Interview „Ich hatte viele bereichernde Erlebnisse”

Waldrach · Stephanie Nickels ist in Hermeskeil aufgewachsen und führt seit 100 Tagen die VG Ruwer als Bürgermeisterin.

 Stephanie Nickels, Bürgermeisterin der VG Ruwer.

Stephanie Nickels, Bürgermeisterin der VG Ruwer.

Foto: TV/Albert Follmann

Seit gut 100 Tagen ist die neue Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Ruwer im Amt. Im Gespräch mit unserem Redakteur Albert Follmann verrät Stephanie Nickels (50) unter anderem, was aus ihren Versprechen bei der Amtseinführung geworden ist, was sie sich bis zur Kommunalwahl 2019 vorgenommen hat und was der „Fall Busch” in der Verwaltung verändert hat.

Frau Nickels, haben Sie sich den Job so vorgestellt?

Ja, ich habe interessante und schöne 100 Tage im Amt erlebt und erlebe jeden Tag noch Neues.

Wie oft haben Sie schon Ihren Vorgänger Bernhard Busch angerufen oder er Sie?

Wir hatten keinen Kontakt. Die Amtsgeschäfte habe ich vom ersten Beigeordneten Karl-Heinrich Ewald, übernommen. Mit ihm und dem zweiten Beigeordneten Josef Kruft stehe ich im regelmäßigen Austausch.

Apropos Vorgänger: Ist der Fall Busch für die VG abgeschlossen, oder gibt es da noch Dinge aufzuarbeiten? Im Prüfbericht der Kreisverwaltung waren ja auch verwaltungsinterne Vorgänge kritisiert worden.

Ja, grundsätzlich ist der Fall Busch für die Verbandsgemeinde abgeschlossen. Die im Prüfbericht aufgeführten Themen werden systematisch in Absprache mit der Kreisverwaltung aufgearbeitet.

Um was geht es da konkret?

Es sind allgemeine Vorgänge, die das Handeln des Bürgermeisters betreffen. Wir werden die Ergebnisse zu gegebener Zeit öffentlich kommunizieren.

Sie wurden auch als Bürgermeisterin der VG Hermeskeil gehandelt. Schließlich sind Sie dort aufgewachsen. Warum haben Sie sich in der VG Ruwer beworben und nicht in der VG Hermeskeil?

Familiär bedingt war und bin ich sehr stark in beiden Verbandsgemeinden verwurzelt. Meine 25-jährige kommunalpolitische Tätigkeit in und für den Hochwald war sehr lehrreich und schön. Ich schaue gerne zurück und habe noch vielfältige Kontakte. Dieser Lebensabschnitt ist jedoch vorbei. 2010 habe ich gemeinsam mit meiner Familie meinen Lebensmittelpunkt in die VG Ruwer verlegt und engagiere mich seit dieser Zeit im kommunalpolitischen, kirchlichen und kulturellen Bereich.

Kennen Sie schon alle Beschäftigten in der Verwaltung?

: Ja, selbstverständlich. Aber es kommt schon mal vor, dass ich noch einen Namen verwechsele. Ich habe aber schon mit allen Mitarbeitern persönlichen Kontakt gehabt.

Lange hat es keine Mitarbeitervertretung in der Verwaltung gegeben. Erst unter Ihnen wurde das geändert. Haben Sie das angeregt? Wenn ja, warum ist das Ihnen wichtig?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten bereits zu Beginn meiner Amtszeit mit der  Vorbereitung der Personalratswahl begonnen. Beteiligung und Partizipation schafft Identifikation und Zufriedenheit mit der Arbeit. Dies wirkt sich positiv auf die Motivation sowie die Gesundheit und damit auch auf die Arbeitsleistung aus. Für mich ist die Zusammenarbeit mit dem Personalrat eine Selbstverständlichkeit und eine Bereicherung.

Wir haben den Eindruck, dass die Sitzungen des Verbandsgemeinderats Ruwer unter Ihrem Vorsitz harmonischer verlaufen als bei Ihrem Vorgänger. Führen Sie das darauf zurück, dass Ihnen die Fraktionen noch eine Schonfrist für die ersten 100 Tage eingeräumt haben?

