Hilfe ohne Hemmungen

Trier · Wie geht es nach der Diagnose Krebs weiter? Das hat sich auch Jan Scholtes bei seiner Erkrankung im vergangenen Jahr gefragt. Der Austausch in einer Gesprächsgruppe für Männer hat ihm geholfen. Mittlerweile leitet er die Gruppe und ermuntert Betroffene hinzuzustoßen.

 Laden krebskranke Männer ein, sich in einer Gesprächsgruppe gegenseitig zu unterstützen: Carlita Metzdorf-Klos vom Trierer Beratungszentrum der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz und Jan Scholtes, selbst erkrankt und Leiter der Runde. TV-Foto: Lena Kräuter

Laden krebskranke Männer ein, sich in einer Gesprächsgruppe gegenseitig zu unterstützen: Carlita Metzdorf-Klos vom Trierer Beratungszentrum der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz und Jan Scholtes, selbst erkrankt und Leiter der Runde. TV-Foto: Lena Kräuter

Trier. "Männer und Krebs" heißt die Gesprächsgruppe der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz in Trier, die Jan Scholtes seit einigen Monaten leitet. Der 36-Jährige hat sie von seinem Vorgänger, einem Mitarbeiter der Krebsgesellschaft, übernommen. Scholtes stieß im vergangenen Jahr aufgrund einer Krebserkrankung zu der Gruppe und ist auch nach überstandener Therapie von dem Konzept überzeugt. "Das gemeinsame Schicksal bringt die verschiedensten Menschen zusammen, damit sie sich austauschen können", sagt Scholtes.
In der Gruppe offen reden


Das Besondere dieser Gesprächsgruppe ist ihre Ausrichtung auf Männer. Entsprechende Angebote gebe es in vielen Städten, sagt Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin des Trierer Beratungszentrums der Krebsgesellschaft, und fast immer werde dieses Angebot seltener genutzt als etwa Gesprächsrunden nur für Frauen. Männer hätten oft größere Hemmungen, im Fall einer Krebserkrankung Hilfe zu suchen, sagt Metzdorf-Klos. "Viele versuchen, alles mit sich selbst auszumachen."
Scholtes bestätigt das: "Zu Beginn meiner Erkrankung habe ich von dem Gesprächsangebot gehört und dachte mir: Das brauche ich nicht. Ich möchte diese Dinge nicht öffentlich besprechen." Doch die Gespräche sind keineswegs öffentlich, wie Scholtes heute weiß. In der Gruppe könne man offen reden und Dinge sagen, die man mit den Angehörigen oft nicht besprechen könne, sagt Scholtes. "Unser gemeinsames Interesse ist die Erkrankung. Doch es ist nicht das Ziel, sich nur auf die Krankheit oder die Verletzlichkeit zu konzentrieren." Diskutiert würden auch ganz praktische Fragen: "Brauche ich ein Testament? Was muss ich im Hinblick auf die Rentenkasse beachten? Kann ich auch weiterhin arbeiten?"
Die Teilnahme an der Gesprächsrunde ist unverbindlich. "Das hat mich letztendlich davon überzeugt, doch einmal reinzuschauen", erzählt Jan Scholtes. "Ich hätte jederzeit wieder gehen können."
Betroffene Männer können jederzeit bei der Krebsgesellschaft vorbeikommen oder anrufen, wie Metzdorf-Klos sagt. Es sei auch möglich, Betreuer Jan Scholtes vor einem Besuch der Gesprächsrunde kennenzulernen.
Extra

Die Männer- und Krebs-Gesprächsrunde mit Betroffenen für Betroffene trifft sich jeden vierten Mittwoch im Monat von 18 bis 19.30 Uhr im Informations- und Beratungszentrum Psychoonkologie Trier, Brotstraße 53, Telefon 0651/40551. Beratung und Informationen sind kostenfrei, die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. lekr

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