Hotel schließt, Halle steht vor dem Aus

Trier · In die Diskussion um die sanierungsbedürftige Europahalle kommt Bewegung. Deren Nutzung ist bis Ende 2018 möglich. Doch das ist nicht die einzige Neuigkeit, die es derzeit gibt.

 Gnadenfrist: Die Europahalle darf in ihrem aktuellen Zustand ein Jahr länger genutzt werden. Nach dem 31. Dezember 2018 ist aber definitiv Schluss mit der bauordnungsrechtlichen Ausnahmeregelung. TV-Foto: Roland Morgen

Gnadenfrist: Die Europahalle darf in ihrem aktuellen Zustand ein Jahr länger genutzt werden. Nach dem 31. Dezember 2018 ist aber definitiv Schluss mit der bauordnungsrechtlichen Ausnahmeregelung. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier Die Lage ist verzwickt. Es gibt zwar unterschiedliche Eigentümer im Gebäudekomplex mit der offiziellen Adresse Kaiserstraße 29 (siehe Info). Doch das Penta-Hotel schien bisher ohne die Europahalle ebenso undenkbar wie die Halle ohne das Hotel. Aber das wird nach Informationen des Trierischen Volksfreunds nun Realität.
Das Hotel: Das Haus mit seinen 127 Zimmern auf fünf Etagen wird es offenbar ab Februar 2018 in der aktuellen Form nicht mehr geben. Nach Auskunft von Jerome Frantz, Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), haben 54 der 63 Mitarbeiter ihre bis spätestens 31. Januar 2018 wirksamen Kündigungen erhalten. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob die Mitarbeiter mit einem Sozialplan rechnen können. Denn es gibt bisher noch keinen Betriebsrat, der mit der Geschäftsführung eine solche Regelung aushandeln könnte. Nach Auskunft von NGG-Gewerkschaftssekretär Frantz wird derzeit versucht, doch noch eine Mitarbeitervertretung zu bilden. Marco Zimmermann, Direktor des Penta-Hotels Trier, will die Kündigungen derweil nicht bestätigen: "Dazu möchte ich mich nicht äußern", erklärt er auf TV-Nachfrage.
Wie es mit dem Gebäude des Hotels weitergeht, steht derzeit in den Sternen. Stefan Siebner, Unternehmenssprecher des Immobilienbesitzers Berlinova, bestätigt, dass die Hotel-Immobilie zum Verkauf steht und der Pachtvertrag mit dem Penta-Hotel nicht verlängert werde. Wann der Vertrag konkret ausläuft, will er allerdings nicht sagen. Im Internet-Verkaufsangebot der Berlinova ist die Trierer Immobilie noch nicht eingestellt.
Die Halle: Zur konkreten Zukunft des Hotels will Kulturdezernent Thomas Schmitt sich nicht äußern. "Hinsichtlich der Europahalle ist es auch erst mal gar nicht weiter relevant, ob es in der Immobilie über 2017 hinaus noch ein Hotel gibt oder nicht. Denn die städtische Messegesellschaft, die den Betrieb der Halle ab 2018 übernimmt, ist dafür nicht auf zusätzliches Personal des Hotels angewiesen. "Außerdem haben wir uns vertraglich zusichern lassen, dass wir bis Ende 2018 die Toilettenanlagen und zwei Konferenzräume des Hotels für die Europahalle mitnutzen können - auch, wenn das Hotel einen anderen Betreiber bekommen oder die Immobilie den Besitzer wechseln würde."
Eigentlich wäre am 31. Dezember dieses Jahres Schluss. Dann fällt die bislang verpachtete Halle (siehe Info) wieder an die Stadt Trier zurück, der sie gehört. Und die Betriebserlaubnis erlischt. Denn vor allem in Sachen Technik und Brandschutz ist die 40 Jahre alte Halle nicht auf dem heutigen Stand der Dinge. Laut einem Gutachten, das Schmitts Amtsvorgänger Thomas Egger in Auftrag gegeben hatte, würde eine "Revitalisierung", sprich: Generalsanierung und Modernisierung, rund zehn Millionen Euro kosten (der TV berichtete). Die weiteren Varianten - Teilneubau oder Abriss/Neubau - wären noch kostspieliger. Bisherige Bemühungen, einen Käufer zu finden, haben nicht gefruchtet.
Doch jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache. "Wir haben die Genehmigung der Bauaufsicht erhalten und dürfen die Halle für ein Jahr weiterbetreiben", verkündet Schmitt. Das "wir" ist wörtlich zu verstehen. Denn als Betreiber wird - so im Juni vom Stadtrat für den Fall der (inzwischen erteilt) temporären Nutzungserlaubnis beschlossen - die städtische Messe- und Veranstaltungsgesellschaft (MVG) fungieren. Mit der MVG, die auch für das Bespielen der Arena und des Messeparks samt der dortigen Halle zuständig ist, will Schmitt jetzt den Betreibervertrag über ein Jahr abschließen.
Die Zukunft An einen Betrieb über den 31. Dezember 2018 hinaus ist jedoch nicht zu denken. Schmitt: "Wir haben alles versucht, aber das ist bauordnungsrechtlich nicht möglich." Nächster Schritt: "Wir starten ein Markterkundungsverfahren", kündigt der Dezernent an. "Wir wollen in den kommenden Monaten in Erfahrung bringen, was es an Ideen und Möglichkeiten für die Europahalle gibt." Dahinter steckt die leise Hoffnung, es könnte sich ein Investor finden und den Wunsch der Stadt erfüllen, dass es weiterhin eine Halle ähnlicher Größenordnung und mitten in der City gibt, laut Schmitt "am liebsten am bisherigen Standort. Das ist unsere Präferenz."
Was der 44-jährige CDU-Politiker nicht öffentlich sagt, aber naheliegend ist: Auch das direkt angebaute Hotel könnte in eine Neustrukturierung des gesamten Gebäudekomplexes beziehungsweise des Standorts einbezogen werden. Eine "große Lösung" - das ganze Areal samt Hotel und Halle kaufen - würde ganz andere Möglichkeiten eröffnen, als "nur" die Europahalle wiederzubeleben. Dieses Szenario weckt gleich wieder Erinnerungen an die 2013/14 diskutierten und vom Stadtrat abgelehnten Pläne des Projektentwicklers ECE (Hamburg), zwischen Viehmarkt und Kaiserstraße ein großes Einkaufszentrum zu bauen. Schmitt sagt dazu: "An unserem Markterkundungsverfahren kann sich jeder beteiligen, auch die ECE. Aber ein Einkaufszentrum erachte ich als unwahrscheinlichste Variante - Stand heute."KommentarMeinung

