"Ich fühle mich als Europäer"

TRIER/WASSERBILLIG. Man spricht Französisch zu Hause bei Wolfgang Hons. Denn die Kultur und Geschichte des Nachbarlandes haben es dem ehemaligen Bundeswehroffizier und Pressereferenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und Bezirksregierung Trier angetan.

Deutsch ist bei Wolfgang Hons nur das Frühstück. Die luxemburgische Zeitung, die er zum Leberwurst- oder Marmeladenbrot liest, ist bilingual, und mit seiner aus Paris stammenden Frau spricht der ehemalige Bundeswehroffizier ausschließlich Französisch. Schon als Kind interessierte sich der gebürtige Kerpener für französische Kultur und Geschichte. Die Sprache lernte er jedoch erst als Erwachsener in Kursen. Monatelang paukte er während seiner Militärausbildung jeden Abend Französisch. Als Kompanie-Chef eines Panzerbataillons in Koblenz pflegte er später eine Partnerschaft mit einem französischen Regiment in Kaiserslautern. Dazu gehörten der Austausch von Soldaten oder mehrwöchige gemeinsame Ausbildungen. Diese Arbeit setzte Hons in seiner späteren Dienststelle in Hermeskeil mit einer französischen Einheit aus Saarburg fort. Zudem organisierte der Hobbyhistoriker Exkursionen ins Nachbarland. Vor allem an Kriegsschauplätze wie Verdun und Sedan. Er habe jungen Soldaten Geschichte begreifbar machen wollen. "Ich wurde Offizier, um einen weiteren Krieg verhindern zu helfen." 1988 heiratete Hons im ehemaligen französischen Offizierskasino die Ärztin Claudine Dubot. Gegen den Widerstand der Familie seiner Frau, da ihr Vater als Résistance-Kämpfer im KZ Buchenwald interniert war. "Ich habe großen Respekt gegenüber meiner Frau und ihrer Familie, die schließlich doch diese deutsch-französische Heirat unter dem Schatten der Vergangenheit akzeptiert haben." Ausschlaggebend dafür dürfte auch seine Weltoffenheit gewesen sein. Von Nationalismus hält der 62-Jährige nichts. "Ich fühle mich als Europäer und auf beiden Seiten der Grenze wohl." Einer seiner beiden Söhne wurde sogar in Paris geboren. Die Kontakte nach Frankreich rissen auch Anfang der 90er-Jahre während seiner Zeit als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundeswehr in Berlin und Potsdam nicht ab. Im Gegenteil. Wie schon zuvor in Trier wurde er dort Mitglied der Deutsch-Französischen Gesellschaft und hegte Beziehungen zur dort stationierten französischen Garnison. 1995 kehrte Hons nach Trier zurück und übernahm die Pressearbeit bei der damaligen Bezirksregierung. Als Generalsekretär der Deutsch-Französischen Gesellschaft Trier organisierte er ab 1996 für die Mitglieder kulturhistorische Ausflüge, unter anderem nach Lothringen, in die Normandie und an die Loire. Für all diese Bemühungen um die Zusammenarbeit beider Länder bekam er vor wenigen Wochen die Auszeichnung "Officier dans l'Ordre des Palmes Académiques" vom französischen Minister für "Education Nationale", Gilles de Robien (der TV berichtete). Inzwischen wohnen der Pensionär und seine Frau im schöneren Teil - am Hang - von Wasserbillig - als eine Art Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich. Mit Blick auf die Weinberge prostet sich das Ehepaar an milden Sommerabenden auf dem Balkon zu. Er mit französischem Rotwein, sie mit deutschem Riesling. Völkerverständigung kann so einfach sein.

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