Ich bin stolz auf so einen Mann

Karl Marx

Nicht nur, dass Karl Marx mitten in unserer Stadt geboren wurde, dass er hier zur Schule ging, Abitur machte und das schönste Trierer Mädchen heiratete. Nein, er sprach auch noch - sehr zum Verdruss seiner hochgebildeten Freunde - ein breites Trierisch. Auf dieser Ebene würde ich auch gerne mit ihm kommunizieren wollen, von Trierer zu Trierer.
Natürlich und auch gerne bei einer für den wirkmächtigsten Philosophen der Welt angemessenen Größe, sagen wir mal 4,90 Meter. Dann übersieht ihn auch kein Chinese. Ich bin sicher, dass ihn indes der massive schwarze (nicht etwa rote) Sockel schon deshalb stören würde, weil er ja nicht einfach denkend herumsteht, sondern dynamisch im Gehen begriffen scheint.
Natürlich gehört das Denkmal genau hierhin, in die unmittelbare Nähe herausragender Monumente unserer Geschichte. Das antike römische Weltmachtstadttor, unser mittelalterliches Stiftsgebäude mit Kreuzgang und jetzt der weltbekannte Trierer aus dem 19. Jahrhundert.
Und lassen wir diese ewiggestrigen Beckmesser doch den Mond anbellen. Den Philosophen Karl aus dem vorletzten Jahrhundert auch nur rhetorisch in die Nähe menschenverachtender Kommunistenregime zu rücken, ist ebenso dumm wie unredlich.
Auch wenn ich Schmerzen leide, da er doch meine Religion - wie den Branntwein - zum Betäubungsmittel (Opium des Volkes) macht oder zum Aufstand der Arbeitermassen gegen die Bourgeoisie aufruft, fasziniert dieser überragende Geist. Sein dialektisches, konsequentes Denken, sein epochales, weltbewegendes Werk, sein Zigarrenkonsum, seine Ehefrau.
Kurzum, als kleiner Trierer bin ich stolz auf solch einen großen Mann. Deshalb freue ich mich darauf, ihn noch in diesem Jahr (ohne Sockel) am Simeonstift wiedersehen zu dürfen.
Dr. Gilbert Haufs-Brusberg
Trier

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