Winteraktion Hilfe für Obdachlose in Trier – Etwas Wärme an kalten Tagen

Trier · Die Aktion Kältehilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds für Obdachlose kommt bei den betroffenen Menschen sehr gut an. Eine Streetworkerin erklärt, warum Hinschauen so wichtig ist.

 Schlafsack, Winter-Unterwäsche, warmes Essen: Bei den frostigen Temperaturen brauchen wohnungslose Menschen mehr Hilfe denn je.

Schlafsack, Winter-Unterwäsche, warmes Essen: Bei den frostigen Temperaturen brauchen wohnungslose Menschen mehr Hilfe denn je.

Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Der Winter kommt - für einige Menschen bedeutet das, dass sie bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nachts draußen schlafen müssen. Deshalb hat der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) die Aktion „Kältehilfe“ ins Leben gerufen, die in mehr als 20 Städten bundesweit stattfindet.

Worum geht’s? Bernd Görgen, ASB-Dienststellenleiter, erklärt im Gespräch mit dem TV: „Hilfsbedürftigen Menschen ein Funkeln in die Augen über ihre Maske zu zaubern, etwas Anteilnahme, materielle Hilfe und bei Bedarf auch medizinische Behandlung zu den betroffenen Menschen zu bringen.“ 

Um 11 Uhr fahren vom Startpunkt des Notaufnahme-Geländes beim Brüderkrankenhaus etwa 50 ehrenamtliche Hilfskräfte mit Einsatzfahrzeugen, ausgestattet mit 50 Care-Paketen, zusammen mit Streetworkerin Isabel Endres los, um etwa drei bis vier Standorte in Trier anzusteuern, wo sich die Menschen zu dieser Zeit aufhalten sollen.

Die Hauptanlaufstelle ist das Benedikt-Labre-Haus in Trier-West/Pallien. Die Situation der ohnehin schon hilfsbedürftigen Menschen sei dieses Jahr noch komplizierter geworden, bemängelt  Bernd Görgen. Unter den derzeitigen Corona-Bedingungen gebe es kaum noch Menschen und Anlaufstellen, die das Risiko auf sich nehmen, geschweige denn die Möglichkeit der Hilfe haben. Das Hauptproblem beim Thema Obdachlosigkeit sei, das zu wenig (bezahlbarer) Wohnraum vorhanden sei. Diese Menschen würden gerade in der Zeit von Isolation und Abstandhalten besonders leiden, da sie auf der Straße noch weniger Möglichkeiten hätten, eine direkte, kleinere Unterstützung durch andere zu finden.

Daher wollen Menschen wie Bernd Görgen und sein Team diesen Menschen wenigstens das Notwendigste an Unterstützung in Form von Schlafsack, Winterunterwäsche, Hygiene-Artikeln, Süßigkeiten und einem heißen Getränk mit warmer Mahlzeit zukommen lassen.

Der ASB hat in Trier eigentlich die primäre Aufgabe, eine Einsatztruppe zum Katastrophenschutz zu stellen. Aber auch Dienstleistungen wie Essen auf Rädern, Hausnotrufe, Pflege- und Rettungsdienst gehören zum Aufgabenbereich der ehrenamtlichen Organisation. Finanzieren kann sich der Verein im wesentlichen durch die Einkünfte der Rettungsdienste. Gelegentlich werde man aber auch durch Zuschüsse unterstützt.

Streetworkerin Isabel Endres erläutert, dass im Benedikt-Labre-Haus in den Jahren  zuvor noch zwischen 28 und 35 ausschließlich männliche Hilfsbedürftige eine temporäre Unterkunft für die kalte Zeit finden konnten. Diesen Winter seien es aufgrund der Abstandsregeln nur etwa 21. In den Augen die Streetworkerin wird das Problem der Obdachlosigkeit oft immer noch stark tabuisiert. Damit sei das Thema in den Medien sehr unterrepräsentiert, kritisiert sie. Wenn sie dazu etwas lese, dann sei das oft realitätsfern und stark verharmlosend. Woran das liegt? „Das will doch keiner wissen oder sehen.“ Es sei einfacher, das Problem totzuschweigen oder zu verharmlosen, als Mittel und Wege zu finden, finanzierbaren Wohnraum für die Hilfsbedürftigsten zu schaffen.

Viele Menschen seien der Meinung, dass in Deutschland niemand auf der Straße leben müsse, wenn er sich doch nur ein bisschen anstrenge und zusammenreiße. Dabei werde oft völlig außer Acht gelassen, welche zum Teil herzzerreißenden Vorgeschichten diese Menschen hätten. Manche seien psychisch krank und/oder abhängig. Endres: „Manche haben sich selbst aufgegeben. Andere wissen sich nicht zu helfen oder sind zu stolz oder zu scheu, die Hilfe anderer anzunehmen. Ein vorschnelles Urteil gegenüber dieser Randgruppe wird dem Einzelfall daher in den seltensten Fällen gerecht.“

Die rund 20 Hilfsbedürftigen, die an diesem Tag unterstützt werden, sind sichtbar dankbar für die Hilfe. Ein Wohnungsloser erzählt, dass es derzeit besonders schwierig sei, eine Unterkunft zu finden.

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