Höhe sprengt jedes menschliche Maß

Karl Marx

Nach der Götterdämmerung der real existierenden marxistisch-leninistischen Regime in Osteuropa warf man zahllose Denkmäler dieser Ära - auch in der früheren DDR - auf den Müllhaufen der Geschichte. Karl-Marx-Stadt darf wieder Chemnitz heißen.
Nun glauben Trierer Politiker, eine Großplastik des "großen Sohnes" unserer Stadt als Geschenk der Volksrepublik China, der letzten kommunistisch-totalitären Großmacht, hier aufstellen zu müssen.
Entspricht das Danaergeschenk dieser Marx-Plastik der Bedeutung des Philosophen für Trier in formaler und geistiger Hinsicht?
Das tut sie durchaus nicht.
Ihre geradezu pharaonische Gesamthöhe von sechs Metern mit dem "unverzichtbaren" Sockel sprengt jedes menschliche Maß. Man vergleiche etwa den knapp lebensgroßen Balduin auf seinem Brunnen oder die Portalfiguren von Liebfrauen.
Das Andenken an Karl Marx wird von der Stiftung Karl-Marx-Haus seit Jahrzehnten seriös gepflegt. Dort wie am Geburtshaus an der Porta und am FWG wird mit Plaketten an ihn erinnert. Hoffentlich weiß der Stadtrat sich am 13. März gegen die Zumutung des geplanten Maxi-Marx zu wehren.
Bitte keinen Kotau. Eine Zustimmung zu diesem Projekt würde mich fatal an einen Tanz ums Goldene Kalb, also um die von vielen chinesischen Touristen erwarteten Euros erinnern.
Michael Berens, Kunsthistoriker
Trier

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