Ich setze alles daran, dass der Rat seine Arbeit sachlich und fair erledigen kann. In Anbetracht der Vielzahl und Komplexität der Themen ist keine Zeit für eine Schonfrist. Wichtige Änderungen, die ich in der Kürze der Amtszeit vorgenommen habe, sind unter anderem die Verwendung von einheitlichen Sitzungsvorlagen, frühzeitiger Versand aller Sitzungsunterlagen sowie keine Beratung ohne Vorlage. Da dies in der  Vergangenheit immer Kritikpunkte waren, gehe ich davon aus, dass diese Veränderungen zur Versachlichung der Diskussion beitragen.

Bei Ihrer Amtseinführung haben Sie versprochen, den Öffentlichen Personennahverkehr  und das schnelle Internet auszubauen. Gibt es da schon Fortschritte zu vermelden?

Ein akutes Problem besteht bei der Anbindung zwischen Osburger Hochwald und dem unteren Ruwertal. Hier ist bereits eine Verbesserung in Sicht. Das Angebot an Werktagen soll durch vier Fahrtenpaare zwischen Trier-Hauptbahnhof und Farschweiler ergänzt werden. Diese Fahrten sollen ausschließlich durch das Ruwertal verlaufen. Beim Breitbandausbau sind wir in Gesprächen. Die Umsetzung soll im Sommer beginnen und bis Anfang 2019 abgeschlossen sein. Klar ist aber schon jetzt, dass mit Abschluss des laufenden Programms das Ausbauziel noch nicht erreicht sein wird. Als Verbandsgemeinde sind wir gefordert, den weiteren Ausbau zu forcieren.

Beim geplanten Schulneubau in Osburg sind Ratsbeschlüsse mehrfach gekippt worden. Gibt es nun eine verlässliche Linie?

Der Rat hat die Verwaltung beauftragt, einen Architektenwettbewerb vorzubereiten. Kürzlich fand ein Gespräch mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion  und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord statt. Das Ergebnis ist, dass wir zum Erhalt einer Förderzusage den Behörden noch ergänzende Daten zur Wirtschaftlichkeitsberechnung vorlegen müssen. Diese wollen wir kurzfristig in Auftrag geben. Nach Genehmigung der Förderzusage werden wir unverzüglich den Architektenwettbewerb auf den Weg bringen. Dann folgen Planung und Bau.

Kürzlich wurden Sie vom kompletten VG-Rat überstimmt. Der Rat setzte eine Deckelung des Elternbeitrags für die Betreuung an Grundschulen auf 35 Euro ab dem Schuljahr 2018/19 durch, obwohl sie das aus haushaltsrechtlichen Gründen für nicht umsetzbar halten. Was passiert denn nun?

Der Beschluss kam für mich und die Verwaltung überraschend, nachdem sowohl der Schulträgerausschuss als auch der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig die Empfehlung gaben, dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zuzustimmen. Aktuell arbeiten wir an der Beschlussumsetzung. In einem ersten Schritt prüfen wir die haushaltsrechtliche Umsetzung.

Außerdem werden wir nochmals abstimmen müssen, ob und in welcher Form eine konzeptionelle Weiterentwicklung möglich ist. Vonseiten der Verwaltung verbinden wir mit dem Beschluss eine organisatorische und qualitätssichernde Überprüfung und Weiterentwicklung der Schulkindbetreuung in der VG Ruwer.

Dies erfordert einen zeitintensiven Arbeitsprozess unter Beteiligung der Eltern und Schulen. Wir hoffen, noch vor den Sommerferien 2018 den Gremien das Ergebnis vorstellen zu können.

 Im Juni 2019 ist wieder Kommunalwahl. Was haben Sie sich bis zu diesem Zeitpunkt an wichtigen Maßnahmen vorgenommen?

Der Planungsbeschluss für den Neubau des Feuerwehrgebäudes Pluwig-Gusterath, die Vorlage des Wettbewerbsergebnisses für den Grundschulneubau in Osburg, mindestens zwei E-Tankstellen in der VG Ruwer am Netz,  die Schaffung  eines Ratsinformationssystems, erste Optimierungen der internen Verwaltungsabläufe und -strukturen sowie eine wirtschaftliche Neuorganisation der Klärschlammverwertung und der Holzvermarktung.

Was war für Sie persönlich das schönste berufliche Erlebnis, seit Sie Bürgermeisterin sind?

Ich hatte schon viele schöne und bereichernde Erlebnisse. Besonders unterstützend und motivierend fand ich die vielen herzlichen Begegnungen, in denen ich viel Zuspruch erfahren durfte.

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