ,,BewegGrund" und ,,ExisTanz" setzen die stetig wechselnden Sympathien in der ,,feinen" Gesellschaft in Szene. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Oberflächliche Beziehungslandschaften: Die Ensembles der multi-abled Tanzgruppe ,,BewegGrund" und ,,ExisTanz" setzen die stetig wechselnden Sympathien in der ,,feinen" Gesellschaft in Szene. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) Über Almen und an Felswände entlang führt sie, die hochalpine Wanderung vom Männlichen auf die Kleine Scheidegg im Grindelwald/Schweiz. Eine Wanderung auf "High Wheels!", die die Tanzgruppe "BewegGrund" - Tanz für Menschen "mit oder ohne Behinderung" - gemeinsam mit "ExisTanz" in der Tufa als Tanzwanderstück aufführte.

Am Ausgangspunkt begegnen sich alle auf der Alm vor Eiger und Jungfrau; die Tänzer, die sich auf grünen Grasmatten nieder lassen und die Almkühe, die auf der Videoleinwand genüsslich wiederkäuen. So wird deutlich: "Vor der Eiger-Nordwand sind wir alle behindert", wie es die künstlerische Leiterin Maja Hehlen beschreibt. Nur in den Videoanimationen erklimmen Menschen problemlos den Gipfel, nur auf der Bühne tanzen sie, mit und ohne Rollen, mühelos darüber hinweg.
Vorsichtig gehen sie miteinander um, Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, halten sich beim Menuett auf Distanz. Um sich dann zu orientalischen und lateinamerikanischen Rhythmen temperamentvoll nahe zu kommen. Ständig ändert sich die Beziehungslandschaft. Mal bilden sich Paare, mal Gruppen und dann sind wieder alle vereint. Plötzlich ist man alleine, tastet sich wie blind vorwärts im unwegsamen Gelände der zwischenmenschlichen Verbindungen.
Auf dem Bahnhof der Kleinen Scheidegg treffen verschiedenen Kulturen aufeinander: Asiaten auf Erkundungstour und Almhirten, die Kühe über die Gleise treiben. Viele solch komischer Momente hat Steve Strasser mit seiner Kamera eingefangen. Wie die Szene, in der eine Almkuh eine Tänzerin anknabbert oder der obligatorische Tritt in den Kuhfladen.

Die High Society feiert derweil, in edlen Roben und schwerem Schmuck aus Zeitungspapier, auf dem roten Teppich. Oberflächlich sind die Beziehungen, ständig wechseln die Tänzer ihre Partner. Das Vergnügen scheint aufgesetzt.

"Ich mag das Spielen mit verschiedenen Gesellschaftsschichten", sagt Hehlen, die mit dem Stück eine Tour durch ihrer Schweizer Heimat unternimmt. Eine hoch emotionale Tour. Als sie den Tänzern zugeschaut habe, habe sie Tränen in den Augen gehabt, erzählt eine Zuschauerin, "als ich auf die Leinwand schaute, musste ich lachen." Die gefühlsbetonte Tanzshow kam gut an bei den 90 Gästen. Minutenlang hielt ihr donnernder Applaus an, mit dem sie die die zehn Tänzerinnen und einen Tänzer verabschiedeten.

Das Stück "High Wheels!" ist erneut am Freitag, 19. Dezember, um 20 Uhr in der Tufa zu sehen.

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