Himmel und Erde

An Himmelfahrt, so erzählt es die Bibel, kehrt Jesus zurück in den Himmel. Geradezu dramatisch tut er das: Auf einer Wolke fährt er auf - zurück zu Gott, seinem Vater.

Die Jünger sind entsetzt, hatten sie ihn doch eben erst zurück, und nun verschwindet er schon wieder. Zurück in den Himmel. Weit weg. Voller Sehnsucht stehen sie nun da - und lassen ihren Blick suchend in den Himmel gleiten. Diese Sehnsucht der Jünger nach dem Himmel, oder vielleicht besser, nach "himmlischen Zuständen" - vielleicht kennen Sie die ja auch. Diese Sehnsucht danach, nicht alleine zu sein. Beschützt und begleitet zu werden. Die Sehnsucht nach Frieden und Gemeinschaft. Eine alte Geschichte erzählt von zwei Mönchen, die auch voller Sehnsucht über den Himmel nachdachten. Eines Tages lasen sie in einem alten Buch, am Ende der Welt gebe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine solche Wanderung fordert, und alle Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen. Und man brauche nur anzuklopfen und befinde sich bei Gott. Schließlich fanden sie, was sie suchten. Sie klopften an die Tür und bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete. Und als sie eintraten, standen sie wieder zu Hause in ihrem Kloster. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde - vielmehr genau an der Stelle, die Gott uns zugewiesen hat. Sicher - auf dieser Erde herrschen nicht immer "himmlische Zustände". Ganz im Gegenteil. Aber sie sind möglich. Die Himmelfahrt Jesu ist nämlich auch ein Zeichen dafür, dass die Grenzen zwischen Himmel und Erde offen sind, dass Himmel und Erde sich tatsächlich schon jetzt berühren können. In einem Lied heißt es: "Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, und sich verbünden, den Hass überwinden, sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde, auf dass Friede werde mitten unter uns." Glaube im Alltag

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