Hinweistafeln ohne Aha-Effekt

PFALZEL. (gsb) Eine politische Sitzung, die Loriot nicht besser hätte inszenieren können: Der Ortsbeirat Pfalzel wollte sich über die Kosten für zwei Hinweistafeln am Radweg beraten lassen - doch der Anbieter glänzte mit Verklausulierungen.

"Heute gibt es keinen Diskussionsbedarf", glaubt Bernd Denker (SPD) noch kurz vor Eröffnung der Ortsbeiratssitzung im Amtshaus. Tatsächlich standen kaum spektakuläre Tagesordnungspunkte auf dem Programm. Ortschef Werner Pfeiffer (UBM) informiert darüber, dass der Bücherbus vor dem Feuerwehrgerätehaus parken wird und die vorbereitenden Sanierungsarbeiten des Pfarrheims dank zahlreicher Helfer begonnen haben. Dann steht die Diskussion zu den beiden vom Ortsbeirat gewünschten Straßen- und Wegekarten in Pfalzel am Radweg auf der Tagesordnung. Jürgen Wagner, Industriemeister Druck, und Designer Ingo Wilsdorff sind eingeladen, um dem Rat Angebote zu präsentieren. Was sich zu einem Lehrstück unter dem Motto "Wie vergraule ich meinen potenziellen Auftraggeber" entpuppt. "Tafeln mit Aha-Effekten durch Drei-D aus der Vogelperspektive plus Darstellung der historischen Baudenkmäler" verspricht Wagner der Runde - doch der "Aha-Effekt" bleibt bei den Räten aus. Bernd Denker moniert, die graphische Darstellung sei alles andere als aussagekräftig. Und vor allem fehle eine präzise Kostenaufstellung. "Wir sind eine Ortsgemeinde, wollen zwei Schilder haben und wissen, was das kostet", beschwört Thomas Neises (SPD) mehrmals den Industriemeister. Denn Wagners Konzept sieht eine Finanzierung der Tafeln über Werbeplaketten von Pfalzeler Wirtschaftsbetrieben vor - die Akquise will er selbst betreiben. Was für CDU-Mitglied Herbert Kern zunächst ein lösbares Problem ist ("Wir müssen nur darüber entscheiden, ob wir mit Werbung auf den Schildern einverstanden sind oder nicht"), wird von seinem Parteikollegen Martin Bach ("Ich habe das Ganze immer noch nicht verstanden") hinterfragt.Ohne Ergebnis vertagt

Schließlich stellt sich heraus, dass der Ortsbeirat zusätzlich zu den Tafelfolien auf Aluminiumplatten (acht Jahre lichtbeständig) auf eigene Kosten für Vitrinen, Rahmen, Halterungen und das Aufstellen sorgen muss. "Was soll das Ganze?", fragt Margret Pfeiffer-Erdel (UBM). "Ich dachte, Sie sagen uns jetzt die Kosten und präsentieren uns Tafeln, über deren Anschaffung wir entscheiden." Der Tonfall zwischen den Verhandlungspartnern wird gereizter, bis das Thema ergebnislos vertagt wird. Da hilft es auch nicht, dass Wagner schließlich ein Referenzobjekt in Schweich anführt und die "Irritationen" bedauert. Schließlich glaubte er, dass die Räte informiert seien. Im Juli 2004 habe er einen Brief mit entsprechenden Auskünften an Pfeiffer geschickt - der davon nichts weiß.

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