Hilfe für die Helfer

TRIER. Polizeibeamte sind mitunter erheblichen physischen und psychischen Beanspruchungen ausgesetzt. Professionelle Hilfe bietet den 1350 Mitarbeitern des Polizeipräsidiums Trier ein hauptberuflicher Polizeisozialbetreuer, dem zehn nebenberufliche Soziale Ansprechpartner (SAP) zur Seite stehen. Den Polizeisozialdienst gibt es seit zehn Jahren in Trier.

Schlägerei, Tod, Vergewaltigung, Obduktion, Selbstmord, Beleidigungen - Polizisten können vielfältigen Belastungen ausgesetzt sein. "Wenn man nach einem Unfall die Leichenteile eines Kindes einsammelt, macht man das nicht wie mit Laub", zieht der Trierer Polizeipräsident Manfred Bitter einen drastischen Vergleich. Nach einem traumatischen Erlebnis kann der Polizist unter Schock stehen. Daraus kann eine Belastungsreaktion wie Schlaflosigkeit oder Schweißausbrüche resultieren - rasche Therapie ist vonnöten. Und die fachliche Qualifikation der Führungskräfte, diese so genannten posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) des Kollegen zu erkennen, erläutert Peter Behles. Der 50-jährige Diplom-Sozialarbeiter ist hauptberuflich als Betreuer im Polizeisozialdienst tätig, der im November 1995 in Trier und den anderen Polizeipräsidien in Rheinland-Pfalz eingerichtet wurde. "Die meisten verarbeiten die Erlebnisse. Es gibt aber auch Fälle, die so grausam sind, dass es einen umhaut", weiß Behles. Ihm zur Seite stehen so genannte SAP. Insgesamt sind es zwei Frauen und acht Männer aus allen möglichen Dienststellenbereichen. o wie Marita Rüffer, die im Kommissariat Wirtschaftskriminalität arbeitet. Die 52-jährige Kommissarin spricht von "kurzen Wegen", von Gesprächen im Treppenhaus, wo schon mal Probleme zur Sprache kämen. "Anfangs waren die Kollegen skeptisch", erinnert sie sich. Mittlerweile sei die Akzeptanz - auch von Vorgesetzen - groß. Genau wie Behles sind die SAP zur Verschwiegenheit verpflichtet - das A und O einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Um Mobbing, Trauer oder Sucht können sich die Gespräche drehen. Die SAP suchen nach Lösungen oder schalten Behles ein. Wenn der Betroffene es wünscht, werden Fachleute oder Vorgesetzte mit einbezogen. Stichwort Vorgesetzte: Hauptkommissar Norbert Bidinger ist auch SAP und gleichzeitig Leiter der Polizeiinspektion Zell. Wie die anderen Betreuer ist er Ansprechpartner aller Polizeibeamten im Bereich des Polizeipräsidiums Trier. In den ersten Jahren seien es hauptsächlich Suchtprobleme von Kollegen gewesen, nun gehe es eher um psychische oder psychosomatische Krankheiten. Um Probleme erkennen zu können, gab es eine berufsbegleitende Ausbildung. Besuche in Fachkliniken oder Supervisionen vermitteln weitere Kompetenz. Viele Gespräche oder Telefonate führt Behles in Laufe eines Arbeitstags. Besuche bei Langzeitkranken und Beratungen mit Krankenkasse oder Gesundheitsamt gehören auch zu seinen Aufgaben. "Die Arbeit hat zugenommen, sie ist aber auch bekannter geworden", resümiert er. Das Hilfsangebot habe sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu einem Selbstläufer entwickelt. Wenn er nicht vor Ort berät, finden Kollegen und Angehörige Hilfe in seinem Büro in der Friedrich-Wilhelm-Straße.

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