"Hinsehen und Handeln"

TRIER. Ein Projekttag in der Tufa lud zu Informationen, Diskussionen und Filmen rund um das Thema Gewalt gegen Frauen ein. Außerdem wurde das Theaterstück "Vagina-Monologe" aufgeführt.

Etwa jede dritte Frau weltweit wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. So der Tenor des Kampagnenfilms, den die Trierer Gruppe von Amnesty International (ai) zur Einführung in die Thematik zeigte. Hierbei wurden unterschiedliche Facetten der "Gewalt vom Kriegsschauplatz bis zum Schlafzimmer" aufgegriffen: familiäre Gewalt, Frauenhandel und Zwangsprostitution, Ehrenmord, Zwangsheirat, sexueller Missbrauch von Mädchen sowie die Vergewaltigung als Instrument des Krieges. "Das Motto ,Hinsehen und Handeln - Gewalt gegen Frauen verhindern' ist seit März 2004 das Thema, unter das Amnesty weltweit für zwei Jahre seine Arbeit gestellt hat. In Trier wollten wir uns mit einer eigenen Aktion anschließen", erklärt Karin Dahlmann, Gruppensprecherin von Amnesty in Trier, die Motivation für die Initiative. "Wir haben Organisationen der Region angeschrieben, die sich für Frauen einsetzen. Sechs Partnergruppen fanden so zusammen", berichtet Dahlmann. Neben Amnesty beteiligten sich das Frauenhaus und der Frauennotruf Trier, Soroptimist Club Trier, Terre des Femmes sowie der Zonta Club Trier. Gemeinsam hatten sie ein informatives Programm entwickelt, zu dem jeder einen Beitrag leistete. So demonstrierte beispielsweise das Frauenhaus mit einem Zeichentrickfilm, wie sehr auch Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind. Der Zonta Club hatte den Allgemeinmediziner Yaghoub Khoschlessan eingeladen, der von einem erschütternden Fall des Missbrauchs einer Zwölfjährigen durch ihren Stiefvater berichtete. "Wir Ärzte hören oft zu wenig zu. Wir müssen sensibler sein", forderte der Mediziner.Engagement ist gefragt

"Ziel des Tages ist es, Problembewusstsein zu schaffen und das Publikum dazu zu bringen, sich zu engagieren", so Dahlmann. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen, wie die sechs Gruppen selbst zeigen. "Wir vom Zonta Club haben eine Mittlerfunktion, indem wir die aktiv Arbeitenden wie Frauenhaus und Frauennotruf mit Spenden unterstützen", erklärt Triers Zonta-Präsidentin Bärbel Schulte. "Ai arbeitet im Ausland, schreibt Regierungen, um mehr Kontrollen und Sanktionen in punkto Gewalt gegen Frauen zu fordern", sagt Dahlmann. Für den Abend hatte der Frauennotruf Trier zu dem Theaterstück "Vagina-Monologe" eingeladen; knapp 150 Zuschauer, vor allem Frauen, kamen. Aus Interviews mit mehr als 200 Frauen über ihre Vagina hatte die New Yorker Theaterschriftstellerin Eve Ensler die "Monologe" gesammelt, die mal komisch, mal lustig sind, mal leise und betroffen machen. Die acht Schauspielerinnen des Vagina-Monologe-Ensembles Augsburg brachten eine Vielfalt an Themen und Stimmungen auf die Bühne, schimpften über Rasur, Tampons und Gynäkologen, die die Vagina "stocksauer" machen. Ein Abend mit Geschichten, Metaphern und Assoziationen rund um die Vagina: die alte Dame, die von Burt Reynolds träumt und Angst hat, dass ihre Erregung eine Überschwemmung verursacht; die Juristin, die jedes Stöhnen kennt, vom "Gipfelstürmer" - über das "Janis-Joplin-" bis zum "Stöhnen der weißen christlichen Mehrheit"; oder die Bosnierin, die mehrmals brutal vergewaltigt wurde ("Meine Vagina war ein schönes, feuchtes Dorf, mit grünen Wiesen. Jetzt ist es abgebrannt.") Ein Tag im Zeichen der Frau. Das Motto "Hinsehen und Handeln" braucht Helfer, fasst Dahlmann zusammen: "Wir sind darauf angewiesen, dass sich die Menschen engagieren."

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