Hilfe für schwangere Flüchtlinge

Trier · Für ihr noch junges Projekt der "Dolmetschergestützten Hebammenunterstützung für schwangere Flüchtlingsfrauen" hat die Ökumenische Beratungsstelle den Helmut-Simon-Sonderpreis erhalten. Was verbirgt sich hinter dem komplizierten Titel? Projektleiterin und Diplom-Psychologin Katja Mende erklärt\'s.

Trier. Der Anstoß kam Anfang 2011 aus der Praxis: "Eine Kollegin saß mit zwei schwangeren Frauen beim regulären Beratungsgespräch, als eine der beiden plötzlich Wehen bekam und nicht wusste, was los ist", erzählt die ehemalige Trierer Studentin und Projektleiterin Katja Mende. Um künftig solche Situationen vermeiden zu können, begann man in der Ökumenischen Beratungsstelle das Projekt "Dolmetschergestützte Hebammenunterstützung" zu planen.
Die Betreuung von Flüchtlingen mit kleinen Kindern gehörte schon damals zum Alltag in der 1993 gegründeten Trierer Beratungsstelle, die vom Diakonischen Werk und dem Caritasverband getragen wird. Ein Schritt-für-Schritt-Beistehen von Hebamme und Dolmetscherin vor der Geburt für Schwangere, die häufig sehr jung und ohne familiären Rückhalt sind, gab es jedoch bis dahin nicht.
Einmalig in Rheinland-Pfalz bietet das von der EU finanziell unterstützte Projekt, das auf Spenden angewiesen ist (siehe Extra), nun den Flüchtlingsfrauen Beratung durch eine Hebamme, übersetzt in ihre jeweilige Muttersprache. Die hinzugezogenen Dolmetscher sind zumeist Frauen - Studentinnen mit Migrationshintergrund oder selbst ehemalige Flüchtlinge.
Sie werden für "besondere Kommunikationssituationen" geschult, wie Mende sagt. Sie müssen beispielsweise medizinische Fachbegriffe verstehen und vermitteln können. Aber auch eine psychologische Beratung für die Dolmetscher ist inbegriffen. Nicht jeder ist den oft tragischen Geschichten der Frauen gewachsen. "Hier ist fast jede Geschichte dramatisch", gibt Mende zu bedenken. Eine Schwangerschaft in einem fremden Land, dessen Sprache die Frau noch nicht beherrscht, werde oft als beängstigend empfunden.
Das Projekt soll den Frauen eine beruhigende Unterstützung bieten. Dazu gehört, sie über Routineabläufe zu informieren. "Viele dieser Frauen waren noch nie beim Frauenarzt", erklärt Mende. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse sähen sie sich häufig vollkommen alleine unbekannten Untersuchungen gegenüber. Das muss nun nicht mehr sein. Mende sagt: "Sobald bekannt ist, dass eine Frau schwanger ist, erhält sie von uns Beratung und Unterstützung in jeder Phase der Schwangerschaft."
Das junge Projekt wurde jetzt ausgezeichnet: Die Ökumenische Beratungsstelle bekam den Helmut-Simon-Sonderpreis der Diakonie Rheinland-Pfalz (siehe Extra).
Extra

Der mit insgesamt 10 000 Euro dotierte Helmut-Simon-Preis soll ehrenamtliches und professionelles Handeln von Menschen, Initiativen oder Institutionen fördern, die sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ausgrenzung einsetzen. Er wird von den drei Diakonischen Werken in Rheinland-Pfalz verliehen und ist nach dem ehemaligen Bundesverfassungsrichter Helmut Simon benannt. Das Trierer Projekt erhielt einen der drei mit je 1000 Euro dotierten Sonderpreise. (Quelle: Diakonisches Werk) Wer das Projekt darüber hinaus finanziell unterstützen möchte, kann das über Spenden auf folgendes Konto tun: Diakonisches Werk Trier, Sparkasse Trier, Konto 486043, Bankleitzahl 58550130, Verwendungszweck: Hebammenprojekt Flüchtlingsberatung. red

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