"Hingabe und Augenmaß"

TRIER. Kein Mikrofon und keine elektrische Verstärkung für die Jazz-Combo des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums: Die Ehrung verdienter und ausgeschiedener Stadtratsmitglieder musste am Donnerstag ohne Strom auskommen. Dem Glanz der feierlichen Veranstaltung tat das keinen Abbruch.

Zahlreiche Rats- und Ausschusssitzungen, gesellschaftliche Verpflichtungen und ständig im Blickpunkt der Öffentlichkeit: Ein Ehrenamt in der Kommunalpolitik ist nicht immer ein Zuckerschlecken. "Sie setzen und setzten mit Ihrem Engagement ein aktives Zeichen gegen die viel beklagte Politikverdrossenheit", lobte daher Oberbürgermeister Helmut Schröer in einer feierlichen Sitzung des Stadtrates zur Ehrung langjähriger aktueller und aus dem Stadtrat ausgeschiedener Mitglieder. Mucksmäuschenstill war es im gut gefüllten Rathaussaal - schließlich musste der Oberbürgermeister wegen des Stromausfalls ohne Mikrofon auskommen. "Leidenschaftliche Hingabe an die Sache, Verantwortlichkeit als Handlungsleitstern und die psychologische Qualität des Augenmaßes, also die Fähigkeit, die Realitäten mit innerer Sammlung und Ruhe auf sich wirken zu lassen", charakterisierte Schröer mit einem Zitat des Soziologen Max Weber die Ratsmitglieder. Auch ein eher handlungsorientiertes Zitat des deutschen Sozialwissenschaftlers zog der Oberbürgermeister heran: "Die Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern (...). Es ist durchaus richtig, dass man das Mögliche nicht erreichte, wenn nicht immer wieder nach dem Unmöglichen gegriffen worden wäre.""Was das Beste ist, wissen wir am besten"

Mit dem Ehrenring zeichnet die Stadt Ratsmitglieder aus, die nach mindestens drei vollständigen Ratsperioden aus dem Stadtrat ausscheiden. Christoph Böhr (20 Jahre Ratszugehörigkeit), Helmut Kress (40 Jahre Ratszugehörigkeit), Dorette Klopp und Hans Schmitz erhielten die Ringe, in die ihre Namen eingraviert sind. Die noch amtierenden Stadtratsmitglieder Ignaz Bender, Bruno Cordel, Gilbert Felten und Hans-Willi Triesch wurden für 20-jährige Ratszugehörigkeit geehrt, Friedel Jaeger (25 Jahre) und Manfred Maximini (35 Jahre) erhielten ebenfalls Urkunden zur Ehrung. Die musikalische Pause, die nach der Ehrenringverleihung im Programm stand, musste ausfallen, schließlich konnten dem elektrischen Klavier und dem Bass der Jazz-Combo des Friedrich-Wilhelm Gymnasiums keine Töne entlockt werden. Also fuhr Schröer mit seinem Dank an 13 weitere Ratsmitglieder fort, die seit der Wahl am 13. Juni aus dem Rat ausgeschieden sind, darunter Sandra Bartmann, Dieter Birkel, Klaus Blum, Claudine Cornelius, Ingeborg Friedrich, Karl-Rainer Heiderich, Ludwig Hellriegel, Michael Jacoby, Heinrich Kirsch, Paul Schmitt, Barbara Schneider, Werner Schulz und Sabine Steinbach. CDU-Landesvorsitzender Christoph Böhr hob in der abschließenden Rede hervor, wie wichtig das Ehrenamt im Allgemeinen und in der kommunalen Selbstverantwortung im Besonderen für eine Demokratie ist. "Der Stadtrat ist die Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Staat", sagte Böhr. "Unser wichtigstes Ziel ist das, was das Beste für unsere Stadt ist. Und das wissen wir immer noch am besten", schloss Böhr mit dem kritischen Blick auf die durch Landes- und Bundespolitik immer stärkeren Beschränkungen der Selbstverantwortlichkeit der Kommunen. Am Schluss zeigte die FWG-Combo dann doch noch, was sie kann: Ohne elektrische Verstärkung legte sie los und gab der Veranstaltung den letzten feierlichen Schliff.

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