Hundert Highlights aus dem Trierer Mittelalter

Trier · Dass in der Römerstadt Trier auch mittelalterliche Hinterlassenschaften von Weltrang lagern, wissen selbst viele Trier nicht. In der Stadtbibliothek Weberbach werden ab August 2014 viele dieser Stücke in einer Dauerausstellung zu sehen sein. Die Highlights der Ausstellung sind jetzt vorab in einem Buch vorgestellt worden.

Trier. Wer an die Geschichte Triers denkt, dem kommt meist zu allererst die Antike mit den Hinterlassenschaften der Römer in den Sinn. Dabei hat etwa die Stadtbibliothek Trier auch viele Schätze aus der Zeit des Mittelalters zu bieten, wie beispielsweise rund 3000 alte Handschriften. Viele der kostbaren Stücke, die der Stadtbibliotheks-Standort Weberbach beherbergt, werden in dem frisch erschienenen Buch "Hundert Highlights - Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier" vorgestellt. Michael Embach, Leiter der Stadtbibliothek und Autor des Buchs, erklärt: "Im August 2014 wird die gleichnamige Dauerausstellung eröffnet, in der viele der Stücke erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Anhand des Buches wollen wir bei den Menschen schon vorab ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Schätze hier noch in der Schatzkammer lagern."
Dazu gehören vor allem Handschriften; die älteste davon stammt aus dem Jahr 719 und trägt den Namen Quodvultdeus ("Was Gott will"). Die einzelne Seite aus vorkarolingischer Zeit stammt ursprünglich aus einer Textsammlung, deren Rest verschollen ist, und die aus einer Reihe von Zeugnissen zu den Verheißungen und Prophetien Gottes besteht. Auch der Einband des berühmten Ada-Evangeliars, der um 1499 entstand, zählt zu den herausragenden Stücken, die in der Ausstellung zu sehen sein werden.
Der Deckel stammt vermutlich von dem Trierer Goldschmied Heinrich Wolff und ist mit Gold, Silber und Edelsteinen verziert. Der Stein in der Mitte des Einbands zeigt die Familie Kaiser Konstantins des Großen und muss schon um das Jahr 326 entstanden sein.
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der Codex Egberti, der aus dem Jahr 980 stammt und heute zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehört. Er ist in Trier und auf der Bodensee-Insel Reichenau entstanden und stellt den ältesten überlieferten christologischen Zyklus dar. Die Handschrift ist mit Purpur und Gold verziert und kam 1810 in den Besitz der Stadtbibliothek.
Ausstellungsfläche wächst


In dem Buch zur Ausstellung werden ein Überblick über die einzelnen Stücke sowie Tipps zu weiterführender Literatur gegeben. "Das Buch ist nicht nur etwas für Kunst-Fans, durch die chronologische Beschreibung der Stücke bekommt man einen guten Gesamtüberblick über das Mittelalter", sagt Michael Embach. Die meisten Stücke der Ausstellung stammen aus dem Großraum Trier, auch viele gut erhaltene Schriften aus Luxemburg und Belgien sind darunter. Damit die besonderen Stücke zukünftig gut zur Geltung kommen, wird zur Zeit die Ausstellungsfläche in der Stadtbibliothek erweitert. Zudem kommen neue Sicherheits- und Klimatechniken zum Einsatz, die die Bedürfnisse der empfindlichen Pergament-Handschriften erfüllen. Weil diese bisher fehlten, werden viele der Stücke ab August erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Weil man in den alten Schriften aber trotzdem nicht herumblättern darf, kommt künftig auch ein Multitouchtable zum Einsatz. So kann man beispielsweise den Codex Egberti zumindest virtuell durchblättern und die alten Schriften genauer unter die Lupe nehmen.
Das Buch "Hundert Highlights" ist in der Stadtbibliothek (Standorte: Weberbach und Palais Walderdorff), in Trierer Buchhandlungen sowie online erhältlich. Es erschien im Verlag Schnell & Steiner und kostet 29,95 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort