Humor ist - wenn man durchhält

TRIER. Büttenreden und Tanzeinlagen am laufenden Band: Das bot die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) bei der Generalprobe für die Fernsehsitzung des SWR am Donnerstagabend. Das vierstündige Programm begeisterte das Publikum, erforderte aber auch Durchhaltevermögen.

 Zum Fernseh-Studio umfunktioniert: Die Europahalle ist Schauplatz der SWR-Fernsehsitzung.Foto: Hans Krämer

Zum Fernseh-Studio umfunktioniert: Die Europahalle ist Schauplatz der SWR-Fernsehsitzung.Foto: Hans Krämer

Durch Federn aufgewertete Narrenkappen prosten mit reichlich Pailletten und Glitzer dekorierten Gardekostümchen zu und schunkeln im Takt der Showband "Magic". Typisch Fastnacht eben. Und doch ist etwas anders. Die roten Lämpchen, die hin und wieder mal vor der Bühne, mal mitten im Publikum aufleuchten, mögen nicht jedem auffallen. Die dahinter stehenden Kameramänner jedoch sind nicht zu übersehen. Der Optik halber wurden sie mit quietschbunten Clown-Kostümen ihrer Umgebung angepasst.Ein Küsschen für jede Dame

Die Thematik begeistert Moderator Peter Pries immer wieder. Er überschüttet nicht nur die kurz geschürzten Funkenmariechen mit überschwänglichen Komplimenten, sondern lobt auch das nahezu ausnahmslos verkleidete Publikum. "Ich würde am liebsten rund gehen und jeder Dame ein Küsschen geben", schäkert der ATK-Präsident. Etwas weniger diplomatisch nimmt Franz Wanninger Kontakt mit der Frauenwelt auf. In seiner Büttenrede philosophiert er über den Geschlechterkampf. Nach augenzwinkernden (Selbst-) Beweihräucherungen vom Liebesknochen bis zum Alleskönner gipfelt sein Porträt des starken Geschlechts darin, dass er 2003 zum "Jahr des Mannes" ausruft. In Anbetracht des Showtanzes der Zewener "Hupfdohlen" mag er da gar nicht so falsch gelegen haben. Unter dem Motto "Falko meets Amadeus" legen die acht Ladys eine heiße Bühnenshow auf das Parkett, die sogar Prinz Christoph I. den Atem nimmt. Aus den langen Rokoko-Roben werden im Handumdrehen wandelnde Dessous: Strapse und Strumpfhalter in allen Farben und Variationen. Die über 30 Programmpunkte haben es jedoch nicht nur auf die optischen Reize abgesehen. Helmut Leiendecker wirft mit seinem Kilt als Bühnenoutfit zwar unweigerlich die Frage auf, was er denn drunter trägt, aber hauptsächlich begeistert die Band mit ihren Hits. Das textsichere Trierer Publikum unterstützt sie aus Leibeskräften. Nicht weniger ungewöhnlich präsentieren sich "de Funkis". Deren Kopfbedeckungen reichen von der Koch- bis hin zur Reggae-Mütze mit roten, gelben und grünen Rastazöpfen. Mit weniger Klamauk und mehr Kondition wirbeln die drei Tanzmariechen über die Bühne. Sie verrenken ihre Glieder, fliegen in einhändigem Flic-Flac von links nach rechts und donnern anschließend mit einem eingesprungenen Spagat auf die Bretter. Nicht weniger anstrengend, jedoch im Schutz der Gruppe, zeigen sich die weiteren sieben Tanzformationen. Nach vier Stunden ist alles vorbei. Die Scheinwerfer werden ausgeschaltet. Vorbei ist das bunte Spektakel. Aber jetzt kommt erst die wirklich spannende Frage auf: Wer findet sich am Sonntag Abend um 20.15 Uhr im Dritten in der Fernseh-Aufzeichnung wieder? Eins steht fest: Die Sendezeit wird auf jeden Fall kürzer sein als die Live-Sitzung.

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