Hund beißt Lämmchen tot

Trier · Mehrere tote Schafe, zwei tief erschrockene Frauen und zwei verängstigte Kinder: Das ist die Bilanz von zwei Hundeattacken am Mittwoch auf dem Tarforster Plateau in Trier.

Trier. Das kleine Merinoschaf hat keine Chance. Mit nur einem Biss bricht der Hund das Genick des Lämmchens, das erst in der Nacht zuvor geboren worden war. "Ich habe schon viele Hundeattacken auf meine Herde erlebt. Aber so aggressiv zugebissen hat noch keiner", sagt Tina Veseley.
Die Schäferin ist mit ihrer Herde das ganze Jahr über rund um Trier unterwegs. Am Mittwoch gegen 16.30 Uhr grasen ihre rund 700 Tiere - darunter rund 100 Lämmer und 350 trächtige Mutterschafe - auf einer Hangwiese oberhalb von Tarforst. "Zuerst habe ich eine Hundepfeife gehört. Und dann schauten die Tiere auch schon verschreckt talwärts", erzählt die 26-jährige Schäfermeisterin.
Plötzlich gerät die Herde in Bewegung. "Ein großer, heller Hund jagte die Tiere den Hang hinauf", erzählt Veseley. Die Schafe geraten in Panik. Einige Tiere stürzen. Das Merinolamm hat der Hund schon totgebissen, ein weiteres schwer verletzt. Das dritte Lamm stirbt unter den Hufen der rasenden Tiere. Ein trächtiges Mutterschaf verliert den Kontakt zur Herde. Der Hund hetzt ihm hinterher. Als das Schaf fällt, verbeißt er sich in ihm.
Schäferin Veseley schreit den wildgewordenen Hund an. Dann ist auch die Besitzerin des Hundes da, den sie beim Spaziergang auf dem Tarforster Plateau frei laufen ließ. "Der Halterin tat ihr furchtbar leid, was ihr Hund angerichtet hat", sagt Veseley. Sie beklagt nicht nur die getöteten Tiere. "In der letzten Nacht hatten wir schon eine Totgeburt, zehn trächtige Schafe fressen nicht mehr. Die Tierärztin hat bestätigt, dass wir mit weiteren Totgeburten rechnen müssen."
Veseley hat den Vorfall angezeigt. Auskunft zum Stand der Ermittlungen konnte die Polizei am Donnerstag allerdings noch nicht geben.
Der Angriff auf die Schafherde war die zweite Hundeattacke auf dem Tarforster Plateau am Mittwoch: Ein großer, schwarzer Neufundländer, der alleine durch die Fritz-von-Wille-Straße im Wohngebiet Trimmelter Hof streunte, hatte am frühen Nachmittag zwei Fußgänger angefallen. Zuerst sprang er an einer 61-jährigen Fußgängerin hoch. Diese rief aus Angst vor dem großen Tier laut um Hilfe. Eine Anwohnerin hörte das und öffnete die Haustür, sodass die Angegriffene sich in Sicherheit bringen konnte. Kurze Zeit später fiel der Neufundländer - die bei einer Rückenhöhe von bis zu 70 Zentimetern rund 65 Kilo auf die Waage bringen können - eine 41-Jährige an. Die Mutter hatte ein Kleinkind auf dem Arm und ihren vierjährigen Sohn an der Hand. Ein Autofahrer reagierte schnell, stoppte und riss die Türen auf, sodass die Frau und ihre Kinder flüchten konnten.
Verletzt wurde bei den Hundeattacken niemand. "Deshalb liegt auch keine Straftat vor", erklärt Polizeisprecherin Sabine Bamberg. Die Ermittlungsakte wird daher an das städtische Ordnungsamt weitergeleitet. "Das Amt muss dann prüfen, ob eine Wesensuntersuchung des Hundes veranlasst werden muss und ob der Vorfall Konsequenzen für den Hundehalter hat, den wir ermitteln konnten", sagt Bamberg.
Das Verhalten des Neufundländers lasse sich ohne genauere Kenntnisse seiner Körpersprache nicht beurteilen, sagt Petra Metzdorf. Die 43-Jährige aus Tawern (Verbandsgemeinde Konz) arbeitet seit neun Jahren als Hundetrainerin. "Anspringen kann eine Aufforderung zum Spielen sein, aber auch Territorialverhalten, mit dem der Hund jemanden begrenzen oder kontrollieren will."
Bei der Attacke auf die Schafe ist für Metzdorf klar: "Der Hund ließ sich offenbar nicht von seinem Frauchen abrufen, sein Jagdtrieb hat sich durchgesetzt. Solche potenziell gefährlichen Hunde gehören unbedingt und immer an die Leine!"Extra

Das TriererOrdnungsamts prüft bei Hunden, die Menschen oder Tiere gebissen haben, besonders angriffslustig sind oder in aggressiver Weise Menschen angesprungen haben, ob ein Wesensgutachten notwendig ist. Die Charakterprüfung übernimmt entweder die Diensthundestaffel der Polizei oder ein Veterinär. Stufen die Behörden einen Hund als gefährlich ein, müssen diese außerhalb des Privatgeländes ihrer Besitzer einen Maulkorb tragen. Außerdem müssen die Halter unter anderem nachweisen, dass sie eine Haftpflichtversicherung für ihr Tier abgeschlossen haben. Im laufenden Jahr sind dem Ordnungsamt bislang drei Hundeangriffe gemeldet worden, davon eine Beißattacke. Der Hund, ein kleiner Jack-Russel-Terrier, wurde allerdings nicht als gefährlich eingestuft. wocExtra

Wie verhalte ich mich richtig, wenn mir plötzlich ein aggressiv scheinender Hund entgegenkommt? Die Hundetrainerin Petra Metzdorf aus Tawern (Verbandsgemeinde Konz) rät: 1. Schauen Sie dem Hund nicht direkt in die Augen, fixierende Blicke empfinden Hunde als Drohgeste. 2. Nähern Sie sich dem Hund nicht frontal, sondern ziehen Sie sich langsam rückwärts zurück. So signalisieren Sie dem Hund, dass Sie keine Konfrontation suchen. 3. Laufen Sie nicht schnell weg, machen Sie keine hektischen Bewegungen. Das könnte den Hund animieren, hinter Ihnen her zu laufen. 4. Greifen Sie den Hund nicht an und beschimpfen Sie ihn auch nicht, das könnte ihn aggressiv machen. 5. Versuchen Sie nicht, den Hund zu beruhigen, in dem Sie ihn streicheln wollen. Der Hund hat schließlich deutlich signalisiert, dass er keinen Kontakt will. 6. Springt der Hund an Ihnen hoch, legen Sie die Arme als Schutz um den Körper und versuchen Sie, sich wegzudrehen. woc

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