Interview „Hospizarbeit ist für mich ein Geben und Nehmen“

Trierweiler · (ma) Als ehrenamtliche Zeitschenkerin und Kinderhospizhelferin ist Marianne Dratschmidt beim Verein „nestwärme“ Trier aktiv. „Der ambulante Kinderhospizdienst ist in Trier, Trier-Saarburg, Bitburg bis Bernkastel-Wittlich tätig und sucht immer neue ehrenamtliche Helfer“, sagt sie.

 Arbeitet für den Kinderhospizdienst: Marianne Dratschmidt.

Arbeitet für den Kinderhospizdienst: Marianne Dratschmidt.

Foto: TV/Maria Adrian

Frau Dratschmidt: Wie alt sind die Kinder, die Sie betreuen?

Marianne Dratschmidt: Das Alter der Kinder ist sehr unterschiedlich, abhängig von ihrer Erkrankung und davon, ob die Eltern eine Unterstützung möchten. Mein letztes „Kind“ war schon ein junger Erwachsener von 22 Jahren.

 Welche Antwort geben Sie Kindern, wenn diese nach dem Tod fragen?

Marianne Dratschmidt: Für mich ist es wichtig, gemeinsam Antworten zu finden. Besonders  Kinder haben oft schon für sich eigene Antworten gefunden, wie es nach dem Tod weitergehen könnte. Sie brauchen nur jemanden, der ihnen zuhört. Eltern und Geschwister können das meist nicht so gut, weil sie ja selber mit der Bewältigung ihrer Emotionen, Trauer und Hilflosigkeit konfrontiert sind. Die Familie „schont“ sich untereinander. Das Thema „Sterben“ – hab ich Schmerzen – wie lange dauert es – wie fühlt sich das an – ist ebenfalls eine wichtige Frage. Auch hier geht es nicht darum, eine Antwort parat zu haben, sondern einfühlsam zuzuhören, gemeinsam Lösungen zu suchen und Aktivitäten anzubieten, die helfen können, der Angst vor dem Sterben Ausdruck zu verleihen.

 Welche Eigenschaft befähigt besonders, sterbenden Kindern zu helfen?

Marianne Dratschmidt:  Einfühlungsvermögen gegenüber einem Menschen, der Hilfe benötigt, ohne zu bewerten und ohne selbst zu viel „mitzuleiden“ oder Patentrezepte anzubieten. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, mit dem Thema Sterben und Tod umzugehen. Ein ehrenamtlicher Kinderhospizhelfer muss diesen Weg akzeptieren und Unterstützung geben. Ebenso wichtig kann es sein, das Kind oder die Familie auf andere Gedanken zu bringen, etwas vorzulesen, zu spielen, fröhlich zu sein.

Welches waren die traurigsten, welches die schönsten Momente?

Marianne Dratschmidt: Mein traurigster Moment war, im Urlaub von dem Tod einer jungen Frau zu erfahren, die ich betreut hatte. Und dann war ich weit weg, als sie starb. Und meine schönsten Momente sind, wenn ich spüre, dass mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht wird und die Menschen sich öffnen. Daraus kann auch ich sehr viel lernen. So ist meine Tätigkeit ein Geben und Nehmen.

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