Europahalle ade
Man muss sich mit dem Gedanken vertraut machen: Die Europahalle ist in ihrem jetzigen Zustand nicht nur ein Auslaufmodell. Sie wird in nicht allzu ferner Zukunft von der Bildfläche verschwinden. Denn der mit der Halle verzahnte Hotelkomplex steht nach aktueller Lage ebenfalls vor dem Aus. Sogar ein Kaufpreis für das Hotel geistert schon durch die Gerüchteküche: fünf Millionen Euro. Prognose: Da wird niemand auf die Idee kommen, zehn Millionen Euro nur dafür auszugeben, die Europahalle im Bestand zu sanieren und zu modernisieren. Nach TV-Informationen gibt es bereits mehrere Interessenten, die eine komplette Umnutzung des Areals im Auge haben. Das Markterkundungsverfahren, das jetzt eröffnet wird, dürfte weitere Bewerbungen bringen. Gut aus Trierer Sicht, dass es nicht nur ein einziger potenzieller Investor ist. Denn damit steigen die Chancen der Stadt, einen Partner zu finden, mit dem sich die zentrale Wunschvorstellung realisieren lässt: eine Multifunktionshalle möglichst am angestammten Standort zu bauen. Ende des Jahres dürfte klar sein, wohin die Reise geht. r.morgen@volksfreund.deExtra: MILLIONENGRAB EUROPAHALLE


Die Europahalle Trier wurde nach zweijähriger Bauzeit am 1. Oktober 1977 eröffnet. Die 16,1 Millionen Mark Baukosten (8,23 Millionen Euro) trug zu 80 Prozent das Land. Aus dem Stadtsäckel flossen umgerechnet rund 1,64 Millionen Euro. Doch seit 1994 waren mehrfach große Investitionen für Modernisierung und Sanierung nötig, für die allein die Stadt aufkam. Mittlerweile summieren sich die geleisteten Ausgaben für Instandhaltung plus Betriebskostenzuschuss (jährlich 200 000 Euro) auf einen Betrag, der deutlich höher ist als die ursprüngliche Bausumme. Die baulichen Verhältnisse sind aus heutiger Sicht ebenso schwer nachzuvollziehen wie das Betreibermodell. Küche und Restaurant des Penta-Hotels gehören zur Europahalle, sind also städtisch. Pächter der Europahalle ist die Trierer Bürgerverein AG (inzwischen im Alleinbesitz der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung), betrieben wird sie vom Penta-Hotel. Diese vertraglichen Bindungen laufen am 31. Dezember 2017 aus. Dann fällt die Europahalle an die Stadt zurück. Das Gebäude des Penta-Hotels gehört der Berliner Firma Berlinova-Immobilien.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort