Aufräumarbeiten Trier-Ehrang nach dem Hochwasser - Bewohner dürfen kurz persönliche Dinge aus ihren Häusern holen (Fotos/Video)

Trier-Ehrang · Unverständnis, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Das erleben viele Bewohner Trier-Ehrangs. Sie können am Freitagmittag kurz in ihre Häuser, wo sie persönliche Sachen holen dürfen. Warum sie dort nicht bleiben können und welche Zerstörung sie vorfanden:

Ehrang räumt auf - Impressionen nach der Flut Hochwasser
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Ehrang räumt auf - Impressionen nach der Flut

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Foto: Portaflug Föhren

Peter Behr aus Trier-Ehrang kann es nicht fassen. „Das sind alles neue Möbel“, meint er und schiebt hilflos etwas Schlamm von seiner Türschwelle. Ihn hat das Hochwasser im Stadtteil besonders hart getroffen: Die Erdgeschosswohnung, in der er mit seiner Lebensgefährtin wohnt, wurde überflutet, fast einen halben Meter hoch stand das Wasser am Donnerstag. Mittlerweile ist es abgeflossen, nur noch der Keller steht voll. Zurück bleiben Schlamm, Steine und Zerstörung.

Die Wucht des Wassers hat die Einrichtung zusammengeschoben und sogar schwere Truhen umgeworfen. Peter Behrs neue Stühle und sein Tisch sind voller Dreck und Wasserflecken. „Dabei habe ich die erst angeschafft. Wir haben noch gar nicht daran gefeiert“, klagt er. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ist der 79-Jährige bei Bekannten untergekommen, allerdings wollte er so schnell wie möglich wieder zurück zu seinem Zuhause. „Ich versuche nur, irgendwas zu retten“, seufzt Peter Behr und schüttelt den Kopf. „So etwas haben wir hier noch nie erlebt!“

Genauso fassungslos sind Karla und Reinhold Kiefer. Auch bei ihnen ist nicht nur der Keller vollgelaufen, das Erdgeschoss stand ebenfalls unter Wasser. Bis zur letzten Minute haben sie versucht, wertvolle Gegenstände und Elektro-Artikel ins Obergeschoss zu bringen. „Ich habe ja ganz viele Sachen noch in Sicherheit gebracht. Aber alles kann man nicht retten.“

Der Schaden bei dem, das er nicht retten konnte, ist enorm. Die Möbel und der Teppich im Wohnzimmer sind voller Schlamm, in der Küche steht das Dreckwasser noch im Geschirrspüler, der Keller ist verwüstet. Dort war einmal ein vor kurzem neu eingerichtetes Bad, eine Waschmaschine und eine Heizanlage, die ebenfalls erst wenige Jahre alt ist. Und jetzt? Braunes Wasser, in dem Spülmittel-Verpackungen treiben, Tapete, die in Fetzen von der Wand hängt, eine schlammbedeckte Waschmaschine, in der noch ein Knäuel Kleidung liegt.

„Das werden schon so zwanzig- bis dreißigtausend Euro Schaden sein“, schätzt Reinhold Kiefer. „Mindestens“, fügt Karla Kiefer hinzu. Sie macht sich Sorgen, da die beiden keine Extra-Versicherung gegen Hochwasser haben. „Hier gab es so etwas ja nie. Hier gab es ja sonst kein Hochwasser. Nie!“, sagt sie und hebt hilflos die Hände.

Unverständnis, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Das erleben viele Bewohner Ehrangs, die am Donnerstag evakuiert wurden und erst gegen Freitagmittag wieder in den Stadtteil dürfen – allerdings nur vorübergehend. Zwar ist das Hochwasser größtenteils zurückgegangen, bloß einige tiefe Stellen wie die Bahnunterführung beim Krankenhaus sind weiter überflutet. Allerdings sind die Straßen voller Schlamm, und am Freitagmittag ist noch unklar, ob Häuser vielleicht nicht mehr sicher sind. Und so lautet die Ansage der Polizei: Nur, wer in Ehrang wohnt, darf hinein, und auch nur, um wichtige Gegenstände zu holen. Dann sollen die Bürger den hochwassergeschädigten Stadtteil erst einmal wieder verlassen.

Diese Gelegenheit hat auch Blerim Hajrizi, Betreiber der Eisdiele im Ortskern, ergriffen. Gemeinsam mit einem Kollegen und Sean-Marie Prosperi, Inhaber des Gebäudes der Eisdiele, hat er sich auf den Weg nach Ehrang gemacht. Dort wollen die drei den Schaden begutachten.

Was sie vor Ort erwartet, ist ein Alptraum: Die vordere Scheibe des Geschäfts liegt zertrümmert am Boden. Die 300 Kilogramm schwere Theke ist um zwei Meter verschoben, Tische und Stühle stapeln sich, teils zerbrochen, auf dem ehemaligen Holzboden, der jetzt eine Matschlandschaft ist. Im Keller steht das Wasser immer noch so hoch, dass keiner hineinkann. „Hier ist alles kaputt“, meint Hajrizi.

Sein Kollege versucht, die verklemmte Tür aufzudrücken, scheitert aber an dem Glas, das überall herumliegt. Er wirft einen traurigen Blick in den Verkaufsraum und murmelt bedrückt: „Das hier war einmal eine Eisdiele.“ Daran erinnern neben der zerstörten Inneneinrichtung nur noch die Plakate an den Wänden – und ein Kaffeebecher aus Pappe, der zerdrückt im Schlamm liegt.

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