"Ich bin vom Wallfahrtsvirus befallen"

Trier · 1900 Kilometer haben sie per Rad zurückgelegt, doch die letzten Meter mussten sie schieben: Der Trierer Domvikar Markus Nikolay berichtet heute um 19 Uhr im Kapitelsaal der Welschnonnenkirche in einem Diavortrag von einer außergewöhnlichen Pilgerreise mit Jugendlichen nach Rom, die sie in mehreren Etappen zurückgelegt haben.

 Der Trierer Domvikar Markus Nikolay erreicht im Juni 2011 das 1900 Kilometer entfernte Rom mit dem Fahrrad. Einen Vortrag über die Wallfahrt nach Rom hält er am Mittwoch in der Welschnonnenkirche. TV-Foto: Cenk Cigdem

Der Trierer Domvikar Markus Nikolay erreicht im Juni 2011 das 1900 Kilometer entfernte Rom mit dem Fahrrad. Einen Vortrag über die Wallfahrt nach Rom hält er am Mittwoch in der Welschnonnenkirche. TV-Foto: Cenk Cigdem

Trier. "Zunächst wird es ein wenig hügelig, und allmählich umschließen einen die Alpen. Die Landschaft ist etwas unglaublich Faszinierendes." Domvikar Markus Nikolay ist mit dem Fahrrad von Trier nach Rom gepilgert - rund 1900 Kilometer weit.
Menschen ganz nah



"Ich bin vom Wallfahrtsvirus befallen", sagt er. Infiziert habe er sich während seiner Zeit als Kaplan in St. Wendel. 1994 pilgerte er mit 70 Kindern und Jugendlichen in drei Tagesmärschen nach Trier, "um jenes besondere Gefühl zu erleben, das sich einstellt, wenn man aus eigener Kraft den Weg gemacht hat."
Das nächste Wallfahrtsziel sollte weiter außerhalb liegen. So pilgerte Markus Nikolay in den Jahren 1999 bis 2002 nach Santiago de Compostela in Spanien. In vier Etappen - jeweils zwei bis drei Wochen - meisterte er den Jakobsweg mit seinem Fahrrad. Insgesamt 2350 Kilometer trennen Trier von Santiago. Während seiner Promotion im Fach Katholische Theologie, die er 2007 abschloss, verordnete sich Nikolay eine Pause.
Mit dem Doktortitel in der Tasche fuhr er von 2007 bis 2010 in Etappen von Rom über Athen nach Jerusalem.
Für den Theologen, der Subregens am Trierer Priesterseminar war, vier Jahre lang als Pfarrer in Trier-Ehrang wirkte und seit 2012 Abteilungsleiter im Bischöflichen Generalvikariat ist, besitzt das Pilgern auf dem Drahtesel trotz der Mühsal und Beschwernis einen hohen Erholungswert: "Wenn man dauerhaft am Schreibtisch sitzt oder mit dem Kopf arbeitet, ist intensive körperliche Anstrengung sehr erholsam. Die Gedanken fallen weg, der Fokus liegt auf Strecke, Nahrung und Unterkunft." Er gehe aber vorsichtig mit seinen Kräften um, schließlich betreibe er keinen Leistungssport. "Man trainiert auf dem Weg. Am Ende merkt man nicht mal mehr das Sattelgepäck von 20 Kilo. Zu Hause angekommen, meint man dann, die Wand senkrecht hoch fahren zu können", witzelt er. Um fit zu bleiben, böten die flache Mosellandschaft und die bergige Eifel "optimale Trainingsbedingungen".
Präsentation mit Fotos und Videos



Zu der Wallfahrt nach Rom, über die er heute berichtet, startete Nikolay 2009 mit zehn Jugendlichen und einem zweiköpfigen Kochteam. Innerhalb von drei Jahren legten sie die Strecke von 1900 Kilometern zurück. "Die entstandene Bindung zwischen den Kindern ist unbeschreiblich", sagt Nikolay.
Eine lustige Erinnerung sei die Ankunft der Fahrradpilger: Die Gendarmeriekorps der Vatikanstadt zwangen sie, vor dem Petersplatz abzusteigen. "Wir sind knapp 2000 Kilometer gefahren, und die letzten entscheidenden Meter mussten wir zu Fuß gehen."
Heute, 30. Januar, hält Markus Nikolay im Kapitelsaal der Trierer Welschnonnenkirche einen Diavortrag und präsentiert Bilder und Videos von seiner letzten Wallfahrt. Der Eintritt zum Vortrag ist frei. Es wird um eine Spende für die Kirche gebeten.

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