Humanitäre Hilfe mit Heiligen

Der Religionswissenschaftler und Ikonograph Dr. Dimitrij Greven stellte am Wochenende in der Trierer Europahalle hunderte russische Ikonen aus. Aus dem Verkauf der Heiligenbilder finanziert er Hilfstransporte in die Ukraine.

Trier. Großformatige Darstellungen der Gottesmutter auf Holztafeln, winzige Reise-Ikonen aus Metall und sogar "politische Ikonen" mit Titeln wie "Die Feinde der wahren Kirche Christi" hat Dr. Dimitrij Greven mit in die Trierer Europahalle gebracht. Auf den mit goldgelben und violetten Tüchern bedeckten Tischen um ihn herum reiht sich Heiligenbild an Heiligenbild. "Ikone sucht sich ihren Besitzer"

Nach welchen Kriterien wählen Sammler aus dieser beeindruckenden Fülle? "Die Ikone sucht sich ihren Besitzer aus", erklärt der Religionswissenschaftler. "Das passiert meist katholischen Menschen", fügt er augenzwinkernd hinzu.Die Exponate aus dem 17. bis 19. Jahrhundert stammen aus dem riesigen Fundus der russischen orthodoxen Kirche. Sie gehörten einst zum privaten Besitz russischer Familien und sind Dokumente tiefer Volksfrömmigkeit. "Russische Eltern waren stetes bemüht, ihrem Kind bei der Taufe eine Ikone mit auf den Weg zu geben", sagt Greven. Nach dem Tod seien die Ikonen der Verstorbenen für das Sechs-Wochen-Amt in die Kirche gebracht und meist nicht wieder abgeholt worden - "auf dass sie ewig Fürsprache halten".In der Sowjetzeit wurden die Heiligenbilder eingelagert und nach der politischen Wende an die Kirche zurückgegeben, die diese nun teilweise an Greven verkauft. Dazu kann er eine Sondergenehmigung des Moskauer Kulturministeriums vorweisen, da er mit dem Erlös Hilfstransporte finanziere, wie er unterstreicht.Seit 25 Jahren haben es sich Greven und die ehrenamtlichen Mitarbeiter seiner Kirchengemeinde im Bergischen Land zur Aufgabe gemacht, Not und Armut im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu lindern. Aktuell unterstützen sie die Hilfsdienste der russischen Kirche in der Ukraine. Eine Hilfstour kostet bis zu 8000 Euro

Der Gewinn aus dem Verkauf der Ikonen dient nach Abzug der Kosten zur Finanzierung der Hilfstransporte. Bis zu 8000 Euro koste eine Tour, berichtet Greven. Der Lastwagen hat dann Medikamente, medizinische Hilfsgeräte und Dinge des täglichen Bedarfs an Bord. Dazu gehören auch die gebrauchten Kleidungsstücke, die Greven unter den Blicken all der gemalten Heiligen im Rahmen seiner Ikonenausstellung als Spenden dankbar entgegennimmt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort