Hommage an Lehrer

TRIER. (gkl) Trotz subtropischer Temperaturen fanden weit mehr als 100 Besucher den Weg zum dritten Orgelkonzert in der Konstantinbasilika. Am Spieltisch saß der junge Etienne Walhain aus dem belgischen Tournai.

 Kathedralorganist Etienne Walhain war Solist im dritten Orgelkonzert in der Trierer Konstantinbasilika. Foto: Gerhard W. Kluth

Kathedralorganist Etienne Walhain war Solist im dritten Orgelkonzert in der Trierer Konstantinbasilika. Foto: Gerhard W. Kluth

Ein schöner Ort, um sich bei den hohen Temperaturen ein wenig Entspannung zu gönnen, ist normalerweise ein Kirchenraum. Allemal gilt dies, wenn dem Kirchgänger dort neben den angenehmen klimatischen Verhältnissen auch noch ein Konzert geboten wird. Inzwischen hat aber die subtropische Witterung auch die Konstantinbasilika fest in ihrem Griff. Für den Interpreten des dritten Orgelkonzerts der sommerlichen Serie wurde seine Arbeit bei 32 Grad am Spieltisch eher zu einer Tortur denn zu einem Vergnügen. Zu Gast war Etienne Walhain aus dem Belgischen Tournai, wo man ihn mit nur 26 Jahren schon zum Kathedralorganisten ernannt hat. Der 1980 geborene Organist ist Schüler des berühmten französischen Organisten und Komponisten Jean Guillou, was man nicht nur an seinem Programm ablesen sondern auch aus seiner gesamten Interpretation heraushören konnte. Kein Halt auch vor den Unarten

Schon der Auftakt des Abends, Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in e-Moll, BWV 548, und das Concerto in a-Moll, BWV 593, nach einem Konzert von Antonio Vivaldi, ließ keine Zweifel daran, dass dort ein gelehriger und verehrender Jünger des Grande Maître an den Tasten saß. Alle Unarten, für die der Pariser Meister schon in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von der Kritik in den Himmel gehoben oder aber gnadenlos verrissen wurde, konnte man bei Walhain wieder erkennen. Unmotivierte Temposchwankungen und extreme Registerwahl, gepaart mit ungünstig gewählten Manualwechseln ließen die Bach'schen Kompositionen recht unorganisch wirken. Dass dort nicht Unvermögen sondern Methode das technisch teilweise sehr virtuose Spiel bestimmte, wurde spätestens bei Vivaldis D-Dur Konzert, diesmal in der Orgelfassung von Guillou selber, deutlich. Es mag an den extremen Temperaturen gelegen haben, dass Walhain von den beiden angekündigten "Fugen über den Namen Bach", Opus 60, von Robert Schumann eine vergaß. So erklang nur die Fuge I und auch dabei wurde der Wunsch geweckt, dem Interpreten zum nächsten Weihnachtsfest ein Metronom unter den Christbaum zu legen. Als eine virtuose und vitale Hommage an den Lehrer geriet das Finale des Konzertes mit zwei Teilen aus Guillous "Jeux d'Orgue" als auch mit der Improvisation, die Walhain als Zugabe und Dank für den herzlichen Applaus spielte. Bei allem Respekt, den man für eine solche Verehrung des Lehrers haben sollte, wurde man doch an den Grundsatz erinnert: "Wer nur in den Fußstapfen seines Vorgängers geht, kann keine eigenen Spuren hinterlassen."

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