Hilfe fürs Herz

TRIER. Ein Stromstoß im richtigen Moment kann Leben retten: Mit Hilfe von computergesteuerten Defibrilatoren können auch Laien ein Herzkammerflimmern beseitigen. In Trier sind allerdings keine Geräte öffentlich verfügbar.

 DRK-Ausbilder Arne Conrad führt vor, wie die Elektroden des Defibrilators auf die Brust des Patienten geklebt werden.Foto: Wolfgang Lenders

DRK-Ausbilder Arne Conrad führt vor, wie die Elektroden des Defibrilators auf die Brust des Patienten geklebt werden.Foto: Wolfgang Lenders

ImFernsehen ist es ganz einfach: Das Piepen am Krankenbett wird zueinem durchdringenden Dauerton. Die gleichmäßigen Ausschläge aufdem Monitor des EKG-Geräts, das die Herzaktivität des Patientenmisst, sind zu einer Linie geschrumpft: Herzkammerflimmern. DerBlutkreislauf des Patienten ist zum Erliegen gekommen. "Wirverlieren ihn", ruft der Arzt und greift zum Defibrilator. Erpresst die beiden Metallplatten auf die freiliegende Brust. "Geben Sie mir 360 Joule", befiehlt er knapp. Der Körper des Patienten bebt unter dem Stromstoß, aber - Fehlanzeige. "Noch einmal!" Ein neuer Stromstoß geht durch den leblosen Körper - und, Glück gehabt: Auf dem Monitor sind wieder regelmäßige Ausschläge sichtbar, aus dem Dauerton wird wieder ein Piepen. "Wir haben ihn wieder!" Erleichtert stellt der Arzt den Defibrilator zur Seite.

Profis wie Arne Conrad, Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz in Trier, können über solche Szenen nur lächeln. "Baywatch-Syndrom", nennt er es, wenn auf der Mattscheibe nach kurzer Wiederbelebung ein gerade noch um sein Leben Ringender wieder quiecklebendig wird. Eines aber ist richtig: Ein Defibrilator kann Leben retten, wenn er rechtzeitig zur Stelle ist. Das Problem: Bis im Ernstfall der Notarzt da ist, verstreicht wertvolle Zeit. "Schon nach fünf Minuten kann es zu schweren Hirnschäden kommen", erklärt Conrad. Bis der Rettungsdienst da ist, dauert es jedoch meist länger. Die Lösung: ein Defibrilator vor Ort. Allerdings: Gehört ein solches Gerät nicht in Profihände?

Moderne Computertechnik macht es möglich: Halbautomatische Defibrilatoren können nach einer eintägigen Schulung auch von Laien bedient werden. Die Geräte sind nicht größer als ein Erste-Hilfe-Kasten. An einem zentralen Punkt aufgehängt, sind sie immer zur Stelle. Bricht ein Mensch zusammen, holt der Helfer das Gerät. "Das leitet ihn Schritt für Schritt an, was zu tun ist", sagt Conrad. Bevor der Patient unter Strom gesetzt wird, misst der Defibrilator erst einmal, ob das Herz des Kranken nicht mehr richtig schlägt. Nur wenn es erforderlich ist, wird der Patient geschockt.

"Das Risiko einer fehlerhaften Behandlung ist verschwindend gering", sagt der Ausbilder. Die Chancen für den Patienten verbessern sich jedoch extrem. Conrad: "Bei Studien in den USA ist die Zahl der erfolgreichen Wiederbelebungen von fünf auf 70 Prozent gestiegen."

Bei einer Defibrilation wird durch gezielte Stromstöße das Herz des Patienten, das nur noch unregelmäßige elektromechanische Aktivität zeigt, für einem Moment komplett stillgelegt. Mit etwas Glück fängt es dann wieder an zu schlagen. Auch wenn der Patient wiederbelebt oder beatmet werden muss, bis der Notarzt eintrifft, ist die Defibrilation sinnvoll.

Doch in Trier kann man davon nur träumen: Es gibt keine öffentlich aufgestellten Defibrilatoren. Das mangelnde Interesse kann DRK-Geschäftsführer Matthias Schwind nicht ganz nachvollziehen.

Kreis Bitburg-Prüm ist Vorbild

"Im Kreis Bitburg-Prüm sind die Geräte wesentlich stärker verbreitet als hier in Trier", sagt er. "Dabei sind hier die Menschenansammlungen." Er wünscht sich, dass Defibrilatoren in Kaufhäusern, größeren Betrieben und Verwaltungsgebäuden an zentraler Stelle aufgehängt werden. "Das Gerät hat nicht die Akzeptanz, die es von der Sache her haben müsste", betont Schwindt. Allerdings - mit einem Preis von rund 2000 Euro würde dennoch jeder der Defibrilatoren die Kassen der Unternehmen und Behörden belasten. Der Kauf ist jedoch kein schlechtes Geschäft: Jedes Gerät wird mit noch einmal der gleichen Summe von der Björn- Steiger-Stiftung bezuschusst. Einige Privatpersonen in Trier haben sich Defibrilatoren zugelegt. Schwind: "Wir haben Risikopatienten, die die Geräte zu Hause stehen haben."

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