Hohe Belastung, aber kein Verzehrverbot

Bei Fischproben aus Mosel und Saar sind die zulässigen Höchstwerte des Gifts PCB teilweise erheblich überschritten. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium will dennoch erst umfangreichere Untersuchungen abwarten, bis es gegebenenfalls die Verzehrempfehlungen ändert.

 Viele Angler setzen ihre Beute wieder in der Mosel aus, weil sie nach dem französischen Verzehrverbot wegen hoher Schadstoffwerte unsicher geworden sind. TV-Foto: Archiv/Dirk Tenbrock

Viele Angler setzen ihre Beute wieder in der Mosel aus, weil sie nach dem französischen Verzehrverbot wegen hoher Schadstoffwerte unsicher geworden sind. TV-Foto: Archiv/Dirk Tenbrock

Trier. Dem Kreisausschuss lagen gestern Abend aktuelle Ergebnisse von Fischproben vor, die das Institut für Lebensmittelchemie in Speyer untersucht hat. Die Proben waren auf Anordnung des Landesuntersuchungsamts im Sommer 2009 aus Mosel und Saar entnommen worden. Wie berichtet, hatte Frankreich wegen der hohen Belastung durch PCB (eine krebsauslösende chemische Chlorverbindung) ein Verzehrverbot für Moselfische verhängt; in Luxemburg und Deutschland gilt lediglich eine Empfehlung zur Beschränkung des Verzehrs auf höchstens zwei Portionen wöchentlich.

Anglerverbände fordern besseren Verbraucherschutz



Zum Teil werden die Grenzwerte in den Fischen aus Mosel und Saar erheblich überschritten. So wurden bei Brassen aus der Mosel 45,3 Pikogramm (Billionstel Gramm) gemessen, der erlaubte Höchstwert beträgt acht Pikogramm (pg). Beim Döbel (8,4 pg) ist der Höchstwert nur leicht überschritten, bei Barben (19 pg) um mehr als das Doppelte. Brassen aus der Saar liegen mit 10,3 Pikogramm leicht über dem Richtwert von acht, während in der Saar gefangene Rotaugen darunter liegen. Zander, Barsch und Hecht - die am meisten vermarkteten Fische - werden in der Liste aus Speyer als "nicht auswertbar" gekennzeichnet. Die Proben stammen in diesem Fall aus der Saar. Aus der Mosel wurden offenbar keine Zander, Barsche oder Hechte untersucht - nur eine von vielen Pannen, die Georg Ohs, der Präsident des Landesanglerverbands, kritisiert.

Ohs fordert, dass die Mosel von der französischen Grenze bis an die Mündung in den Rhein untersucht wird, und zwar von Staustufe zu Staustufe und bezüglich aller vorkommender Fischarten. Dann werde sich wohl zeigen, meint der Angler-Präsident, dass die Belastung in den ersten Staustufen-Bereichen auf deutscher Seite höher sei als beispielsweise an der Mittel- und Untermosel. Anhand der Sedimentuntersuchung könnten eventuelle Schadstoff-Einleitungen (aus Lothringen?) nachgewiesen werden. Für Georg Ohs sind die aktuellen Untersuchungsergebnisse begründbar. Die am höchsten belasteten Fische wie die Brassen und Barben seien Bodenfische; ebenso wie der Aal kämen diese am stärksten mit den Sedimenten am Flussgrund in Kontakt. Sogenannte Mittelfische wie das Rotauge hielten sich vorwiegend in der Flussmitte auf und seien deshalb geringer belastet.

Im Sinne der Verbraucher müssten eindeutige und nach Fischart differenzierte Verzehranweisungen herausgegeben werden, fordern der rheinland-pfälzische und luxemburgische Anglerverband unisono.

Das Mainzer Umweltministerium möchte jedoch zunächst weitere Fische untersuchen lassen, um eine breitere Datenbasis zu bekommen. Erst dann stehe fest, so wurde der Kreisverwaltung kürzlich mitgeteilt, ob die Verzehrempfehlungen aus dem Jahr 2006 geändert werden.

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